UNO / D: Kath. Missionsrat, "Geierfonds handeln unmoralisch"
„Geierfonds“ sind
private Investmentfonds, die u.a. billig die Schulden armer Länder aufkaufen, um dann
die Schulden einzutreiben. In der letzten Zeit nutzen diese Geierfonds vermehrt die
durch die Schuldenerlasse von Köln 1999 und Gleneagles 2005 wiederhergestellte Zahlungsfähigkeit
von Schuldnerländern aus, um Altforderungen in voller Höhe einzutreiben. Das ist zwar
legal, aber unmoralisch, sagt der Deutsche Katholische Missionsrat. In einem Offenen
Brief an Finanzminister Peer Steinbrück fordern die in der Mission tätigen katholischen
Einrichtungen, gegen diese Praxis vorzugehen. Konkreter Anlass: Der private Investmentfonds
„Donegal International“ hatte die Schulden Sambias aufgekauft, jetzt fordert Donegal
17 Millionen – das entspricht genau der Summe, die dem Land für 2007 erlassen worden
war. Das dürfe man nicht stillschweigend hinnehmen, sagt Winfried Montz Vorstandsmitglied
des Deutschen Katholischen Missionsrats:
„Es ist einfach moralisch verwerflich,
wenn man sieht, dass diese 17 Millionen Dollar soviel sind, wie Sambia an Schuldenerlass
aus dem Gleneagles-Erlass dieses Jahr genießen würde, um daraus Gesundheits- und Bildungsmaßnahmen
zu finanzieren. Und das ist einfach ein Skandal. Deshalb hat der katholische Missionsrat
seine Stimme erhoben und gesagt: Hier muss ein anderer Rahmen der Verhandlungen über
Verschuldung stattfinden.“
Die Verantwortung liege bei der Politik, meint
Winfried Montz:
„In Heiligendamm hat sich die deutsche Bundesregierung
nicht durchsetzen können. Sie ist in diese Richtung initiativ geworden, aber es muss
noch mehr Druck geben, damit wirklich diese Schlupflöcher gestopft werden. Man kann
ja jemandem, der im Rechtsrahmen handelt, nicht verbieten, es nicht mehr zu tun. Man
kann sagen, moralisch hätte „Donegal International“ anders handeln müssen. Aber die
Weltbank spricht von über 40 weiteren solcher Verfahren, die anhängig sind. Damit
werden den armen Ländern ihr Schuldenerlass gestohlen, das kann man aufrichtig sagen:
Stehlen!“
Konkret fordert der Missionsrat einheitliche Regeln:
„Wenn
es nur einen einzigen umfassendes Verhandlungsverfahren gibt – so wie wir es im ei
Privathaushalten in Deutschland kennen –, dann müssen alle Gläubige alles zugleich
auf den Tisch legen. Und jenseits dieses einen Verhandlungstisches gibt es keine andere
Situation, in der eine Schuldforderung noch Bestand hat. Das ist im internationalen
Bereich, wo es um Schulden von Ländern geht, nicht der Fall. Das ist eine ganz zentrale
Forderung, ein solch umfassendes Entschuldungsverfahren auch für die entschuldeten
Länder zu schaffen. Damit nicht die Gläubiger oder private Geschäftspartner alle ihre
Einzelverfahren machen und am Ende kommt eine Lösung heraus, die den Armen dieser
Welt überhaupt nicht mehr dient.“