Venezuela ist für
die katholische Kirche ein zunehmend schwieriges Pflaster: Hugo Chavez betreibt konsequent
den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbau des Staats, die wochenlangen Straßenmärsche
gegen die Schließung eines Fernsehsenders haben bisher keine nachhaltige Wirkung gezeigt.
Jetzt hat die Jahrestagung der venezolanischen Bischofskonferenz begonnen. Ihr Präsident
ist Erzbischof Ubaldo Ramón Santana Sequera von Maracaibo. Er sieht die Entwicklung
sorgenvoll:
„Angesichts der aktuellen Lage in unserem Land und unserer Kirche
müssen wir beten, nachdenken und meditieren, wie wir gemäß unserer Berufung handeln
können. Wir sind keine Politiker, keine Soziologen noch Forscher; wir sind Männer
Gottes, und wir wollen vom Glauben her helfen, damit die Kirche jeden Tag besser ihre
Mission erfüllen kann. Des Weiteren werden wir uns mit dem Vorschlag der Regierung
befassen, die einen „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ einführen möchte. Und dann
werden wir natürlich über die geplante Verfassungsreform sprechen, die uns alle sehr
besorgt. Das ist ein sehr drängendes Thema.“
Die Bischöfe hatten nach
den Protesten gegen die Schließung des Fernsehsenders einen Appell zur Wahrung des
sozialen Friedens gestartet. Die Studentenproteste dürften nicht verteufelt werden,
denn sie dienten der Verteidigung der Meinungsfreiheit. Diese sei allerdings ernsthaft
gefährdet, meint Alejandro Bermudez, Chef der peruanischen Nachrichtenagentur Aciprensa:
„Venezuela war immer eine vorbildliche Demokratie und auch das Modell eines
friedlichen Landes. Leider hat sich das dramatisch verändert in den letzten Jahren
mit Hugo Chavez. Seitdem er an die Macht gekommen ist, respektiert er nur noch formal
die Demokratie, tatsächlich kann man aber in Venezuela nicht mehr von einer Demokratie
sprechen. Jetzt sind die katholische Kirche und die Bischöfe die einzigen Stimmen,
die mächtig genug und auch unabhängig genug sind, um gegen die Pläne von Präsident
Chavez opponieren zu können.“