Nach 38 Jahren hat
Großbritannien heute Nacht seinen Militäreinsatz in Nordirland beendet. Vertreter
der pro-britischen Demokratischen Unionistenpartei (DUP) würdigten die Verdienste
der Soldaten in den zurückliegenden Jahren. Anders die pro-irische Partei Sinn Fein,
die mit der DUP in der Regionalregierung zusammenarbeitet: Die katholischen Iren hätten
die britischen Soldaten als „Besatzer“ empfunden, sagten Sinn Fein-Sprecher. Ab heute
ist in Belfast, Derry oder anderen Städten der einstigen Unruheprovinz - ebenso wie
schon immer in London oder Liverpool - allein die Polizei für die Sicherheit der Bevölkerung
zuständig. Der emeritierte Erzbischof von Armagh, Kardinal Cahal Brendan Daly,
hat die Gewalt und Unruhen der vergangenen Jahrzehnte miterlebt. „So
viele Menschenleben wurden zerstört. Es gibt so viele traurige Witwen, so viele unglückliche
Väter, Töchter und Söhne. Wir müssen noch eine Weile warten, bis wieder Normalität
herrscht. Die Herausforderung ist sicherlich groß. Dazu braucht es einen Wechsel in
vielen Herzen und Köpfen. Vergebung ist ebenfalls wichtig. Es war ein langer Weg bis
zur heutigen Beendigung des Militäreinsatzes. Aber das gibt uns auch Hoffnung, denn
mit Gottes Hilfe werden wir den weiteren Weg finden.“
Möglich wurde die
Beendigung des Militäreinsatzes durch eine Einigung der einstigen Bürgerkriegsparteien,
der pro-britischen Protestanten und der pro-irischen Katholiken. Diese hatten im Mai
ein Abkommen zu einer gemeinsamen selbständigen Verwaltung der Provinz geschlossen.
„Unser Ziel muss nun lauten, eine Gesellschaft aufzubauen, in der jeder
– egal welcher Konfession, Partei oder nationalen Identität er angehört – sich hier
Zuhause fühlt, in diesem Teil von Irland.“
Insgesamt 300.000 britische
Soldaten kamen in der Provinz zum Einsatz, 763 wurden dort getötet. In den Jahren
der religiös motivierten Gewalt waren zeitweise bis zu 30.000 Soldaten auf Nordirlands
Strassen unterwegs. (rv 01.08.2007 mg)