2007-07-14 15:25:09

Italien: Vatikan-Dokument störte Ökumenische Feier nicht


RealAudioMP3 Wenige Tage nach der Veröffentlichung des Dokuments der Glaubenskongregation über das Kirchenverständnis hat der Ökumene-Chef des Papstes, Kardinal Walter Kasper, in Rom zusammen mit dem evangelischen Landesbischof Otfried July aus Stuttgart einen ökumenischen Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Christuskirche in Rom gefeiert. Der gemeinsame Gottesdienst war bereits seit längerer Zeit geplant gewesen. Trotzdem war das Vatikanschreiben auch ein Thema bei diesem ökumenischen Gottesdienst.

Es hätte eine ganz normale, vielleicht besonders liebevoll gestaltete ökumenische Feier werden sollen: eine evangelische Delegation aus Stuttgart war nach Rom gekommen, mit dabei auch der katholische Domchor aus Rottenburg, und der vatikanische Ökumene-Chef Kardinal Walter Kasper hatte zugesagt zu kommen. Alles lief wie geplant - und doch anders. Denn das jüngste vatikanische Dokument konnte nicht einfach nicht zur Sprache kommen. Der Gastgeber der ökumenischen Feier, Matthias Fricke-Zieseniß, Pastor der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Rom:

„Ich bin ziemlich gelassen geblieben, weil nach "Dominus Jesus" im Prinzip nichts Neues in dem Papier von Kardinal Levada steht. Wenn man sich fragt, wie es um die Einheit der römisch-katholischen Kirche bestellt ist, dann habe ich so meine Zweifel, denn es gibt dermaßen viele in der Hierarchie wie auch an den Universitäten und an der Basis, die sagen, dass das Zeitalter der Ökumene jetzt ist und nicht morgen oder übermorgen. Kirche definiere ich: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Das ist natürlich ein Satz aus dem Evangelium, der geerdet werden muss.“

Der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Otfried July, war zu Besuch bei Kardinal Walter Kasper. Gemeinsam wollten sie einen Gottesdienst in Rom feiern. July zeigt sich über das Vatikan-Dokument...

„überrascht und auch ein wenig enttäuscht. Für uns in Deutschland war ja schon bei "Dominus Jesus" im Jahr 2000 klar, wie die Linie der römisch-katholischen Kirche ist. Man hätte in Rom spüren müssen, wie großen Einfluss das gerade in Deutschland hatte, wo die Ökumene sehr stark ist. Eine solche Erklärung wirkt auch im ökumenischen Kontext sehr schwierig."

Der evangelische Bischof hat auch einen Vorschlag für den Vatikan.

„Ich finde eine frühere Äußerung von Kardinal Kasper besonders bemerkenswert. Er hat einmal davon gesprochen, dass man die Kirchen der Reformation als Kirchen anderen Typus bezeichnet. Und – wenn ich mir das erlauben darf – der Vatikan und insbesondere die Glaubenskongregation wäre gut beraten gewesen, diesen Begriff zu nehmen, denn er zeigt zum einen die Differenz zwischen der römisch-katholischen und der lutherischen Kirchen in manchen Verständnissen. Gleichzeitig aber den Respekt vor dem Selbstverständnis der evangelischen Kirchen, dass sie nämlich Kirche sind in einer etwas anderen Definition. Das wäre hilfreich gewesen, hätte man diese Bezeichnung auch im neuen Vatikan-Dokument benutzt.“

Ein ausführliches Interview mit Kardinal Walter Kasper zu den Reaktionen auf das Dokument der Glaubenkongregation hören Sie morgen bei Treffpunkt Weltkirche.
(rv 14.07.2007 mg)







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