2007-07-08 11:55:39

Österreich: „Streitigkeiten schlichten und Frieden suchen”


RealAudioMP3 „Streitigkeiten schlichten und Frieden suchen” - das sieht der Salzburger Liturgiewissenschaftler Rudolf Pacik als positiven Akzent am Motu Proprio. Welche Auswirkungen das päpstliche Schreiben vom 7. Juli für die Gemeinden habe, müsse man abwarten, so Pacik.
Mario Galgano hat mit ihm gesprochen:

Die erste Frage: Was bedeutet die Veröffentlichung des „motu proprio“ für die katholischen Gemeinden?
„Das hängt natürlich sehr von den Gemeinden ab, im Einzelnen lässt sich das nicht absehen. Die Bestimmungen sehen ja vor, wenn eine stabile Gruppe von Gläubigen diesen Ritus feiern möchte, dass dies möglich ist. Am Werktag immer, an Sonntagen nur einmal. Wie das dann funktionieren soll wird man sehen. Vielleicht wird dann Messe um sieben Uhr nach dem tridentinischen Ritus und Messe um neuen und um elf Uhr nach dem jetzigen Messbuch angeschlagen. Eine Spaltung wird es wahrscheinlich nicht mit sich bringen. Vielleicht praktische Schwierigkeiten, etwa dass eben dann der eine Ritus am dritten Sonntag nach Pfingsten ist und der andere am zehnten Sonntag im Jahreskreis, natürlich mit anderen Texten und so weiter.“

Wird denn Ihrer Meinung nach dieses Motu Proprio vielleicht mehr Ordnung bringen, betreffend der Liturgie oder nicht?

„Klarheit, was die Anwendung der beiden Riten betrifft, sicher. Ob es darüber hinaus Ordnung bringt, das weiß ich nicht. Man könnte höchstens darüber hinaus aus dieser Idee herausnehmen, dass sich die beiden Riten befruchten. Der Papst spricht ja auch von der Sakralität, d. h. er hofft, dass mit derselben Erfurcht der neue Ritus gefeiert wird wie der Alte. Das wäre möglich, wobei man natürlich beim neuen Ritus nicht immer nur von den Auswüchsen ausgehen darf. Es ist auch so, dass die traditionalistischen Gruppen immer schlecht gefeierte Liturgie des neuen Ritus, einer sehr gut gefeierten Liturgie des alten Ritus gegenüberstellen, was natürlich auch unfair ist.“

Sie haben jetzt schon etwas gesagt, was der Papst auch in seinem Begleitbrief geschrieben hat: `Die gegenseitige Befruchtung der beiden Formen`. Das Stichwort dazu ist Sakralität. Was ist denn dabei Ihrer Meinung nach das Entscheidende? Was meint der Papst damit?

„Sakralität ist in diesem Fall, dass man den Gottesdienst der Kirche angemessen feiert. Das man nicht meint man muss den Gottesdienst gestalten, weil es etwas grundsätzlich Langweiliges ist, was man sozusagen aufputzt, sondern, dass man das herausholt was drinsteckt. Das man nicht gestaltet, sondern die Gestalt zum Tragen bringt. Das kann man auch Sakralität nennen. Das ist ein Appell an die Vertreter beider Riten, denn jeder der im alten Ritus etwa ministriert hat, weiß wie schlampig manche Priester oft zelebriert haben.“

Was können Sie als Liturgiewissenschaftlicher noch dazu sagen? Was ist Ihnen aufgefallen am Motu Proprio, das man vielleicht doch noch betonen muss?

„Positiv sicher, dass man versucht die Streitigkeiten zu schlichten und Frieden zu bringen. Es wird von zwei Ausdrucksformen des einen Ritus gesprochen. Dies geht natürlich in beide Richtungen, weil ja auch den Priestern, die dem alten Ritus anhängen gesagt wird, sie sollen sich nicht weigern den neuen Ritus zu zelebrieren. Es richtet sich also nicht nur an die große Masse der Gemeinden und Priester die im geltenden Ritus zelebrieren. Rein praktisch gibt es vielleicht doch ein Problem, und zwar wird gesagt, dass man die Lesungen im alten Ritus auch in der Volkssprache vortragen kann, d. h. eben dann in den, vom Heiligen Stuhl anerkannten, Büchern. Heißt es jetzt, dass man auch die neue Leseordnung im alten Ritus verwenden kann? Dies würde dann heißen, dass man sich überlegen muss, z. B. bei den gregorianischen Gesängen, welche Stücke man da nimmt. Denn auch der Bestand des „Graduale Romanum“ wurde ja an das neue Kirchenjahr und an die neue Leseordnung angepasst. So einfach, dass man nur die Lesungen herausnimmt, ist es nicht. Eine praktische Sache, nach dem Ritus von 1962 muss der Priester die Lesungen am Altar lesen und zwar nachdem der Altar normalerweise an der Wand steht mit Richtung zur Wand. Muss er das auch tun, wenn er auf Deutsch die Lesungen vorträgt. Nachdem er den Ritus streng auslegt schon. Aber wenn im „motu proprio“ festegestellt wird, das es nur zwei Ausprägungen des eine römischen Ritus gibt. Es gibt schon theologische Unterschiede, welche hier etwas heruntergespielt werden. Denn man muss ganz klar sagen, dass das Messbuch von 1962, welches ja im Grunde genommen nur den mittelalterlichen Ritus etwas verändert, eine Messe von der Grundkonzeption ohne Gemeinde ist. Und der Priester benimmt sich auch in der feierlichen Liturgie so, also ob überhaupt kein Chor, keine Lektoren usw. da wären, weil er alle Texte selber noch einmal lesen muss. Das müsste man schon unterstreichen, dass man den Leuten auch sagt was sie bekommen. Sie bekommen in dem einen Fall einen Ritus, der in der äußeren Form, in den Rubriken und gewissermaßen in der Körpersprache eine Form ist, die der Priester für die Gemeinde feiert und im anderen Fall einen Ritus, den alle miteinander feiern, freilich geleitet von einem geweihten Priester, das bleibt unbestritten.“

(rv 07.07.2007 mg)








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