2007-07-24 16:58:57

Bulgarien: Islamexperte Voecking, „Prozess hilft nicht“


Nach acht Jahren in libyscher Haft sind die in einem Aids-Prozess verurteilten bulgarischen Krankenschwestern und ein palästinensischer Arzt frei. Cecilia Sarkozy, die Frau des französischen Präsidenten, und EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner, die in Libyen noch einmal vermittelt hatten, brachten sie zurück nach Bulgarien. Bei ihrer Ankunft wurden die sechs vom Präsidenten sofort begnadigt.
Die ursprünglich verhängten Todesstrafen waren vor einer Woche in lebenslange Haft umgewandelt worden, nachdem die Familien, der angeblich vorsätzlich mit HIV infizierten Kinder Entschädigungszahlungen erhalten hatten. Ein „normaler Prozess in der islamischen Welt“, sagte gegenüber Radio Vatikan Pater Klaus Voecking, Islamwissenschaftler und beim Rat der Europäischen Bischofskonferenzen Experte für Islam und Migration. „Das islamische Recht sieht vor, dass man bei der Verurteilung auch die Möglichkeit hat, sich frei zu kaufen.“
Die EU-Kommission lobte dagegen die „humanitäre Geste“ Libyens und des Revolutionsführers Muammar el Gaffadi und sagte noch einmal Hilfe für die in Bengasi mit AIDS
infizierten Kinder zu.
Es war ein Schauprozess, so Voecking, jedoch kein Islamischer, sondern ein libyscher.
„Es ging um die libysche Politik. Gadafi will mit Europa sich wieder versöhnen, wenn man so will.“ Die harte Haltung bis zuletzt sei aus politischem Kalkül nötig gewesen: „Man muss sein Gesicht wahren in der islamischen Welt. Mit diesem Prozess hat man wirklich in Beispiel, wie man Politik betreiben kann, muss oder nicht soll.“
Auch wenn jetzt westliche Politiker die Beziehungen zu Libyen wieder intensivieren wollten – am Mittwoch reist beispielsweise Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy nach Tripolis – Islamexperte Voecking hält den ganzen Prozess für eine „Negativmeldung“ und „eine sehr böse Sache“: „Der Prozess an sich hilft nicht für die Beziehung zwischen Christen und Muslime.“
Als Grund für die HIV-Infektion hatten Wissenschaftler über Jahre hinweg die schlechten hygienischen Bedingungen in den libyschen Krankenhäusern angeführt. Der Prozess sei eine Farce gewesen, betont Voecking. Nach langen Jahren im Maghreb weiß er, Aids und Geschlechtsverkehr sind in der öffentlichen Diskussion dort ein Tabuthema.
(rv/dw 24.07.2007 bp)








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