Die katholische Lehre
über die Kirche „mit Klarheit“ in Erinnerung rufen, „unannehmbare Auffassungen“ zurückweisen
und „wertvolle Hinweise“ für die Fortführung des ökumenischen Dialogs geben - das
will das heute mit Datum vom 29. Juni veröffentlichte Dokument der Kongregation für
die Glaubenslehre. Der Titel: „Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich
der Lehre über die Kirche“.
Beschlossen wurde es in der Vollversammlung
der Kongregation, Papst Benedikt habe es „gutgeheißen“ und „bestätigt“, sein Nachfolger
als Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada hat es unterschrieben. In
ungewohnter Kürze stellt das Dokument fünf Fragen und liefert fünf Antworten. Es will
einige theologische Ausdrücke über die Lehre der Kirche authentisch und verlässlich
klären. Die „theologische Produktion nach dem Konzil“ sei nicht immer frei „von Abweichungen
und Ungenauigkeiten“ gewesen, ergänzt der Kommentar, der das fünfseitige Frage-Antwort-Spiel
begleitet. Die „gesunde theologische Forschung“ solle nicht durch Irrtümer beeinträchtigt
werden, „die Unklarheiten verursachen können“. Der ökumenische Dialog bleibe immer
„eine der Prioritäten der katholischen Kirche“. Damit dieser „wirklich konstruktiv“
sein könne, brauche es „neben der Offenheit für die Gesprächspartner“ auch die „Treue
zur Identität des katholischen Glaubens“.
Die erste Antwort hält fest:
Das Zweite Vatikanische Konzil hat die frühere Lehre über die Kirche nicht verändert,
sondern wollte sie „entfalten, vertiefen und ausführlicher darlegen“. Die zweite
Frage ist der Dreh- und Angelpunkt des Dokuments, sie erklärt das „subsistit in“:
Wie muss die Aussage verstanden werden, dass laut Kirchenkonstitution Lumen Gentium
„die Kirche Christi sich in der katholischen Kirche verwirklicht/subsistiert“? Daraus
folgt die Dritte: Warum heißt es „subsistit, verwirklicht“ und nicht wie vorher „ist“? Der
Sekretär der Glaubenskongregation, Erzbischof Angelo Amato, antwortet unter Verweis
auf das Dokument: „Mit dem Wort ,subsistit’ wollte das Konzil die Einzigartigkeit
und das nicht Multiplizierbare der katholischen Kirche ausdrücken. Es gibt die Kirche
als einziges Subjekt in der geschichtlichen Wirklichkeit. Die Identifikation der Kirche
Christi mit der katholischen Kirche meint aber nicht, dass es außerhalb der katholischen
Kirche ein ,kirchliches Vakuum’ gebe. In den getrennten Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften
gibt es wichtige kirchliche Wirklichkeiten. Es finden sich ,zahlreiche Elemente der
Heiligung und der Wahrheit’, die ,auf die katholische Einheit hindrängen’. “
Die
Kirche sei damit schlicht offener für das ökumenische Anliegen. Die Ostkirchen hätten
zwar nicht mehr die volle Gemeinschaft, bewahrten aber die apostolische Sukzession
in der Weihe der Priester und die Gemeinschaft in der Eucharistie. Deshalb hieße sie
„Kirchen“, begründet Antwort 4. Die nachreformatorischen Gemeinschaften haben kein
Weihepriestertum, ihnen fehlte so „ein wesentliches konstitutives Element des Kircheseins“,
heißt es in Antwort 5.
„Die Kirche geht in ihrem ökumenischen Engagement
nicht zurück.“ Das betont Joseph Augustine Di Noia, Untersekretär der Glaubenskongregation.
„Aber es ist nun einmal fundamental, dass die Dialogpartner sich über ihre eigene
Identität im Klaren sind. Dialog kann nicht eine Gelegenheit dafür sein, das Selbstverständnis
aufzuweichen oder anzupassen, um so einen falschen Konsens zu erzielen. In diesem
Sinn ist Identitätsklärung nie ein Rückschritt, sondern wesentliche Bedingung für
den Dialog.“