Italien: Vatikan-Dokument störte Ökumenische Feier nicht
Wenige Tage nach der
Veröffentlichung des Dokuments der Glaubenskongregation über das Kirchenverständnis
hat der Ökumene-Chef des Papstes, Kardinal Walter Kasper, in Rom zusammen mit dem
evangelischen Landesbischof Otfried July aus Stuttgart einen ökumenischen Gottesdienst
in der evangelisch-lutherischen Christuskirche in Rom gefeiert. Der gemeinsame Gottesdienst
war bereits seit längerer Zeit geplant gewesen. Trotzdem war das Vatikanschreiben
auch ein Thema bei diesem ökumenischen Gottesdienst.
Es hätte eine ganz normale,
vielleicht besonders liebevoll gestaltete ökumenische Feier werden sollen: eine evangelische
Delegation aus Stuttgart war nach Rom gekommen, mit dabei auch der katholische Domchor
aus Rottenburg, und der vatikanische Ökumene-Chef Kardinal Walter Kasper hatte zugesagt
zu kommen. Alles lief wie geplant - und doch anders. Denn das jüngste vatikanische
Dokument konnte nicht einfach nicht zur Sprache kommen. Der Gastgeber der ökumenischen
Feier, Matthias Fricke-Zieseniß, Pastor der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde
in Rom:
„Ich bin ziemlich gelassen geblieben, weil nach "Dominus Jesus"
im Prinzip nichts Neues in dem Papier von Kardinal Levada steht. Wenn man sich fragt,
wie es um die Einheit der römisch-katholischen Kirche bestellt ist, dann habe ich
so meine Zweifel, denn es gibt dermaßen viele in der Hierarchie wie auch an den Universitäten
und an der Basis, die sagen, dass das Zeitalter der Ökumene jetzt ist und nicht morgen
oder übermorgen. Kirche definiere ich: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt
sind, da bin ich mitten unter ihnen. Das ist natürlich ein Satz aus dem Evangelium,
der geerdet werden muss.“
Der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche
in Württemberg, Otfried July, war zu Besuch bei Kardinal Walter Kasper. Gemeinsam
wollten sie einen Gottesdienst in Rom feiern. July zeigt sich über das Vatikan-Dokument...
„überrascht
und auch ein wenig enttäuscht. Für uns in Deutschland war ja schon bei "Dominus Jesus"
im Jahr 2000 klar, wie die Linie der römisch-katholischen Kirche ist. Man hätte in
Rom spüren müssen, wie großen Einfluss das gerade in Deutschland hatte, wo die Ökumene
sehr stark ist. Eine solche Erklärung wirkt auch im ökumenischen Kontext sehr schwierig."
Der
evangelische Bischof hat auch einen Vorschlag für den Vatikan.
„Ich finde
eine frühere Äußerung von Kardinal Kasper besonders bemerkenswert. Er hat einmal davon
gesprochen, dass man die Kirchen der Reformation als Kirchen anderen Typus bezeichnet.
Und – wenn ich mir das erlauben darf – der Vatikan und insbesondere die Glaubenskongregation
wäre gut beraten gewesen, diesen Begriff zu nehmen, denn er zeigt zum einen die Differenz
zwischen der römisch-katholischen und der lutherischen Kirchen in manchen Verständnissen.
Gleichzeitig aber den Respekt vor dem Selbstverständnis der evangelischen Kirchen,
dass sie nämlich Kirche sind in einer etwas anderen Definition. Das wäre hilfreich
gewesen, hätte man diese Bezeichnung auch im neuen Vatikan-Dokument benutzt.“
Ein
ausführliches Interview mit Kardinal Walter Kasper zu den Reaktionen auf das Dokument
der Glaubenkongregation hören Sie morgen bei Treffpunkt Weltkirche. (rv 14.07.2007
mg)