2007-07-30 18:56:01

Rumänien: Patriarch Teoctist gestorben


RealAudioMP3 Der orthodoxe Patriarch von Rumänien, Teoctist I., ist tot. Der 92-Jährige starb am Montag Nachmittag in Bukarest. Teoctist war eine der markantesten Gestalten der europäischen Christenheit und ein inspirierter Förderer der Ökumene.
Seit 1986 hatte Teoctist, der aus dem Nordosten Rumäniens stammte, den Patriarchenstuhl in Bukarest inne. Damit stand der hagere Mönch mehr als 20 Jahre lang an der Spitze der drittgrößten orthodoxen Kirche der Welt. Teoctists Einstellung zum Diktator Nicolaus Ceausescu war umstritten, nach dem Fall des kommunistischen Regimes 1989 aber gewann er als Ökumeniker Profil. 1999 machte er dem polnischen Papst einen Besuch in Rumänien möglich - ein wichtiger Durchbruch für Johannes Paul, der damit erstmals ein mehrheitlich orthodoxes Land bereiste. Hunderttausende von Rumänen riefen während der Begegnung der beiden Kirchenführer "Unitate, Unitate!" Die Visite öffnete dem Papst später dann auch die Türen für einen Besuch in Griechenland. 2002 kam dann Teoctist als Gast des Päpstlichen Einheitsrates zu Gesprächen mit Johannes Paul nach Rom.
Seiner orthodoxen Kirche hinterläßt Teoctist vor allem das Projekt einer "Kathedrale der nationalen Aussöhnung", das bislang aber noch Standort- und Geldschwierigkeiten hat. Präsident Traian Basescu würdigt in einem Beileidstelegramm Teoctists "Weisheit" und "Ausgewogenheit". Der kommende Freitag, Tag der Beisetzung des Patriarchen, soll zu einem nationalen Trauertag erklärt werden, kündigt die Regierung an. 87 Prozent der Rumänen gehören der orthodoxen Kirche an.
In rund drei Monaten wird die rumänisch-orthodoxe Kirche einen neuen Patriarchen wählen. Bis dahin wird der Metropolit von Iasi, Daniel (Ciobotea), interimistisch die Leitung der rumänischen Kirche übernehmen. Die sterblichen Überreste Teoctists sind derzeit in der orthodoxen Kathedrale von Bukarest aufgebahrt; dort nehmen nach Medienberichten Hunderte von Menschen von ihm Abschied, viele mit Kerzen in der Hand.
Auch der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, würdigte den Verstorbenen. In einer Stellungnahme meinte er am Montag: "Die komplexe Geschichte der orthodoxen Kirche in der Zeit der kommunistischen Herrschaft hat bisweilen einen Schatten auf den Hirtendienst des Verstorbenen geworfen. Sein wacher Geist und seine ökumenische Gesinnung haben ihn in den vergangenen Jahren in seiner wahren Hirtengestalt sichtbar gemacht".



(reuters/kap/afp 30.07.2007 sk)







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