Die reformierte Liturgie
des römischen Messbuchs von Papst Paul VI. ist weiterhin die einzige ordentliche liturgische
Ausdrucksform der katholischen Kirche. Dieser Passus in Artikel 1 des Motu Proprio
ist für den Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken der wichtigste
Satz des apostolischen Schreibens. Hans Joachim Meyer hofft wie Papst Benedikt XVI.,
dass alte und neue Liturgie sich gegenseitig befruchten.
„Ich hoffe, dass
sich die Erwartung des Heiligen Vaters erfüllt und dass sein Motu Proprio nicht in
dem Sinne fehl gedeutet werden wird, dass die erweiterte Möglichkeit des Gebrauchs
der alten Liturgie nun als Zeichen gegen das II. Vatikanische Konzil verwendet werden
könnte. … Ich hoffe, der Heilige Vater hat Recht, wenn er darauf setzt, dass dieses
Motu Proprio eine befriedende Wirkung in der Kirche hat.“
Mit Blick auf
weitere innerkirchliche Debatten fügt Maier an:
„Ich hoffe, dass dieses
Anliegen von übergreifender Einheit auch für alle gilt, denen nach wie vor sehr viel
im vom II. Vatikanischen Konzil wiederentdeckten und in den Vordergrund gestellten
Bild und Ideal des Volkes Gottes liegt. In diesem Streben Gemeinsamkeit und Einheit
in der Vielfalt zu haben, da hoffe ich, liegt der weitergehende Impuls dieses Motu
Proprio.“
Der langjährige Vorsitzende des Zentralkomitees glaubt nicht,
dass das Motu Proprio große Auswirkungen für das Gemeindeleben haben wird. Die Gruppen,
denen die Messe im alten Ritus „ein Bedürfnis ist“, seien „klein und überschaubar“.
In vielen Bistümern gebe es außerdem schon die Möglichkeit zur Feier dieser Messe.
Positiv merkt Maier an:
„Ich gehe auch davon aus, dass bei der praktischen
Feier des Gottesdienstes nach der erneuerten Liturgie die Frage ernster genommen wird
und dringlicher gestellt wird, ob dies auch wirklich immer der auch von der neuen
Liturgie geforderten Würde entspricht. Es ist sicherlich auch hilfreich, wenn, wie
der Papst ja schon vor einiger Zeit als Wunsch geäußert hat, die lateinische Liturgiesprache
wieder eine gewisse Regelmäßigkeit hat, so dass sie zum gemeinsamen Ausdruck der universalen
Kirche dienen kann. … Zugleich hoffe ich, dass diejenigen, die die tridentinische
Messe wollen, auch einmal in sich gehen und darüber nachdenken, dass schließlich die
erneuerte Liturgie die Frucht der liturgischen Bewegung war, besonders hier in Deutschland.
Dass man also nicht an den Einsichten und den Erkenntnissen, die zur Liturgiekonstitution
des II. Vatikanums und der Reform Papst Paul VI. geführt haben, einfach vorbei gehen
kann.“
Zündstoff sieht Maier in der Kontrollfunktion der päpstlichen Kommission
„Ecclesia Dei“. Hatten die deutschen Bischöfe doch erst bei den Ad Limina-Besuchen
im vergangenen Herbst sicht besorgt über das sofortige Melden von Missständen nach
Rom geäußert.
„Das macht mir schon Sorge, das will ich offen sagen. Ich
gestehe auch, dass ich mit einigem Erstaunen gelesen habe, wie die Position der Bischöfe
in diesem Prozess geschwächt oder umgangen wird. … Hier kann ich nur hoffen, dass
die Schritte und die Zeichen, die Papst Benedikt XVI. von Anfang an zu einer größeren
Offenheit zum Gespräch und zu einem kollegialeren Umgang innerhalb des Bischofskollegiums
gezeigt hat, sich als stärker erweisen, als die ein oder andere im Text möglicherweise
enthaltene Versuchung, hier an den Vorstehern der Ortskirche vorbei Dinge zu behaupten
oder durchzusetzen, die mit der Realität des katholischen Lebens in Deutschland nichts
zu tun haben.“