UNO: Vatikan, "Bei Migration nicht nur aufs Geld schauen"
In Brüssel endet heute das so genannte „UNO-Migrationsforum“. Zum ersten Mal sitzen
120 Staaten an einem Tisch, um über das Verhältnis von Migration und Entwicklung zu
beraten. Was kann getan werden, um die positiven Effekte von Migration auf die Entwicklung
der betroffenen Länder zu verstärken. Die Idee dahinter: Alle Seiten sollen davon
profitieren. Doch reicht dieser wirtschaftliche Blick auf das Problem aus? Nein, meint
der Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Beratungen: Erzbischof Agostino Marchetto,
er ist Sekretär des päpstlichen Migrantenrats:
„Menschen sind nicht in
erster Linie und ausschließlich ein ökonomischer Faktor, sondern sie sind menschliche
Personen, das heißt sie haben eine ihnen eigene Würde und besitzen unveräußerliche
Rechte. Deswegen kann Entwicklung nicht als „authentisch“ bezeichnet werden, wenn
sie auf Kosten der Menschen geschieht. Damit die Entwicklung wirklich unverfälscht
möglich ist, muss sie die ganze Person umfassen: Das ist die Vision der katholischen
Soziallehre, es geht um Integralität oder eine ganzheitliche Sichtweise, wie man heute
sagt.“
In Deutschland, aber auch darüber hinaus in der Diskussion: das
Thema Integration. Erzbischof Marchetto:
„Wesentlich ist der gute Wille
auf beiden Seiten! Wichtig ist, dass die Gesellschaft die Person und die Kultur dessen
respektiert, den sie aufnimmt. Diese Personen hingegen müssen bereit sein, die Gesetze,
die Kultur, ja auch die Religion des sie aufnehmenden Landes zu respektieren. Daher
muss die Kultur in gewisser Weise „interkulturell“ werden im gegenseitigen Respekt,
ohne damit eine unheilvolle Durchmischung zu meinen. Wir haben die Vorstellung eines
Obstsalats und nicht so sehr eines Kompotts. Das ist die große Frage: Wie man diese
gegensätzlichen Interessen unter einen Hut bringen kann.“
Mit am Tisch
der 120 UNO-Staaten in Brüssel sitzt auch der Heilige Stuhl. Warum das so ist - das
folgt aus dem Selbstverständnis der Kirche, sagt der Kurienerzbischof:
„Es
ist eine Präsenz, die sich als „Advocacy“ versteht, auch für die Rechte der Arbeitsmigranten
und ihrer Familien. Deswegen haben wir auch an die Staaten appelliert, die es noch
nicht getan haben, die Internationale Konvention … zu ratifizieren. Außerdem will
die Kirche klar machen, dass sie in der Welt von heute steht. Dieses Phänomen hängt
mit der Globalisierung zusammen und ist in erster Linie ein menschliches Phänomen,
und da vor allem der Schwächsten: Frauen und Kinder. Migration wird immer mehr zu
einer Frauenfrage! Es geht also um dieses Mitleid der Kirche mit allen, ganz besonders
aber für die Ärmsten und Schwächsten!“