2007-07-15 09:06:20

Kardinal Kasper: „Die Karawane zieht weiter“


RealAudioMP3 Das jüngste von der Glaubenskongregation veröffentlichte Dokument über das Kirchenverständnis hat verschiedene Reaktionen ausgelöst. Insbesondere die Kirchen der Reformation haben das Dokument als „ökumenisch brüskierend“ bezeichnet. Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper, sieht in der Erklärung der vatikanischen Glaubenskongregation „keinen sachlichen Grund“, dass sich evangelische Christen empören oder brüskiert fühlen sollten. Mario Galgano hat ihn zu den weiteren Schritten in der Ökumene gefragt.

„Es geht auf jeden Fall mit dem Dialog weiter, auch nach diesem Dokument. Es ist ja nicht die Absicht des Dokumentes, den Dialog zu blockieren, sondern Klarheit in dem Dialog zu bringen - und das ist immer ein Fortschritt. Es geht vor allem dadurch weiter, dass wir bei dem ansetzen, was wir gemeinsam haben, und das ist viel wichtiger und größer als das, was uns trennt. Das heißt nicht, dass man die Unterschiede verschleiert. Sondern die Unterschiede muss man im Zusammenhang mit dem Gemeinsamen lösen. Das Gemeinsame ist wichtig, weil wir gemeinsam heute Zeugnis geben müssen von Gott, von Jesus Christus, vom Evangelium. Das ist, was die Menschen brauchen, und die theologischen Unterschiede haben erst dann ihren Platz und ihre entsprechende Bedeutung.“

Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass diejenigen, die sich empört haben, aus zwei Richtungen kommen: Auf der einen Seite haben die evangelischen Kirchen heftig gegen das Dokument gesprochen, und auf der anderen Seite gibt es die Orthodoxen. Mir scheint nun, dass die Orthodoxen ein bisschen weniger Empörung gezeigt haben. Ich habe gelesen, dass Metropolit Kirill sogar lobende Worte gesprochen hat.

„Ich sehe das genauso, Metropolit Kirill vom Moskauer Patriarchat hat sich sehr lobend ausgesprochen. Zu dieser Erklärung hat er gelobt, dass es eine klare Sache ist, und man kommt nur weiter, wenn man ehrlich und klar seine Position vertritt und dann natürlich sich mit den anderen austauscht. Ich denke nicht, dass auf Seiten der orthodoxen Kirchen große Probleme entstehen können über diesen Text. Er entspricht ja auch weitestgehend der orthodoxen Position. Anders ist dies mit der evangelischen Seite. Hier bestehen einfach in den Punkten ´Was ist Kirche?´, ´Wo ist Kirche?´, ´Wie ist Kirche?´, ´Was ist das Amt in der Kirche?´ noch grundlegende Fragen. Die hat auf deutscher Seite sehr deutlich Bischof Wolfgang Huber von Berlin ausgesprochen. Wir haben aber auch wesentlich freundlichere Reaktionen bekommen. Das ist wahrscheinlich noch nicht in der Presse. Die evangelisch-lutherische Kirche der Vereinigten Staaten benützt einen Ton, der völlig anders ist und viel freundlicher, konstruktiver und weiterführender. Man kann nicht einfach sagen, dass es einen Aufstand und eine Empörung auf evangelischer Seite gibt. Auch dort sind die Standpunkte überaus differenziert.“

Welche Botschaft kann man den Mitbrüdern und Mitschwestern geben, die empört sind? Was kann man ihnen mitteilen?

„Man kann Verschiedenes sagen. Man kann zum Ersten sagen, dass das Dokument auch sehr positive Aussagen über die evangelische Kirche macht. Dass dort Jesus Christus wirksam gegenwärtig ist. Zum Heil der Glieder dieser Kirche. Es ist eine Aussage, die vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar gewesen wäre. Da gibt es einen gemeinsamen positiven Grund. Und zum Zweiten muss man sagen, die evangelischen Kirchen haben einfach ein anderes Kirchenverständnis und ein anderes Amtverständnis. Es kann nicht gegen den Dialog sein, das zu artikulieren und dann darüber zu sprechen. Die Evangelischen legen gerade in der letzten Zeit Wert auf ein eigenes Profil. Nun hat die katholische Kirche ihr Profil dargelegt. Das kann nichts Verbotenes und nichts Negatives sein.“

 
Können Sie uns auch etwas zu einem nächsten ökumenischen Schritt erzählen? Etwas, was jetzt auch ansteht?

„Wir bereiten uns ja vor, um nach der Sommerpause nach Sibiu (Hermannstadt) in Rumänien zu reisen, wo die Europäische Versammlung stattfindet. Und das ist ein ganz wichtiger Schritt, der auch zeigt, die Konfessionen, die Kirchen sind beieinander und wollen beieinander bleiben. Sie haben ein gemeinsames Zeugnis für Europa; und dann im Oktober wird die weitere Vollversammlung der Dialogsgruppe zwischen der katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen sein. Da hoffen wir, auch einen Schritt weiter zu kommen. Das Dokument, das wir letztes Mal andiskutiert haben, soll zu Ende geführt werden. Die Karawane zieht weiter, und die Ökumene marschiert.“

(rv 15.07.2007 mg/jh)







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