Der orthodoxe Patriarch
von Rumänien, Teoctist I., ist tot. Der 92-Jährige starb am Montag Nachmittag in Bukarest.
Teoctist war eine der markantesten Gestalten der europäischen Christenheit und ein
inspirierter Förderer der Ökumene. Seit 1986 hatte Teoctist, der aus dem Nordosten
Rumäniens stammte, den Patriarchenstuhl in Bukarest inne. Damit stand der hagere Mönch
mehr als 20 Jahre lang an der Spitze der drittgrößten orthodoxen Kirche der Welt.
Teoctists Einstellung zum Diktator Nicolaus Ceausescu war umstritten, nach dem Fall
des kommunistischen Regimes 1989 aber gewann er als Ökumeniker Profil. 1999 machte
er dem polnischen Papst einen Besuch in Rumänien möglich - ein wichtiger Durchbruch
für Johannes Paul, der damit erstmals ein mehrheitlich orthodoxes Land bereiste. Hunderttausende
von Rumänen riefen während der Begegnung der beiden Kirchenführer "Unitate, Unitate!"
Die Visite öffnete dem Papst später dann auch die Türen für einen Besuch in Griechenland.
2002 kam dann Teoctist als Gast des Päpstlichen Einheitsrates zu Gesprächen mit Johannes
Paul nach Rom. Seiner orthodoxen Kirche hinterläßt Teoctist vor allem das Projekt
einer "Kathedrale der nationalen Aussöhnung", das bislang aber noch Standort- und
Geldschwierigkeiten hat. Präsident Traian Basescu würdigt in einem Beileidstelegramm
Teoctists "Weisheit" und "Ausgewogenheit". Der kommende Freitag, Tag der Beisetzung
des Patriarchen, soll zu einem nationalen Trauertag erklärt werden, kündigt die Regierung
an. 87 Prozent der Rumänen gehören der orthodoxen Kirche an. In rund drei Monaten
wird die rumänisch-orthodoxe Kirche einen neuen Patriarchen wählen. Bis dahin wird
der Metropolit von Iasi, Daniel (Ciobotea), interimistisch die Leitung der rumänischen
Kirche übernehmen. Die sterblichen Überreste Teoctists sind derzeit in der orthodoxen
Kathedrale von Bukarest aufgebahrt; dort nehmen nach Medienberichten Hunderte von
Menschen von ihm Abschied, viele mit Kerzen in der Hand. Auch der Wiener Erzbischof,
Kardinal Christoph Schönborn, würdigte den Verstorbenen. In einer Stellungnahme meinte
er am Montag: "Die komplexe Geschichte der orthodoxen Kirche in der Zeit der kommunistischen
Herrschaft hat bisweilen einen Schatten auf den Hirtendienst des Verstorbenen geworfen.
Sein wacher Geist und seine ökumenische Gesinnung haben ihn in den vergangenen Jahren
in seiner wahren Hirtengestalt sichtbar gemacht".