Kolumbien betreibt eine Politik der „verbrannten Erde“. Die seit 40 Jahren von Regierung
und Guerillas umkämpften Gebiete sollten unbewohnbar gemacht werden. Diese Kritik
kommt von der Initiative Aachener Friedenspreis. Diese hat jetzt die so genannten
Friedensdörfer Kolumbiens in die Öffentlichkeit gerückt. Sie pochen auf ihre Neutralität
und wehren sich gegen die anhaltenden Guerillakämpfe. Sie halten strikte Neutralität,
ihre Prinzipien sind außerdem ein Alkoholverbot auf dem Gelände, nachhaltiges Wirtschaften
und der Einsatz von regenerativen Energien. Fünfzig Gemeinden haben sich in den letzten
zehn Jahren zu Friedensdörfern erklärt. San José de Apartadó war die erste und wurde
1997 von 1350 Menschen gegründet. Stellvertretend für die anderen Gemeinden soll sie
den Aachener Friedenspreis erhalten. Der Vorsitzende der Initiative Aachener Friedenspreis,
Otmar Steinbickler: „Die kolumbianische Regierung erklärt nach außen, dieses
Dorf wäre völlig okay und es gebe keine Probleme; dann wieder wird behauptet, das
Dorf stehe auf Seiten der Guerilla, wobei sich das Dorf ja von der Regierung, sowie
der Guerillas und den Paramilitärs losgesagt haben, und auch keinerlei Waffen oder
dergleichen im Dorf dulden. Nach außen, gegenüber der Weltöffentlichkeit, versucht
die Regierung, sich als neutral darzustellen. Aber indirekt gibt es doch große Vorbehalte
beziehungsweise auch den Verdacht, dass die Regierung Aktionen gegen dieses Dorf unterstützt.“ Die
strikte Neutralität, die sich die Gemeinde verordnet hat, wird von den Bewaffneten
nicht akzeptiert. 164 Mitglieder wurden in San José seit der Gründung vor zehn Jahren
getötet. Ermordet von Paramilitärs, Militärs, Polizei und Guerilla, die um die strategisch
wichtige und an Ressourcen reiche Region kämpfen. Seit der Bekanntgabe der Preisverleihung
Anfang Mai starben zwei Menschen. „Das ist schon etwas, was uns sehr zu Herzen
geht, aber wir haben einen Brief von der Gemeinde erhalten, dass sie gerade unsere
Preisverleihung als große Unterstützung ansieht, gerade gegen diese Gewaltaktionen.“ Der
Aachener Friedenspreis wird seit 1988 an Menschen verliehen, die sich an der Basis
für Frieden und Völkerverständigung einsetzen. Verliehen wird die symbolisch mit 1.000
Euro pro Preisträger dotierte Auszeichnung alljährlich am 1. September, dem Antikriegstag. (domradio
26.07.2007 bp)