Nach dem Erdrutschsieg
der islamisch-konservativen Partei AKP bei den Parlamentswahlen in der Türkei spricht
sich ein wichtiger Vatikan-Kardinal für die Aufnahme der Türkei in die EU aus. Der
"Finanzminister" des Papstes, Kardinal Sergio Sebastiani, begrüßte in einem Zeitungsinterview
den Sieg der Partei von Ministerpräsident Tayyip Erdogan. Dadurch werde der Weg für
weitere Reformen in der Türkei frei. Die kemalistisch-laizistische Ausrichtung der
Türkei sieht der Kardinal, der früher Nuntius in Ankara war, durch Erdogan nicht in
Gefahr. Die EU solle den Reformprozess in der Türkei "aufmerksam verfolgen" und die
Tür zum EU-Beitritt offenhalten; sonst drohe die Türkei ins islamistische Lager abzudriften. Erdogans
Partei erzielte beim Urnengang von gestern rund 47 Prozent der Wählerstimmen. Der
Premier kündigte an, auch weiterhin entschlossen für eine EU-Vollmitgliedschaft einzutreten.
EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Baroso gratulierte ihm zum Wahlsieg. Die Türkei
steht seit 2005 in Verhandlungen über einen EU-Beitritt. Auch in der Türkei selbst
haben viele Kirchenleute positiv auf Erdogans Wahlsieg reagiert. "Für die religiösen
Minderheiten ist das eine gute Nachricht", meinte der Sprecher der katholischen Bischofskonferenz.
Erdogans Drängen nach Europa komme den Minderheiten zugute. Außerdem seien die Verhandlungen
mit dem Staat über eine juridische Anerkennung der christlichen Gruppen in der Türkei
jetzt wohl leichter, hoffte der Sprecher. Worum es den Katholiken in der Türkei
geht, formuliert Maddalena Santoro - Leiterin der Don-Santoro-Stiftung. Sie ist die
Schwester des vor einem Jahr im türkischen Trabzon ermordeten italienischen Priester
Andrea Santoro. "Es gibt noch keine volle Anerkennung von seiten der Türkei, was
unsere Freiheit betrifft, im Land zu leben und uns frei zu bewegen. Als wäre es wirklich
die Absicht der Christen, Leute zu fangen! Wir wollen aber einfach ein respektvolles
Zusammenleben. Wir wollen einfach eine volle Anerkennung." (rv 23.07.2007 sk)