Bolivien soll eine
neue Verfassung bekommen. Die Regierung möchte vor allem der indigenen Bevölkerung
mehr Rechte einräumen, doch der Weg zur Erarbeitung eines neuen Textes gestaltet sich
schwierig. Die bolivianische Bischofskonferenz hat den heutigen Tag als nationalen
Gebetstag für eine „gute Erarbeitung der neuen Verfassung“ erklärt. Der Aufruf zur
Gebetswache soll die Politiker auf christliche Werte hinweisen. Er sei gegen Passivität
und Gleichgültigkeit gerichtet, sagt der Partnerschaftsbeauftragte bei der bolivianischen
Bischofskonferenz, Michael Meyer:
„Die Regierung von Evo Morales hat eine
sehr ´andine Vision´, denn sie repräsentiert vor allem die Gruppe der Aymaras und
Quechuas. Auf der anderen Seite gibt es die Millionenstadt Santa Cruz, die eher nach
Brasilien und Europa orientiert ist. Die Stadt fordert eine größere Autonomie und
möchte sich sogar von dem ´andinen Bereich´ Boliviens abspalten. Die Kirche ist in
der bolivianischen Gesellschaft sehr anerkannt und zwar als eine Institution, die
sehr viel vertrauen genießt. Andererseits gilt sie auch als eine Institution, die
die Fähigkeit hat zu vermitteln. Auf der einen Seite wird geschätzt, dass die Bischöfe
direkt auf nationaler Ebene in Konflikten vermitteln können. Andererseits können sie
in Konflikten auf lokaler Ebene mit den verschiedenen Stellen verhandeln wie beispielsweise
mit Caritas oder anderen Organisationen im Bereich der Sozialpastorale.“
Unterstützt
wird der Gebetstag von der ´Bolivien-Partnerschaft´, also den Bistümern Trier und
Hildesheim, wo entsprechende Veranstaltungen stattfinden sollen, so Mayer. Anfang
August 2006 nahm die verfassungsgebende Versammlung ihre Arbeit auf, ein Jahr Zeit
bekam sie für die Erarbeitung eines neuen Textes. Doch schon vor Monaten zeichnete
sich ab, dass die Delegierten dies bis zum Stichtag am 6. August nicht schaffen werden.
Grund für die Zeitnot: Wegen eines Streits über das Abstimmungsverfahren begann die
Versammlung erst nach mehr als einem halben Jahr mit der eigentlichen Arbeit. Trotz
seines Reichtums an Bodenschätzen ist Bolivien eines der ärmsten Länder Südamerikas.
Es leben über 30 verschiedene Volksgruppen – nicht immer Frieden – in dem Land. Der
Katholizismus ist in Bolivien Staatsreligion, knapp 90 Prozent gehören der römisch-katholischen
Kirche an. (rv 27.07.2007 mg)