Der Papst-Brief an Chinas Katholiken (auf Deutsch)
BRIEF DES HEILIGEN VATERS PAPST BENEDIKT XVI. AN DIE BISCHÖFE, DIE PRIESTER, DIE
PERSONEN DES GOTTGEWEIHTEN LEBENS UND AN DIE GLÄUBIGEN LAIEN DER KATHOLISCHEN KIRCHE
IN DER VOLKSREPUBLIK CHINA
LIBRERIA EDITRICE VATICANA
VATIKANSTADT
AN
DIE BISCHÖFE, DIE PRIESTER, DIE PERSONEN DES GOTTGEWEIHTEN LEBENS UND AN DIE GLÄUBIGEN
LAIEN DER KATHOLISCHEN KIRCHE IN DER VOLKSREPUBLIK CHINA Gruss 1. Verehrte
Mitbrüder im Bischofsamt, liebe Priester, liebe gottgeweihte Männer und Frauen und
alle Gläubige der katholischen Kirche in China, »wir danken Gott, dem Vater Jesu Christi,
unseres Herrn, jedesmal, wenn wir für euch beten. Denn wir haben von eurem Glauben
an Christus Jesus gehört und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, weil im
Himmel die Erfüllung eurer Hoffnung für euch bereitliegt. [...] Wir hören nicht auf,
inständig für euch zu beten, daß ihr in aller Weisheit und Einsicht, die der Geist
schenkt, den Willen des Herrn ganz erkennt. Denn ihr sollt ein Leben führen, das des
Herrn würdig ist und in allem sein Gefallen findet. Ihr sollt Frucht bringen in jeder
Art von guten Werken und wachsen in der Erkenntnis Gottes. Er gebe euch in der Macht
seiner Herrlichkeit viel Kraft, damit ihr in allem Geduld und Ausdauer habt« (Kol
1, 3-5.9-11). Diese Worte des Apostels Paulus sind sehr geeignet, um dem Empfinden,
das ich als Nachfolger Petri und oberster Hirte der universalen Kirche euch gegenüber
hege, Ausdruck zu verleihen. Ihr wißt wohl, wie sehr ihr in meinem Herzen und in meinen
täglichen Gebeten gegenwärtig seid und wie stark die Bande der Gemeinschaft sind,
die uns geistlich vereinen. Anliegen des Briefes 2. Ich möchte daher euch allen
den Ausdruck meiner brüderlichen Nähe zukommen lassen. Groß ist die Freude über eure
Treue zu Christus, dem Herrn, und zur Kirche, eure Treue, die ihr »manchmal sogar
unter Inkaufnahme großen Leids«1 gezeigt habt, »denn euch wurde die Gnade zuteil,
für Christus dazusein, also nicht nur an ihn zu glauben, sondern auch seinetwegen
zu leiden« (Phil 1, 29). Dennoch besteht auch Anlaß zur Sorge hinsichtlich einiger
wichtiger Aspekte des kirchlichen Lebens in eurem Land. Ohne jedes Detail der komplexen
Problemkreise, die euch gut bekannt sind, behandeln zu wollen, möchte ich mit diesem
Brief einige Orientierungspunkte in bezug auf das Leben der Kirche und das Werk der
Evangelisierung in China geben, um euch zu helfen, das zu entdecken, was der Herr
und Meister Jesus Christus, »der Schlüssel, der Mittelpunkt und das Ziel der ganzen
Menschheitsgeschichte«2, von euch will. ERSTER TEIL DIE LAGE DER KIRCHE THEOLOGISCHE
ASPEKTE Globalisierung, Modernität und Atheismus 3. Bei einer aufmerksamen
Betrachtung eures Volkes, das sich unter den anderen Völkern Asiens durch den Glanz
seiner jahrtausendealten Kultur mit all ihrer Weisheit und philosophischen, wissenschaftlichen
und künstlerischen Erfahrung ausgezeichnet hat, freut es mich festzustellen, wie es
sich besonders in jüngster Zeit angeschickt hat, bedeutende Ziele des wirtschaftlich-sozialen
Fortschritts zu erreichen, und dabei das Interesse der ganzen Welt auf sich zieht. Wie
schon mein verehrter Vorgänger Papst Johannes Paul II. betont hat, »[verfolgt] die
katholische Kirche [...] ihrerseits mit Hochachtung diesen erstaunlichen Elan und
die vorausblickende Planung von Initiativen und bietet diskret ihren Beitrag an bei
der Förderung und Verteidigung der menschlichen Person, ihrer Werte, ihrer Spiritualität
und ihrer transzendenten Berufung. Der Kirche liegen bestimmte Werte und Zielsetzungen,
die auch für das moderne China von erstrangiger Bedeutung sind, besonders am Herzen:
Solidarität, Friede, soziale Gerechtigkeit, ein intelligentes Umgehen mit dem Globalisierungsphänomen.«
3 Das Streben nach der gewünschten und notwendigen wirtschaftlichen und sozialen
Entwicklung und die Suche nach Modernität werden von zwei verschiedenen, gegensätzlichen
Phänomenen begleitet, die aber gleichermaßen mit Klugheit und positivem apostolischem
Geist zu beurteilen sind. Auf der einen Seite merkt man, besonders unter den Jugendlichen,
ein zunehmendes Interesse an der spirituellen und transzendenten Dimension der menschlichen
Person mit einem daraus folgenden Interesse an Religion, insbesondere am Christentum.
Auf der anderen Seite spürt man auch in China den Trend zum Materialismus und zum
Hedonismus, die dabei sind, sich von den großen Städten aus auf das ganze Land auszubreiten.4 In
diesem Kontext, in dem zu arbeiten ihr gerufen seid, möchte ich euch daran erinnern,
wie sehr Papst Johannes Paul II. mit lauter und kraftvoller Stimme betont hat: Die
Neuevangelisierung verlangt nach der Verkündigung des Evangeliums5 an den modernen
Menschen im Bewußtsein, daß so, wie das Kreuz während des ersten Jahrtausends in Europa
und während des zweiten in Amerika und Afrika eingepflanzt wurde, während des dritten
Jahrtausends eine große Ernte des Glaubens auf dem weiten und lebendigen asiatischen
Kontinent eingebracht werden wird.6 »,,Duc in altum’’ (Lk 5, 4). Dieses Wort erklingt
heute für uns und lädt uns ein, dankbar der Vergangenheit zu gedenken, leidenschaftlich
die Gegenwart zu leben und uns vertrauensvoll der Zukunft zu öffnen: ,,Jesus Christus
ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit’’ (Hebr 13, 8).« 7 Auch die Kirche in
China ist dazu berufen, Zeugin Christi zu sein, mit Hoffnung nach vorn zu schauen
und sich – in der Verkündigung des Evangeliums – mit den neuen Herausforderungen zu
messen, die das chinesische Volk angehen muß. Noch einmal hilft uns das Wort Gottes,
den geheimnisvollen und tiefen Sinn des Weges der Kirche in der Welt zu entdecken.
Denn »eine der Hauptvisionen der Offenbarung hat [das] Lamm zum Gegenstand: Es ist
im Begriff, ein Buch zu öffnen, das zuvor mit sieben Siegeln verschlossen war, die
niemand lösen konnte. Es wird sogar gesagt, daß Johannes weint, weil niemand für würdig
befunden wurde, das Buch zu öffnen und es zu lesen (vgl. Offb 5, 4). Die Geschichte
kann nicht entschlüsselt werden, sie bleibt unverständlich. Niemand kann sie lesen.
Vielleicht ist dieses Weinen des Johannes vor dem dunklen Geheimnis der Geschichte
Ausdruck der Erschütterung der Gemeinden Asiens aufgrund des Schweigens Gottes angesichts
der Verfolgungen, denen sie in jener Zeit ausgesetzt waren. Es ist eine Erschütterung,
in der sich auch unsere Bestürzung widerspiegelt angesichts der großen Schwierigkeiten,
dem Unverständnis und der Feindseligkeit, die die Kirche auch heute in verschiedenen
Teilen der Welt erleidet. Es sind Leiden, die die Kirche sicher nicht verdient hat,
so wie Jesus selbst seine Hinrichtung nicht verdient hat. Sie enthüllen jedoch sowohl
die Bosheit des Menschen, wenn er den Versuchungen des Bösen erliegt, als auch die
höhere Führung der Ereignisse durch Gott.« 8 Heute wie gestern bedeutet das Evangelium
verkünden, den gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus, den neuen Menschen,
den Sieger über Sünde und Tod, zu verkünden und zu bezeugen. Er erlaubt den Menschen,
in eine neue Dimension einzutreten, wo die Barmherzigkeit und die Liebe, die auch
dem Feind gelten, den Sieg des Kreuzes über alle menschliche Schwachheit und alles
menschliche Elend bezeugen. Auch in eurem Land wird die Verkündigung des gekreuzigten
und auferstandenen Christus in dem Maß möglich sein, in dem ihr in Treue zum Evangelium
und in Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Apostels Petrus und mit der universalen
Kirche die Zeichen der Liebe und der Einheit zu verwirklichen wißt (»Wie ich euch
geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, daß ihr
meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt. [...] Wie du, Vater, in mir bist und ich
in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt
hast«: Joh 13, 34-35; 17, 21). Bereitschaft zu einem respektvollen und konstruktiven
Dialog 4. Als oberster Hirte der universalen Kirche möchte ich meinen innigen Dank
an den Herrn für das Zeugnis der Treue zeigen, das die katholische Gemeinde in China
unter wirklich schwierigen Umständen und im Leiden gegeben hat. Zugleich verspüre
ich als meine innerste und unverzichtbare Pflicht und als Ausdruck meiner Vaterliebe
die Dringlichkeit, die chinesischen Katholiken im Glauben zu bestärken und ihre Einheit
mit den der Kirche eigenen Mitteln zu fördern. Mit besonderem Interesse verfolge
ich auch die Geschehnisse des ganzen chinesischen Volkes, dem gegenüber ich große
Wertschätzung hege und für das ich Freundschaft empfinde, bis hin zu dem Wunsch, »daß
bald konkrete Wege der Verständigung und der Zusammenarbeit zwischen dem Heiligen
Stuhl und der Volksrepublik China geschaffen werden«, denn »Freundschaft nährt sich
durch Kontakte, durch geteilte Empfindungen in freudigen und traurigen Situationen,
durch Solidarität, durch gegenseitige Hilfe«9. Und in dieser Blickrichtung hat mein
verehrter Vorgänger hinzugefügt: »Es ist für niemanden ein Geheimnis, daß der Heilige
Stuhl im Namen der ganzen katholischen Kirche und – so glaube ich – zum Vorteil der
gesamten Menschheit die Eröffnung einer Möglichkeit zum Dialog mit den Behörden der
Volksrepublik China anstrebt, um hierdurch die Mißverständnisse der Vergangenheit
zu überwinden und sich dann gemeinsam für das Wohl des chinesischen Volkes und für
den Frieden in der Welt einzusetzen.« 10 Ich bin mir bewußt, daß eine Normalisierung
der Beziehungen mit der Volksrepublik China Zeit erfordert und guten Willen auf beiden
Seiten voraussetzt. Der Heilige Stuhl bleibt seinerseits stets für Verhandlungen offen,
die notwendig sind, um die gegenwärtige schwierige Zeit zu überwinden. Diese drückende
Situation von Mißverständnissen und von Unverständnis nützt in der Tat weder den chinesischen
Autoritäten noch der katholischen Kirche in China. Wie Papst Johannes Paul II., daran
erinnernd, was Pater Matteo Ricci aus Beijing schrieb11, erklärte, »erwartet auch
die heutige katholische Kirche von China und von seinen politisch Verantwortlichen
keine Privilegien, sondern nur, den Dialog wiederaufnehmen zu können, um zu Beziehungen
gegenseitiger Achtung und vertiefter Kenntnis zu gelangen« 12. China möge wissen:
Die katholische Kirche hat die feste Absicht, noch einmal einen bescheidenen und uneigennützigen
Dienst in den ihr zukommenden Dingen zum Wohl der chinesischen Katholiken und aller
Bewohner des Landes anzubieten. Was die Beziehungen zwischen der politischen Gemeinschaft
und der Kirche in China betrifft, ist es hilfreich, an die erhellende Lehre des Zweiten
Vatikanischen Konzils zu erinnern, das erklärt hat: »Die Kirche, die in keiner Weise
hinsichtlich ihrer Aufgabe und Zuständigkeit mit der politischen Gemeinschaft verwechselt
werden darf noch auch an irgendein politisches System gebunden ist, ist zugleich Zeichen
und Schutz der Transzendenz der menschlichen Person«. Und es fährt so fort: »Die politische
Gemeinschaft und die Kirche sind auf je ihrem Gebiet voneinander unabhängig und autonom.
Beide aber dienen, wenn auch in verschiedener Begründung, der persönlichen und der
gesellschaftlichen Berufung der gleichen Menschen. Diesen Dienst können beide zum
Wohl aller um so wirksamer leisten, je mehr und besser sie rechtes Zusammenwirken
miteinander pflegen; dabei sind jeweils die Umstände von Ort und Zeit zu berücksichtigen.«
13 Daher hat auch die katholische Kirche in China die Sendung, nicht die Struktur
oder die Verwaltung des Staates zu ändern, sondern den Menschen Christus, den Retter
der Welt, zu verkünden. Dabei stützt sie sich – in der Erfüllung ihres eigenen Apostolats
– auf die Kraft Gottes. Wie ich in meiner Enzyklika Deus caritas est in Erinnerung
gerufen habe, »kann nicht und darf nicht [die Kirche] den politischen Kampf an sich
reißen, um die möglichst gerechte Gesellschaft zu verwirklichen. Sie kann und darf
nicht sich an die Stelle des Staates setzen. Aber sie kann und darf im Ringen um Gerechtigkeit
auch nicht abseits bleiben. Sie muß auf dem Weg der Argumentation in das Ringen der
Vernunft eintreten, und sie muß die seelischen Kräfte wecken, ohne die Gerechtigkeit,
die immer auch Verzichte verlangt, sich nicht durchsetzen und nicht gedeihen kann.
Die gerechte Gesellschaft kann nicht das Werk der Kirche sein, sondern muß von der
Politik geschaffen werden. Aber das Mühen um die Gerechtigkeit durch eine Öffnung
von Erkenntnis und Willen für die Erfordernisse des Guten geht sie zutiefst an.« 14 Im
Lichte dieser unverzichtbaren Grundsätze kann die Lösung der bestehenden Probleme
nicht durch einen andauernden Konflikt mit den legitimen zivilen Autoritäten angestrebt
werden; zugleich ist aber eine Fügsamkeit gegenüber denselben nicht annehmbar, wenn
diese sich unrechtmäßig in Angelegenheiten einmischen, die den Glauben und die Disziplin
der Kirche betreffen. Die zivilen Autoritäten sind sich wohl bewußt, daß die Kirche
in ihrer Lehre die Gläubigen dazu auffordert, gute Bürger, respektvolle und aktive
Mitarbeiter des Gemeinwohls in ihrem Land zu sein. Aber es ist ebenso klar, daß sie
vom Staat verlangt, diesen katholischen Bürgern die volle Ausübung ihres Glaubens
unter der Achtung einer echten Religionsfreiheit zu gewährleisten. Gemeinschaft
unter den Teilkirchen in der Universalkirche 5. Katholische Kirche in China, du
kleine Herde, die du lebst und tätig bist in der Weite eines riesigen Volkes, das
in der Geschichte unterwegs ist, wie ermutigend und auffordernd klingen für dich die
Worte Jesu: »Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen,
euch das Reich zu geben« (Lk 12, 32)! »Ihr seid das Salz der Erde, [...] das Licht
der Welt«: Daher »soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten
Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen« (Mt 5, 13.14.16). In der katholischen
Kirche in China wird die Universalkirche gegenwärtig, die Kirche Christi, die wir
im Credo als die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen, das heißt die
universale Gemeinschaft der Jünger des Herrn. Wie ihr wißt, wurzelt die tiefe Einheit,
die die in China bestehenden Teilkirchen untereinander verbindet und die sie auch
in eine enge Gemeinschaft mit den anderen Teilkirchen in aller Welt stellt, außer
in demselben Glauben und in der gemeinsamen Taufe vor allem in der Eucharistie und
im Bischofsamt.15 Die Einheit des Episkopats, von der »der Bischof von Rom [...] als
Nachfolger Petri das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament [ist]« 16, dauert
durch die Jahrhunderte vermittels der apostolischen Nachfolge fort und ist auch das
Fundament der Identität der Kirche einer jeden Zeit mit der Kirche, die Christus auf
Petrus und auf die anderen Apostel gebaut hat.17 Die katholische Lehre besagt,
daß der Bischof sichtbares Prinzip und Fundament der Einheit in der seinem Hirtendienst
anvertrauten Teilkirche ist.18 Aber damit jede Teilkirche im vollen Sinne Kirche ist,
muß in ihr die höchste Autorität der Kirche, das heißt das Bischofskollegium gemeinsam
mit seinem Haupt, dem Bischof von Rom, und niemals ohne dieses Haupt, gegenwärtig
sein. Daher gehört der Dienst des Nachfolgers Petri »von innen her«19 zum Wesen jeder
Teilkirche. Ferner sind die Gemeinschaft aller Teilkirchen in der einen katholischen
Kirche und folglich die geordnete hierarchische Gemeinschaft aller Bischöfe, der Nachfolger
der Apostel, mit dem Nachfolger Petri die Gewährleistung der Einheit des Glaubens
und des Lebens aller Katholiken. Daher ist es für die Einheit der Kirche in den einzelnen
Nationen unerläßlich, daß jeder Bischof mit den anderen Bischöfen in Gemeinschaft
steht und daß alle Bischöfe mit dem Papst in sichtbarer und konkreter Gemeinschaft
stehen. Niemand in der Kirche ist ein Fremder, sondern alle sind Bürger desselben
Volkes, Glieder desselben mystischen Leibes Christi. Das Band sakramentaler Einheit
ist die Eucharistie, die durch den Dienst des Bischofs und der Priester gewährleistet
ist.20 Die ganze Kirche in China ist dazu berufen, diese Einheit in einer reicheren
Spiritualität der Gemeinschaft zu leben und deutlich zu machen, die unter Berücksichtigung
der konkreten komplexen Lage, in der sich die katholische Gemeinde befindet, auch
in einer harmonischen hierarchischen Gemeinschaft wachsen möge. Daher sind Hirten
und Gläubige gerufen, das, was zur Lehre und Tradition der Kirche gehört, zu verteidigen
und zu schützen. Spannungen und Spaltungen innerhalb der Kirche: Vergebung und
Versöhnung 6. Als er sich mit dem Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte
an die ganze Kirche wandte, sagte mein verehrter Vorgänger Papst Johannes Paul II.:
Ein »andere[r] große[r] Bereich, wo sich ein entschlossenes Engagement für die Planung
auf der Ebene der Gesamtkirche und der Teilkirchen ausdrücken muß, ist die Gemeinschaft
(koinonía, communio), die das eigentliche Wesen des Geheimnisses der Kirche verkörpert
und deutlich macht. Die Gemeinschaft ist Frucht und sichtbarer Ausdruck jener Liebe,
die aus dem Herzen des ewigen Vaters entspringt und durch den Geist, den Jesus schenkt
(vgl. Röm 5, 5), in uns ausgegossen wird, um aus uns allen ,,ein Herz und eine Seele’’
(Apg 4, 32) zu machen. Durch die Verwirklichung dieser Liebesgemeinschaft offenbart
sich die Kirche als ,,Sakrament’’, das heißt als ,,Zeichen und Werkzeug für die innigste
Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit’’. Die Worte, die der
Herr dafür findet, sind zu klar, als daß man ihre Bedeutung unterschätzen könnte.
Wenn die Kirche auf ihrem Weg durch die Zeit auch im neuen Jahrhundert viele Dinge
braucht, ohne die Liebe (agape) wäre alles umsonst. Der Apostel Paulus selbst erinnert
uns daran in seinem Hymnus an die Liebe: Auch wenn wir in den Sprachen der Menschen
und Engel redeten und einen Glauben hätten, ,,um damit Berge zu versetzen’’, hätten
aber die Liebe nicht, wäre alles ,,nichts’’ (vgl. 1 Kor 13, 2). Die Liebe ist wirklich
das ,,Herz’’ der Kirche.« 21 Diese Hinweise, die die Natur selbst der Universalkirche
betreffen, haben eine besondere Bedeutung für die Kirche in China. In der Tat entgehen
euch nicht die Probleme, mit denen sie sich momentan auseinandersetzt, um – in ihrem
Inneren und in ihren Beziehungen mit der bürgerlichen Gesellschaft Chinas – Spannungen,
Spaltungen und Schuldzuweisungen zu überwinden. Was dieses Thema betrifft, hatte
ich schon im Vorjahr bei einer Ansprache über die Anfänge der Kirche Gelegenheit,
daran zu erinnern, daß »die Gemeinschaft der Jünger von Anfang an nicht nur die Freude
des Heiligen Geistes, die Gnade der Wahrheit und der Liebe [kennt], sondern auch die
Prüfung, die vor allem in Gegensätzen bezüglich der Glaubenswahrheiten und daraus
entstehenden Spaltungen in der Gemeinschaft besteht. So wie es die Gemeinschaft der
Liebe von Anfang an gab und bis ans Ende geben wird (vgl. 1 Joh 1, 1ff), so kommt
es leider auch von Anfang an zur Spaltung. Wir dürfen uns nicht darüber wundern, daß
es sie auch heute gibt. [...] Es besteht also in den Geschehnissen der Welt und auch
in den Schwächen der Kirche immer die Gefahr, den Glauben und damit auch die Liebe
und die Brüderlichkeit zu verlieren. Derjenige, der an die Kirche der Liebe glaubt
und in ihr leben will, hat daher die Pflicht, auch diese Gefahr zu erkennen.« 22 Die
Geschichte der Kirche lehrt uns außerdem, daß echte Gemeinschaft sich nicht ohne mühseliges
Ringen um Versöhnung entfaltet.23 Die Reinigung des Gedächtnisses, die Vergebung für
den, der Böses getan hat, das Vergessen erlittenen Unrechts und die Aussöhnung der
Herzen in der Liebe, die im Namen des gekreuzigten und auferstandenen Christus zu
verwirklichen sind, können in der Tat die Überwindung von persönlichen Standpunkten
und Ansichten, die schmerzlichen oder schwierigen Erfahrungen entspringen, erfordern;
sie sind aber dringliche Schritte, die gesetzt werden müssen, um die Bande der Gemeinschaft
zwischen den Gläubigen und den Hirten der Kirche in China zu vermehren und deutlich
zu machen. Daher hatte schon mein verehrter Vorgänger mehrmals eine eindringliche
Einladung zur Vergebung und Versöhnung an euch gerichtet. Diesbezüglich möchte ich
gern an einen Abschnitt der Botschaft erinnern, die er euch in zeitlicher Nähe zum
Heiligen Jahr 2000 gesandt hat: »In eurer Vorbereitung auf die Abhaltung des Großen
Jubiläumsjahres dürft ich nicht vergessen, daß in der biblischen Tradition eine solche
Zeit immer die Verpflichtung zum gegenseitigen Schuldenerlaß, zur Wiedergutmachung
von begangenem Unrecht und zur Versöhnung mit dem Nachbarn mit sich brachte. Auch
euch wurde die ,,große Freude’’ verkündet, die ,,allen Völkern zuteil wurde’’: die
Liebe und Barmherzigkeit des Vaters, die in Christus erwirkte Erlösung. In dem Maße,
wie ihr selbst bereit seid, diese freudige Kunde anzunehmen, werdet ihr sie auch durch
euer Leben allen Männern und Frauen an eurer Seite vermitteln können. Mein sehnlichster
Wunsch ist, daß ihr den inneren Eingebungen des Heiligen Geistes nachkommt und euch
gegenseitig all das vergebt, was zu vergeben ist, euch einander näherkommt, euch gegenseitig
akzeptiert und alle Barrieren überwindet, um all das zu umgehen, was euch trennen
kann. Vergeßt die Worte Jesu beim Letzten Abendmahl nicht: ,,Daran werden alle erkennen,
daß ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt’’ (Joh 13, 35). Ich habe mit Freude
vernommen, daß das wertvollste Geschenk, das ihr zur Feier des Großen Jubiläumsjahres
anbieten wollt, die Einheit unter euch und mit dem Nachfolger Petri sein soll. Ein
solches Vorhaben kann nur die Frucht des Geistes sein, der seine Kirche auf die nicht
leichten Wege der Versöhnung und Einheit führt.« 24 Wir alle sind uns der Tatsache
bewußt, daß dieser Weg sich nicht von heute auf morgen erfüllen können wird, aber
seid gewiß, daß die ganze Kirche für euch in diesem Anliegen beharrlich betet. Berücksichtigt
ferner, daß euer Weg der Versöhnung vom Beispiel und vom Gebet vieler »Glaubenszeugen«
getragen wird, die gelitten und vergeben haben, während sie ihr Leben für die Zukunft
der Kirche in China hingegeben haben. Ihre Existenz selbst stellt einen ständigen
Segen für euch beim himmlischen Vater dar und ihr Andenken wird es nicht an reichen
Früchten fehlen lassen. Kirchliche Gemeinschaften und staatliche Organe: in Wahrheit
und Liebe zu lebende Beziehungen 7. Eine sorgfältige Analyse der schon erwähnten
schmerzlichen Situation starker Gegensätze (vgl. Nr. 6), von der gläubige Laien und
Hirten betroffen sind, stellt unter den verschiedenen Ursachen die wichtige Rolle
heraus, die von jenen Organen und Einrichtungen wahrgenommen wird, die als Hauptverantwortliche
des Lebens der katholischen Gemeinschaft durchgesetzt worden sind. In der Tat ist
noch heute die Anerkennung durch diese Organe und Einrichtungen das Kriterium, um
eine Gemeinde, eine Person oder einen religiösen Ort als legal und somit »offiziell«
zu erklären. Das alles hat Spaltungen sowohl im Klerus als auch unter den Gläubigen
verursacht. Dies ist eine Situation, die vor allem von Faktoren außerhalb der Kirche
abhängt, die aber ernsthaft ihren Weg konditioniert hat, indem sie Anlaß zu Verdächtigungen,
zu gegenseitigen Beschuldigungen und Anzeigen gibt, und die weiterhin eine besorgniserregende
Schwäche der Kirche darstellt. Hinsichtlich der delikaten Frage nach den mit den
Organen des Staates zu unterhaltenden Beziehungen ist besonders die Einladung des
Zweiten Vatikanischen Konzils erhellend, dem Wort und der Handlungsweise Jesu Christi
zu folgen. Denn »er lehnte es ab, ein politischer Messias zu sein, der äußere Machtmittel
anwendet.25 Statt dessen zog er es vor, sich den Menschensohn zu nennen, der gekommen
ist, ,,um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für die vielen’’ (Mk 10,
45). Er erwies sich als der vollkommene Gottesknecht26, der ,,das geknickte Rohr nicht
zerbricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht’’ (Mt 12, 20). Die staatliche Gewalt
und ihre Rechte erkannte er an, als er befahl, dem Kaiser Steuer zu zahlen, mahnte
aber deutlich, daß die höheren Rechte Gottes zu wahren seien: ,,Gebt dem Kaiser, was
des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist’’ (Mt 22, 21). Schließlich hat er durch
das Erlösungswerk am Kreuz, um den Menschen das Heil und die wahre Freiheit zu erwerben,
seine Offenbarung zur Vollendung gebracht. Er gab der Wahrheit Zeugnis27, und dennoch
wollte er sie denen, die ihr widersprachen, nicht mit Gewalt aufdrängen. Sein Reich
wird ja nicht mit dem Schwert beschützt28, sondern wird gefestigt im Bezeugen und
Hören der Wahrheit und wächst in der Kraft der Liebe, in der Christus, am Kreuz erhöht,
die Menschen an sich zieht (vgl. Joh 12, 32).« 29 Wahrheit und Liebe sind die zwei
tragenden Säulen des Lebens der christlichen Gemeinschaft. Aus diesem Grund habe ich
daran erinnert: »Die Kirche der Liebe ist auch die Kirche der Wahrheit, vor allem
im Sinne der Treue zum Evangelium, das der Herr Jesus den Seinen anvertraut hat. [...]
Um aber in Einheit und Frieden zu leben, braucht die Familie der Kinder Gottes jemanden,
der sie in der Wahrheit bewahrt und sie mit weisem und maßgebendem Unterscheidungsvermögen
führt: Dies zu tun, ist die Aufgabe, zu der das Apostelamt berufen ist. Und hier kommen
wir zu einem wichtigen Punkt. Die Kirche ist ganz aus dem Heiligen Geist; sie besitzt
aber eine Struktur, die Apostolische Sukzession, der die Verantwortung obliegt, zu
gewährleisten, daß die Kirche in der von Christus geschenkten Wahrheit bleibt, aus
der auch die Fähigkeit zur Liebe kommt. [...] Die Apostel und ihre Nachfolger sind
daher die Bewahrer und maßgeblichen Zeugen des der Kirche übergebenen Gutes der Wahrheit,
so wie sie auch die Diener der Liebe sind: zwei Aspekte, die zusammengehören. [...]
Die Wahrheit und die Liebe sind zwei Gesichter derselben Gabe, die von Gott kommt
und die dank des apostolischen Dienstes in der Kirche bewahrt wird und uns bis in
unsere Gegenwart hinein erreicht!.« 30 Das Zweite Vatikanische Konzil betont daher:
»Achtung und Liebe sind auch denen zu gewähren, die in gesellschaftlichen, politischen
oder auch religiösen Fragen anders denken oder handeln als wir. Je mehr wir in Menschlichkeit
und Liebe inneres Verständnis für ihr Denken aufbringen, desto leichter wird es für
uns, mit ihnen ins Gespräch zu kommen«. Dasselbe Konzil mahnt uns jedoch: »Diese Liebe
und Güte dürfen uns aber keineswegs gegenüber der Wahrheit und dem Guten gleichgültig
machen.« 31 Wenn wir den »ursprünglichen Plan Jesu«32 betrachten, stellt sich klar
heraus, daß der Anspruch einiger vom Staat gewollter und der Struktur der Kirche fremder
Organe und Einrichtungen, der darin besteht, sich über die Bischöfe selbst zu stellen
und das Leben der kirchlichen Gemeinde zu lenken, nicht der katho- lischen Lehre entspricht,
nach der die Kirche »apostolisch« ist, wie es auch das Zweite Vatikanische Konzil
bekräftigt hat. Die Kirche ist apostolisch »aufgrund ihres Ursprungs, da sie ,,auf
das Fundament der Apostel’’ gebaut ist (Eph 2, 20); aufgrund ihrer Lehre, welche die
Lehre der Apostel ist; und aufgrund ihrer Struktur, weil sie bis zur Wiederkunft Christi
von den Aposteln belehrt, geheiligt und geleitet wird – und zwar durch ihre Nachfolger,
die Bischöfe in Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Petrus.« 33 In jeder Teilkirche
»weidet« daher nur »der Diözesanbischof [...] im Namen des Herrn die ihm als dem eigentlichen,
ordentlichen und unmittelbaren Hirten anvertraute Herde«34, und auf nationaler Ebene
kann nur eine rechtmäßige Bischofskonferenz pastorale Orientierungen aufstellen, die
für die ganze katholische Gemeinschaft des betreffenden Landes Geltung besitzen.35 Auch
das erklärte Ziel der oben genannten Stellen, das darin besteht, »die Prinzipien der
Unabhängigkeit und Autonomie, der Selbstverwaltung und der demokratischen Administration«36
zu verwirklichen, ist mit der katholischen Lehre unvereinbar, die beginnend mit den
antiken Glaubensbekenntnissen die Kirche als »eine, heilige, katholische und apostolische«
bekennt. Im Lichte der oben dargelegten Prinzipien werden sich die Hirten und die
gläubigen Laien daran erinnern, daß die Verkündigung des Evangeliums, die Katechese
und das karitative Wirken, die Liturgie und der Kult sowie alle pastoralen Entscheidungen
einzig den Bischöfen gemeinsam mit ihren Priestern in der bleibenden Kontinuität des
Glaubens, der von den Aposteln in den Heiligen Schriften und durch die Tradition überliefert
worden ist, zustehen und daher keiner Einmischung von außen unterliegen dürfen. In
Anbetracht dieser schwierigen Situation fragen sich nicht wenige Glieder der katholischen
Gemeinschaft, ob nicht die Anerkennung seitens der zivilen Autoritäten – die für das
öffentliche Wirken erforderlich ist – irgendwie die Gemeinschaft mit der Universalkirche
kompromittiert. Ich weiß gut, daß diese Problematik die Herzen der Hirten und der
Gläubigen schmerzlich beunruhigt. Diesbezüglich bin ich zunächst der Ansicht, daß
die notwendige und entschiedene Bewahrung des Glaubensgutes und der sakramentalen
und hierarchischen Gemeinschaft an und für sich dem Dialog mit den Autoritäten über
jene Aspekte des kirchlichen Lebens, die in den zivilen Bereich fallen, nicht entgegensteht.
Daher bestehen dann keine besonderen Schwierigkeiten für die Annahme der von den zivilen
Autoritäten erlassenen Anerkennung, wenn die Bedingung erfüllt ist, daß eine solche
staatliche Anerkennung nicht die Leugnung unverzichtbarer Prinzipien des Glaubens
und der kirchlichen Gemeinschaft mit sich bringt. In nicht wenigen konkreten Fällen
jedoch, wenn nicht sogar fast immer, greifen im Anerkennungsverfahren Organe und Einrichtungen
ein, die die beteiligten Personen dazu verpflichten, Haltungen anzunehmen, Handlungen
zu setzen und Aufgaben zu übernehmen, die dem, was das Gewissen eines Katholiken gebietet,
entgegengesetzt sind. Ich verstehe daher, wie schwer es fällt, unter solch verschiedenen
Bedingungen und Umständen die richtige Entscheidung zu treffen. Aus diesem Grund überläßt
der Heilige Stuhl – nachdem er erneut die Prinzipien dargelegt hat – die Entscheidung
dem einzelnen Bischof, der, nach Anhörung seines Presbyteriums, besser imstande ist,
die örtliche Situation zu kennen, die konkreten Wahlmöglichkeiten abzuwägen und die
eventuellen Folgen innerhalb der diözesanen Gemeinschaft einzuschätzen. Es könnte
sein, daß am Ende seine Entscheidung nicht die Zustimmung aller Priester und Gläubigen
findet. Ich wünsche mir jedoch, daß sie Annahme findet, auch wenn dies unter Leid
geschieht, und daß die Einheit der diözesanen Gemeinschaft mit dem eigenen Hirten
aufrecht erhalten wird. Schließlich wird es gut sein, daß Bischöfe und Priester
sich mit wahrem Hirtenherzen mit allen Mitteln darum bemühen, keinen Anlaß zu anstoßerregenden
Situationen zu geben, indem sie die Gelegenheiten nutzen, um das Gewissen der Gläubigen
zu bilden, und dabei besondere Aufmerksamkeit gegenüber den schwächeren Gliedern walten
lassen: All dies soll in der Gemeinschaft und in brüderlichem Verständnis sowie unter
Vermeidung von Urteilen und gegenseitigen Verurteilungen gelebt werden. Auch in diesem
Fall muß man berücksichtigen, daß es für die Beurteilung der Sittlichkeit einer Handlung
– insbesondere beim Fehlen eines wahren Freiheitsraumes – notwendig ist, außer dem
objektiven Fehler mit besonderer Sorgfalt die tatsächlichen Absichten der betroffenen
Person zu kennen. Jeder Fall wird daher einzeln unter Berücksichtigung der Umstände
eingehend geprüft werden müssen. Der chinesische Episkopat 8. In der Kirche,
dem Volk Gottes, steht allein den geweihten Amtsträgern, die nach einer angemessenen
Ausbildung und Formung in rechter Weise die heilige Weihe empfangen haben, die Ausübung
des Amtes »des Lehrens, des Heiligens und des Leitens« zu. Die gläubigen Laien können
mit der kanonischen Beauftragung durch den Bischof einen nützlichen kirchlichen Dienst
bei der Weitergabe des Glaubens leisten. In den letzten Jahren seid ihr, liebe
Brüder im Bischofsamt, aus verschiedenen Gründen auf Schwierigkeiten gestoßen, da
im Namen verschiedener staatlicher Organe nicht »geweihte« – zuweilen auch nicht getaufte
– Personen Entscheidungen in wichtigen kirchlichen Fragen kontrollieren und treffen,
einschließlich der Ernennung von Bischöfen. Folglich ist es zu einer Abwertung des
Petrus- und des Bischofsamtes aufgrund einer Sicht der Kirche gekommen, nach welcher
der Papst, die Bischöfe und die Priester Gefahr laufen, de facto Personen ohne Amt
und ohne Amtsgewalt zu werden. Hingegen sind das Petrus- und das Bischofsamt, wie
schon gesagt wurde, wesentliche und integrale Bestandteile der katholischen Lehre
über die sakramentale Struktur der Kirche. Diese Natur der Kirche ist eine Gabe des
Herrn Jesus, denn »er gab den einen das Apostelamt, andere setzte er als Propheten
ein, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, um die Heiligen für die
Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi. So sollen wir
alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit
wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen«
(Eph 4, 11-13). Die Gemeinschaft und die Einheit – es sei mir gestattet, dies hier
zu wiederholen (vgl. Nr. 5) – sind wesentliche und integrale Bestandteile der Kirche.
Daher ist der Plan einer – im religiösen Bereich – vom Heiligen Stuhl »unabhängigen«
Kirche unvereinbar mit der katholischen Lehre. Ich bin mir der großen Schwierigkeiten
bewußt, denen ihr in der oben genannten Situation begegnen müßt, um Christus, seiner
Kirche und dem Nachfolger Petri treu zu bleiben. Indem ich euch daran erinnere, daß
– wie schon der heilige Paulus sagte (vgl. Röm 8, 35-39) – keine Schwierigkeit uns
von der Liebe Christi scheiden kann, vertraue ich darauf, daß ihr im Vertrauen auf
die Gnade des Herrn alles Mögliche zu tun wißt, um die Einheit und die kirchliche
Gemeinschaft auch unter Inkaufnahme großer Opfer zu bewahren. Viele Mitglieder
des chinesischen Episkopats, die in den letzten Jahrzehnten die Kirche geleitet haben,
gaben – und geben – den eigenen Gemeinden und der Universalkirche ein leuchtendes
Zeugnis. Noch einmal komme aus dem Herzen ein Hymnus des Lobes und des Dankes an den
»obersten Hirten« der Herde (1 Petr 5, 4): Man kann in der Tat nicht vergessen, daß
viele von ihnen Verfolgung erlitten haben und in der Ausübung ihres Amtes behindert
wurden und daß einige von ihnen die Kirche mit dem Vergießen des eigenen Blutes fruchtbar
gemacht haben. Die neuen Zeiten und die sich daraus ergebende Herausforderung der
Neuevangelisierung heben die Funktion des bischöflichen Dienstes hervor. Wie Papst
Johannes Paul II. den Hirten, die aus allen Teilen der Welt zur Heiligjahrfeier nach
Rom gekommen waren, sagte, »trägt [an erster Stelle] der Bischof die Verantwortung,
und er belebt die kirchliche Gemeinschaft sowohl im Streben nach Gemeinschaft als
auch in ihren missionarischen Vorhaben. Angesichts des Relativismus und Subjektivismus,
die so weite Bereiche der gegenwärtigen Kultur verschmutzen, sind die Bischöfe dazu
berufen, die Einheit ihrer Gläubigen in der Lehre zu verteidigen und zu fördern. Achtsam
und bemüht gegenüber allen Situationen, in denen der Glaube verlorengeht oder unbeachtet
bleibt, setzen sich die Bischöfe mit aller Kraft für die Evangelisation ein. Sie bereiten
Priester, Ordensleute und Laien auf diese Aufgabe vor und stellen die hierfür nötigen
Mittel zur Verfügung.« 37 Bei demselben Anlaß rief mein verehrter Vorgänger in
Erinnerung, daß »der Bischof als Nachfolger der Apostel [jemand ist], für den Christus
alles bedeutet. So kann er jeden Tag mit Paulus wiederholen: ,,Denn für mich ist Christus
das Leben’’ (Phil 1,21). Hierfür muß er mit seinem ganzen Dasein Zeugnis ablegen.
Das Zweite Vatikanische Konzil lehrt: ,,Ihrer apostolischen Aufgabe sollen sich die
Bischöfe zuwenden als Zeugen Christi vor allen Menschen’’ (Dekret Christus Dominus,
11).« 38 Hinsichtlich des bischöflichen Dienstes nehme ich die Gelegenheit wahr,
um an das zu erinnern, was ich erst kürzlich gesagt habe: »Die Bischöfe [tragen] die
erste Verantwortung dafür [...], daß die Kirche als Familie Gottes und als ein Ort
der gegenseitigen Hilfe und der Dienstbereitschaft aufgebaut wird. Um diese Sendung
erfüllen zu können, habt ihr mit der Bischofsweihe drei besondere Ämter erhalten:
das munus docendi, das munus sanctificandi und das munus regendi, die zusammen das
munus pascendi bilden. Insbesondere besteht die Zielsetzung des munus regendi im Wachstum
der kirchlichen Gemeinschaft, das heißt im Aufbau einer Gemeinschaft, die einmütig
festhält an der Lehre der Apostel, am Brechen des Brotes, an den Gebeten und an der
Gemeinschaft. Das Leitungsamt – eben das munus regendi – ist eng mit den Ämtern des
Lehrens und der Heiligung verbunden und bildet so für den Bischof einen wahren Akt
der Liebe Gott und dem Nächsten gegenüber, der in der pastoralen Liebe zum Ausdruck
kommt.« 39 Wie in der restlichen Welt, so wird auch in China die Kirche von Bischöfen
geleitet, denen in der Bischofsweihe, die ihnen von anderen gültig geweihten Bischöfen
erteilt wurde, zusammen mit dem Amt des Heiligens auch die Ämter des Lehrens und des
Leitens des ihnen in den jeweiligen Teilkirchen anvertrauten Volkes übertragen wurden
– mit der zugehörigen Amtsgewalt, die ihnen mittels der Gnade des Weihesakraments
von Gott verliehen wurde. Die Ämter der Lehre und der Leitung »[können] jedoch ihrer
Natur nach nur in der hierarchischen Gemeinschaft mit Haupt und Gliedern des [Bischofs]Kollegiums
ausgeübt werden« 40. Denn – so legt dasselbe Zweite Vatikanische Konzil präzise dar
– »Glied der Körperschaft der Bischöfe wird man durch die sakramentale Weihe und die
hierarchische Gemeinschaft mit Haupt und Gliedern des Kollegiums« 41. Gegenwärtig
sind alle Bischöfe der katholischen Kirche in China Söhne des chinesischen Volkes.
Trotz vieler und großer Schwierigkeiten ist die katholische Kirche in China durch
eine besondere Gnade des Heiligen Geistes nie des Dienstes rechtmäßiger Hirten beraubt
worden, die die Apostolische Sukzession intakt bewahrt haben. Wir müssen dem Herrn
für diese beständige und leidgeprüfte Anwesenheit von Bischöfen danken, die die Bischofsweihe
in Übereinstimmung mit der katholischen Tradition empfangen haben, das heißt in Gemeinschaft
mit dem Bischof von Rom, dem Nachfolger Petri, und durch gültig und rechtmäßig geweihte
Bischöfe unter Beachtung des Ritus des katholischen Kirche. Einige von ihnen, die
einer widerrechtlichen, über das Leben der Kirche ausgeübten Kontrolle nicht unterliegen
wollten und wünschten, eine volle Treue zum Nachfolger Petri und zur katholischen
Lehre zu bewahren, sahen sich gezwungen, sich im geheimen weihen zu lassen. Der Untergrund
fällt nicht in die Normalität des Lebens der Kirche, und die Geschichte zeigt, daß
Hirten und Gläubige dazu nur mit dem mit Leid verbundenen Wunsch greifen, den eigenen
Glauben unversehrt zu bewahren und keine Einmischung von staatlichen Organen in Dingen
zu dulden, die das Innerste des Lebens der Kirche berühren. Aus diesem Grund wünscht
der Heilige Stuhl, daß diese rechtmäßigen Hirten als solche von den Regierungsautoritäten
auch mit zivilrechtlichen Folgen anerkannt werden können – soweit diese erforderlich
sind – und daß alle Gläubigen den eigenen Glauben im gesellschaftlichen Umfeld, in
dem sie leben, frei zum Ausdruck bringen können. Andere Hirten hingegen haben unter
dem Druck besonderer Umstände eingewilligt, die Bischofsweihe ohne päpstlichen Auftrag
zu empfangen, haben aber in der Folge darum gebeten, in die Gemeinschaft mit dem Nachfolger
Petri und mit den anderen Brüdern im Bischofsamt aufgenommen werden zu dürfen. In
Anbetracht der Aufrichtigkeit ihrer Gesinnung und der Vielschichtigkeit der Situation
sowie unter Berücksichtigung der Meinung der Bischöfe in ihrer Nähe hat der Papst
ihnen kraft der eigenen Verantwortung als oberster Hirte der universalen Kirche die
volle und rechtmäßige Ausübung der bischöflichen Jurisdiktion gewährt. Diese Initiative
des Papstes entsprang der Kenntnis der besonderen Umstände ihrer Weihe und seiner
großen pastoralen Sorge, die Wiederherstellung der vollen Einheit zu fördern. Leider
sind die Priester und die Gläubigen meistens nicht entsprechend über die erfolgte
Legitimierung ihres Bischofs unterrichtet worden, und dies hat zu nicht wenigen und
schweren Gewissensproblemen Anlaß gegeben. Darüber hinaus haben einige legitimierte
Bischöfe keine Gesten vollzogen, die die erfolgte Legitimierung deutlich unter Beweis
gestellt hätten. Aus diesem Grund ist es unerläßlich, daß die erfolgte Legitimierung
zum geistlichen Wohl der betroffenen diözesanen Gemeinschaft in kurzer Zeit in die
Öffentlichkeit gebracht wird und daß die legitimierten Bischöfe immer mehr unzweideutige
Zeichen der vollen Einheit mit dem Nachfolger Petri setzen. Schließlich gibt es
einige Bischöfe – in sehr beschränkter Zahl –, die ohne päpstlichen Auftrag geweiht
wurden und die die notwendige Legitimierung nicht erbeten oder noch nicht erhalten
haben. Gemäß der Lehre der katholischen Kirche sind sie als unrechtmäßige, aber gültig
geweihte Bischöfe anzusehen, sofern die Gewißheit besteht, daß sie die Weihe von gültig
geweihten Bischöfen empfangen haben und daß der katholische Ritus der Bischofsweihe
eingehalten worden ist. Selbst wenn sie nicht in Gemeinschaft mit dem Papst stehen,
üben sie daher ihren Dienst in der Spendung der Sakramente gültig aus, wenn auch in
unrechtmäßiger Weise. Welch großer geistlicher Reichtum könnte der Kirche in China
daraus erwachsen, wenn auch diese Hirten unter Einhaltung der notwendigen Bedingungen
zur Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri und mit dem ganzen katholischen Episkopat
gelangten! Nicht nur ihr bischöflicher Dienst würde legitimiert werden, sondern auch
ihre Gemeinschaft mit den Priestern und Gläubigen, die die Kirche in China als Teil
der katholischen Kirche in Einheit mit dem Bischof von Rom und mit allen anderen Teilkirchen
in der Welt betrachten, würde sich als tiefer erweisen. In den einzelnen Nationen
bilden alle rechtmäßigen Bischöfe eine Bischofskonferenz, die nach einem eigenen Statut,
das nach Vorgabe des kanonischen Rechts vom Apostolischen Stuhl approbiert werden
muß, geleitet wird. Solch eine Bischofskonferenz bringt die brüderliche Gemeinschaft
aller Bischöfe einer Nation zum Ausdruck und behandelt Fragen der Lehre und der Pastoral,
die für die ganze katholische Gemeinschaft im Land von Bedeutung sind, ohne sich aber
in die Ausübung der ordentlichen und unmittelbaren Gewalt jedes Bischofs in seiner
eigenen Diözese einzumischen. Ferner unterhält jede Bischofskonferenz angemessene
und nützliche Kontakte mit den örtlichen zivilen Autoritäten, auch um die Zusammenarbeit
zwischen Kirche und Staat zu fördern. Dabei ist jedoch klar, daß eine Bischofskonferenz
in Fragen des Glaubens und des glaubensgemäßen Lebens (fides et mores, sakramentales
Leben), die ausschließlich in die Zuständigkeit der Kirche fallen, keiner zivilen
Autorität unterstellt sein kann. Im Lichte der oben dargelegten Prinzipien kann
das Kollegium der katholischen Bischöfe Chinas42 in seiner gegenwärtigen Form vom
Apostolischen Stuhl nicht als Bischofskonferenz anerkannt werden: Die »Untergrundbischöfe«,
das heißt die von der Regierung nicht anerkannten Bischöfe, die in Gemeinschaft mit
dem Papst stehen, gehören ihm nicht an; es schließt Bischöfe ein, die weiterhin unrechtmäßig
sind, und es richtet sich nach Statuten, die Elemente enthalten, die mit der katholischen
Lehre unvereinbar sind. Bischofsernennungen 9. Wie euch allen bekannt ist, liegt
eines der heikelsten Probleme in den Beziehungen des Heiligen Stuhls mit den Autoritäten
eures Landes in der Frage der Bischofsernennungen. Einerseits kann man verstehen,
daß die Regierungsautoritäten in Anbetracht der gesellschaftlichen Auswirkungen, die
dieses Amt – in China wie in der restlichen Welt – auch im zivilen Bereich besitzt,
bei der Auswahl derer aufmerken, die die wichtige Rolle der Leiter und Hirten der
örtlichen katholischen Gemeinden ausüben werden. Andererseits verfolgt der Heilige
Stuhl mit besonderer Sorgfalt die Ernennung der Bischöfe, weil diese das Herz des
Lebens der Kirche selbst berührt, da die Ernennung der Bischöfe durch den Papst die
Gewährleistung der Einheit der Kirche und der hierarchischen Gemeinschaft ist. Aus
diesem Grund legt der Codex des kanonischen Rechtes (vgl. Canon 1382) schwere Strafen
fest sowohl für den Bischof, der freiwillig die Bischofsweihe ohne apostolischen Auftrag
spendet, als auch für den Empfänger: Eine solche Weihe stellt in der Tat eine schmerzhafte
Wunde in der kirchlichen Gemeinschaft dar und ist eine schwere Verletzung der kanonischen
Ordnung. Wenn der Papst den apostolischen Auftrag zur Weihe eines Bischofs erteilt,
übt er seine höchste geistliche Autorität aus – eine Autorität und ein Handeln, welche
streng im religiösen Bereich angesiedelt bleiben. Es geht hier also nicht um eine
politische Autorität, die sich unrechtmäßigerweise in die inneren Angelegenheiten
eines Staates einmischen und seine Souveränität verletzen würde. Die Ernennung
von Hirten für eine bestimmte religiöse Gemeinschaft wird auch in internationalen
Dokumenten als ein konstitutives Element für die volle Ausübung des Rechts auf Religionsfreiheit
verstanden.43 Der Heilige Stuhl möchte bei der Ernennung der Bischöfe ganz frei sein;
44 daher hoffe ich in Anbetracht des in jüngerer Zeit beschrittenen besonderen Weges
der Kirche in China darauf, daß eine Vereinbarung mit der Regierung gefunden werde,
um einige Fragen sowohl bezüglich der Auswahl der Kandidaten für das Bischofsamt zu
lösen als auch bezüglich der Bekanntgabe der Bischofsernennungen sowie der Anerkennung
– für die, soweit notwendigen, zivilrechtlichen Folgen – der neuen Bischöfe seitens
der staatlichen Autoritäten. Schließlich möchte ich hinsichtlich der Auswahl der
Kandidaten für das Bischofsamt, auch wenn ich eure diesbezüglichen Schwierigkeiten
kenne, an die Notwendigkeit erinnern, daß diese würdige, von den Gläubigen geachtete
und geliebte Priester und Vorbilder eines Lebens aus dem Glauben sein mögen und daß
sie eine gewisse Erfahrung im seelsorglichen Dienst besitzen und daher besser geeignet
sind, um der schweren Verantwortung eines Hirten der Kirche gerecht zu werden.45 Falls
es in einer Diözese unmöglich sein sollte, passende Kandidaten für die Besetzung des
bischöflichen Stuhls zu finden, kann die Zusammenarbeit mit den Bischöfen der benachbarten
Diözesen helfen, geeignete Kandidaten zu ermitteln. ZWEITER TEIL ORIENTIERUNGEN FÜR
DAS PASTORALE LEBEN Sakramente, Leitung der Diözesen, Pfarreien 10. In letzter
Zeit sind Schwierigkeiten aufgetreten im Zusammenhang mit Einzelinitiativen von Hirten,
Priestern und gläubigen Laien, die, bewegt von einem großherzigen seelsorglichen Eifer,
nicht immer die Aufgaben und Verantwortlichkeiten anderer beachtet haben. Diesbezüglich
erinnert uns das Zweite Vatikanische Konzil daran, daß die einzelnen Bischöfe, wenn
sie einerseits »als Glieder des Bischofskollegiums und rechtmäßige Nachfolger der
Apostel [...] aufgrund von Christi Stiftung und Vorschrift zur Sorge für die Gesamtkirche
gehalten [sind]«, andererseits »ihr Hirtenamt über den ihnen anvertrauten Teil des
Gottesvolkes, nicht über andere Kirchen und nicht über die Gesamtkirche aus[üben].«
46 Angesichts gewisser Probleme, die in den letzten Jahren in verschiedenen diözesanen
Gemeinschaften aufgetreten sind, scheint es mir ferner eine Pflicht zu sein, an die
kanonische Vorschrift zu erinnern, nach der jeder Kleriker in einer Teilkirche oder
in einem Institut des gottgeweihten Lebens inkardiniert sein muß und seinen Dienst
in Gemeinschaft mit dem Diözesanbischof ausüben muß. Nur aus gerechten Gründen kann
ein Kleriker Dienst in einer anderen Diözese tun, aber immer nach vorheriger Vereinbarung
der beiden Diözesanbischöfe, das heißt des Diözesanbischofs der Teilkirche, in der
er inkardiniert ist, und des Bischofs jener Teilkirche, für deren Dienst er bestimmt
wurde.47 Ihr habt euch sodann bei nicht wenigen Anlässen die Frage nach der Konzelebration
der Eucharistie gestellt. Diesbezüglich erinnere ich daran, daß diese als Bedingungen
das Bekenntnis desselben Glaubens und die hierarchische Gemeinschaft mit dem Papst
und mit der Universalkirche voraussetzt. Es ist daher legitim, mit Bischöfen und Priestern
zu konzelebrieren, die in Gemeinschaft mit dem Papst stehen, auch wenn diese von den
zivilen Autoritäten anerkannt sind und Beziehungen mit vom Staat gewollten, nicht
zur kirchlichen Struktur gehörenden Organen und Einrichtungen unterhalten, vorausgesetzt
– wie oben gesagt wurde (vgl. Nr. 7, Absatz 8) –, daß die Anerkennung und die Beziehung
nicht die Leugnung von unverzichtbaren Prinzipien des Glaubens und der kirchlichen
Gemeinschaft mit sich bringen. Auch die gläubigen Laien, die von einer aufrichtigen
Liebe zu Christus und zur Kirche beseelt sind, sollen nicht zögern, an der Eucharistie
teilzunehmen, die von Bischöfen und Priestern gefeiert wird, die in voller Gemeinschaft
mit dem Nachfolger Petri stehen und von den staatlichen Autoritäten anerkannt sind.
Dasselbe gilt für alle anderen Sakramente. Immer im Licht der Prinzipien der katholischen
Lehre müssen die Probleme gelöst werden, die mit jenen Bischöfen auftreten, die, wenn
auch unter Einhaltung des katholischen Ritus der Bischofsweihe, jedoch ohne päpstlichen
Auftrag geweiht worden sind. Ihre Weihe ist – wie ich schon gesagt habe (vgl. Nr.
8, Absatz 12) – unerlaubt, aber gültig, so wie die von ihnen erteilten Priesterweihen
und auch die von solchen Bischöfen und Priestern gespendeten Sakramente gültig sind.
Unter Berücksichtigung dessen müssen daher die Gläubigen für die Eucharistiefeier
und die übrigen Sakramente nach Möglichkeit Bischöfe und Priester suchen, die in Gemeinschaft
mit dem Papst stehen: Wenn dies nicht ohne schwere Unannehmlichkeiten für sie machbar
sein sollte, können sie sich, wenn es ihr geistliches Wohl erfordert, auch an jene
wenden, die nicht in Gemeinschaft mit dem Papst stehen. Schließlich halte ich es
für angebracht, eure Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was die kanonische Gesetzgebung
vorsieht, um den Diözesanbischöfen bei der Erfüllung ihrer eigenen Hirtenaufgabe zu
helfen. Jeder Diözesanbischof ist aufgefordert, von den unerläßlichen Mitteln der
Gemeinschaft und der Zusammenarbeit innerhalb der diözesanen katholischen Gemeinschaft
Gebrauch zu machen: die Diözesankurie, der Priesterrat, das Konsultorenkollegium,
der Diözesanpastoralrat und der Diözesanvermögensverwaltungsrat. Diese Organe bringen
die Gemeinschaft zum Ausdruck, sie fördern die Teilhabe an der gemeinsamen Verantwortung
und sind von großer Hilfe für die Hirten, die sich in dieser Weise der brüderlichen
Mitarbeit der Priester, der gottgeweihten Personen und der gläubigen Laien bedienen
können. Dasselbe gilt für die verschiedenen Räte, die das kanonische Recht für
die Pfarreien vorsieht: pfarrlicher Pastoralrat und pfarrlicher Vermögensverwaltungsrat. Sowohl
für die Diözesen als auch für die Pfarreien heißt es, besonderes Augenmerk auf die
zeitlichen – beweglichen und unbeweglichen – Güter der Kirche zu richten, die im zivilen
Bereich auf den Namen der Diözese oder der Pfarrei und niemals auf den Namen einzelner
Personen (das heißt des Bischofs, des Pfarrers oder einer Gruppe von Gläubigen) registriert
werden müssen. Gleichzeitig behält die herkömmliche pastorale und missionarische Orientierung
ihre volle Gültigkeit, die im Grundsatz »nihil sine Episcopo« zusammengefaßt ist. Aus
der Analyse der oben dargelegten Problemstellungen ergibt sich mit Deutlichkeit, daß
eine wahre Lösung derselben in der Förderung der Gemeinschaft wurzelt, die von Christus,
dem Abbild der Liebe des Vaters, der gleichsam ihre Quelle ist, Stärke und Schwung
bezieht. Die Liebe, die immer über allem ist (vgl. 1 Kor 13, 1-12), wird die Kraft
und der Maßstab in der seelsorglichen Arbeit zum Aufbau einer kirchlichen Gemeinschaft
sein, die den auferstandenen Christus dem Menschen von heute gegenwärtig macht. Die
Kirchenprovinzen 11. Während der letzten fünfzig Jahre sind im zivilen Bereich
zahlreiche verwaltungsmäßige Änderungen eingetreten. Dies hat auch verschiedene Kirchenbezirke
betroffen, die aufgehoben oder zusammengelegt wurden oder die in ihrer territorialen
Gestalt auf der Grundlage der zivilen Verwaltungsbezirke verändert wurden. Diesbezüglich
möchte ich bekräftigen, daß der Heilige Stuhl bereit ist, die gesamte Frage der Kirchenbezirke
und Kirchenprovinzen in einem offenen und konstruktiven Dialog mit dem chinesischen
Episkopat und – soweit angebracht und nützlich – mit den Regierungsautoritäten anzugehen. Die
katholischen Gemeinschaften 12. Mir ist wohl bekannt, daß die auf dem weiten chinesischen
Territorium verstreuten diözesanen und pfarrlichen Gemeinschaften eine besondere Lebendigkeit
des christlichen Lebens, des Glaubenszeugnisses und seelsorglicher Initiativen erkennen
lassen. Es ist für mich tröstlich festzustellen, daß die Bischöfe, die Priester, die
gottgeweihten Personen und die gläubigen Laien trotz der vergangenen und gegenwärtigen
Schwierigkeiten ein tiefes Bewußtsein bewahrt haben, in Glaubens- und Lebensgemeinschaft
mit allen katholischen Gemeinden in der Welt lebendige Glieder der Universalkirche
zu sein. In ihrem Herzen wissen sie, was es heißt, katholisch zu sein. Und genau diesem
katholischen Herzen muß auch der Einsatz entspringen, um sowohl innerhalb der einzelnen
Gemeinden als auch in den Beziehungen zu den anderen Gemeinden jenen Geist der Gemeinschaft,
des Verständnisses und der Vergebung deutlich zu machen und wirksam werden zu lassen,
der – wie oben gesagt wurde (vgl. Nr. 5, Absatz 4, und Nr. 6) – das sichtbare Siegel
einer wahren christlichen Existenz ist. Ich bin mir sicher, daß der Geist Christi,
so wie er den Gemeinden geholfen hat, den Glauben in Zeiten der Verfolgung lebendig
zu erhalten, auch heute allen Katholiken helfen wird, in der Einheit zu wachsen. Ich
habe bereits darauf hingewiesen (vgl. Nr. 2, Absatz 1, und Nr. 4, Absatz 1), daß es
den Mitgliedern der katholischen Gemeinschaft in eurem Land – insbesondere den Bischöfen,
den Priestern und den gottgeweihten Personen – leider noch nicht gestattet ist, bestimmte
Aspekte ihrer Zugehörigkeit zur Kirche und ihrer hierarchischen Gemeinschaft mit dem
Papst voll und auch auf sichtbare Weise zu leben und zum Ausdruck zu bringen, insofern
ihnen freie Kontakte mit dem Heiligen Stuhl und mit anderen katholischen Gemeinschaften
in den verschiedenen Ländern in der Regel verwehrt sind. Es stimmt, daß gegenüber
der Vergangenheit die Kirche in den letzten Jahren größere Religionsfreiheit genießt.
Trotzdem kann man nicht leugnen, daß weiterhin schwere Einschränkungen bestehen bleiben,
die den Kernbereich des Glaubens berühren und zu einem gewissen Maß die Seelsorge
behindern. In diesem Zusammenhang erneuere ich den Wunsch (vgl. Nr. 4, Absatz 2-4),
daß im Rahmen eines respektvollen und offenen Dialogs zwischen dem Heiligen Stuhl
und den chinesischen Bischöfen auf der einen Seite und den Regierungsautoritäten auf
der anderen Seite die genannten Schwierigkeiten überwunden werden können und man so
zu einer gewinnbringenden Einigung gelangt, die der katholischen Gemeinschaft und
dem gesellschaftlichen Zusammenleben zum Nutzen gereichen wird. Die Priester 13.
Sodann möchte ich mich besonders den Priestern zuwenden – vor allem den in den letzten
Jahren geweihten Priestern – und eine Einladung an sie richten, die mit großer Hochherzigkeit
den Weg des Seelsorgedienstes einge- schlagen haben. Mir scheint, daß die gegenwärtige
kirchliche und gesellschaftspolitische Situation immer dringender erfordert, aus den
Quellen der priesterlichen Spiritualität Licht und Kraft zu schöpfen. Es sind dies
die Liebe zu Gott, die bedingungslose Nachfolge Christi, die Leidenschaft für die
Verkündigung des Evangeliums, die Treue zur Kirche und der großherzige Dienst am Nächsten.48
Wie könnte man hier als allen geltende Ermutigung nicht an die leuchtenden Gestalten
jener Bischöfe und Priester erinnern, die in den schwierigen Jahren der jüngeren Vergangenheit
eine unerschütterliche Liebe zur Kirche bezeugt haben – auch mit der Hingabe des eigenen
Lebens für die Kirche und für Christus! Liebe Priester! Ihr, die ihr »den ganzen
Tag über die Last der Arbeit und die Hitze« (Mt 20, 12) ertragt, die ihr Hand an den
Pflug gelegt habt und nicht zurückblickt (vgl. Lk 9, 62), denkt an die Orte, wo die
Gläubigen sehnsuchtsvoll auf einen Priester warten, einen solchen seit vielen Jahren
vermissen und nicht aufhören, seine Anwesenheit herbeizuwünschen. Ich weiß sehr wohl,
daß es unter euch Mitbrüder gibt, die sich mit schwierigen Zeiten und Situationen
auseinandersetzen mußten und Positionen eingenommen haben, die vom kirchlichen Gesichtspunkt
aus nicht immer nachvollziehbar waren, und die trotz allem wünschen, in die volle
Gemeinschaft der Kirche zurückzukehren. Im Geiste jener tiefen Versöhnung, zu der
mein verehrter Vorgänger die Kirche in China wiederholt aufgerufen hat49, wende ich
mich an die Bischöfe, die in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri stehen, damit sie
in väterlicher Gesinnung Fall für Fall prüfen und einem solchen Wunsch eine rechte
Antwort geben – wenn notwendig unter Anrufung des Apostolischen Stuhls. Ich denke,
als Zeichen dieser erhofften Versöhnung gibt es keine bedeutungsvollere Geste, als
– anläßlich des Priestertages am Gründonnerstag, wie es in der Universalkirche der
Fall ist, oder zu einem anderen Anlaß, der dafür als besser geeignet erachtet wird
– gemeinsam das Bekenntnis des Glaubens zu erneuern, zum Zeugnis der erlangten vollen
Gemeinschaft, zur Erbauung des eurer Hirtensorge anvertrauten heiligen Volkes Gottes
und zum Lob der Heiligsten Dreifaltigkeit. Ich bin mir bewußt, daß auch in China,
wie in der übrigen Kirche, Bedarf an einer angemessenen Fort- und Weiterbildung des
Klerus besteht. Aus dieser Erkenntnis richte ich an euch Bischöfe die Einladung, in
eurer Eigenschaft als Verantwortliche der kirchlichen Gemeinschaften besonders an
den jungen Klerus zu denken, der in zunehmendem Maße neuen pastoralen Herausforderungen
ausgesetzt ist, die in Verbindung mit den Erfordernissen des Auftrags zur Evangelisierung
einer so vielschichtigen Gesellschaft wie der gegenwärtigen chinesischen stehen. Daran
hat Papst Johannes Paul II. erinnert: Die Weiterbildung der Priester ist »ein Erfordernis,
das dem Geschenk des sakramentalen Amtes selbst innewohnt und sich zu jeder Zeit als
notwendig offenbart. Heute erweist sie sich aber als besonders dringlich, nicht nur
aufgrund der rasanten gesellschaftlichen und kulturellen Veränderung der Menschen
und der Völker, unter denen das Priesteramt vollzogen wird, sondern auch wegen der
,,Neuevangelisierung’’, die den wesentlichen und unaufschiebbaren Auftrag der Kirche
am Ende des zweiten Jahrtausends darstellt.« 50 Die Berufungen und die religiöse Ausbildung 14.
Während der letzten fünfzig Jahre hat es in der Kirche in China nie an einer reichen
Blüte an Berufungen zum Priestertum und zum gottgeweihten Leben gefehlt. Dafür muß
man dem Herrn Dank sagen, denn es handelt sich hier um ein Zeichen der Lebendigkeit
und um einen Grund zur Hoffnung. Im Laufe der Jahre sind dann viele heimische Ordensgemeinschaften
entstanden: Die Bischöfe und die Priester wissen aus Erfahrung, wie unersetzlich der
Beitrag der Ordensfrauen in der Katechese und im pfarrlichen Leben in all seinen Formen
ist. Darüber hinaus ist die Sorge gegenüber den Bedürftigen, die auch in Zusammenarbeit
mit den zivilen Autoritäten geleistet wird, Ausdruck jener Liebe und jenes Dienstes
am Nächsten, die das glaubwürdigste Zeugnis für die Kraft und die Lebendigkeit des
Evangeliums Jesu sind. Ich bin mir aber bewußt, daß diese Blüte heute von nicht
wenigen Schwierigkeiten begleitet wird. Daher ergibt sich die Notwendigkeit sowohl
einer sorgfältigeren Unterscheidung der Berufungen seitens der kirchlichen Verantwortlichen
als auch einer gründlicheren Erziehung und Ausbildung der Anwärter für das Priestertum
und für das Ordensleben. Trotz der Unzulänglichkeit der zur Verfügung stehenden Mittel
muß man sich für die Zukunft der Kirche in China darum bemühen, daß einerseits eine
besondere Sorgfalt in der Pflege der Berufungen und andererseits eine in menschlicher,
spiritueller, philosophisch-theologischer und pastoraler Hinsicht solidere Ausbildung,
die in den Seminaren und in den Ordensinstituten zu erfolgen hat, gewährleistet wird. Diesbezüglich
verdient die Erziehung der Priesteramtskandidaten zum zölibatären Leben eine besondere
Erwähnung. Es ist wichtig, daß die Seminaristen lernen, den Zölibat als kostbares
Geschenk Gottes und als eminent eschatologisches Zeichen zu leben und zu schätzen,
der eine ungeteilte Liebe zu Gott und zu seinem Volk bezeugt und den Priester Jesus
Christus, dem Haupt und Bräutigam der Kirche, gleichgestaltet. Dieses Geschenk ist
in der Tat auf hervorragende Weise »Ausdruck des priesterlichen Dienstes an der Kirche
in und mit dem Herrn« 51 und stellt einen prophetischen Wert für die Welt von heute
dar. Hinsichtlich der Ordensberufung ist es im gegenwärtigen Kontext der Kirche
in China notwendig, daß ihre beiden Dimensionen immer leuchtender erscheinen: und
zwar einerseits das Zeugnis des Charismas der gänzlichen Weihe an Christus durch die
Gelübde der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams und andererseits die Antwort auf
das Erfordernis, das Evangelium in den heutigen geschichtlich-gesellschaftlichen Bedingungen
des Landes zu verkünden. Die gläubigen Laien und die Familie 15. In den sehr
schwierigen Zeiten der jüngeren Geschichte der katholischen Kirche in China haben
die gläubigen Laien sowohl als einzelne und in der Familie wie auch als Mitglieder
geistlicher und apostolischer Bewegungen völlige Treue zum Evangelium gezeigt, wobei
sie für die eigene Treue zu Christus auch persönlich bezahlt haben. Ihr Laien seid
auch heute dazu berufen, das Evangelium in eurem Leben Fleisch werden zu lassen und
durch einen großherzigen und tatkräftigen Dienst für das Wohl des Volkes und die Entwicklung
des Landes Zeugnis zu geben: und diesen Auftrag erfüllt ihr mit einem Leben als ehrliche
Bürger und als aktive und mitverantwortliche Mitarbeiter bei der Verbreitung des Wortes
Gottes in eurer ländlichen oder städtischen Umgebung. Ihr, die ihr in der jüngsten
Vergangenheit mutige Glaubenszeugen gewesen seid, bleibt die Hoffnung der Kirche für
die Zukunft! Dies erfordert eure immer besser motivierte Teilnahme in allen Bereichen
des Lebens der Kirche in Gemeinschaft mit euren jeweiligen Hirten. Da die Zukunft
der Menschheit über die Familie geht, halte ich es für unverzichtbar und dringlich,
daß die Christgläubigen die Werte der Familie fördern und die familiären Erfordernisse
schützen. Die Laien kennen im Glauben ganz und gar den wunderbaren Plan Gottes mit
der Familie. Sie haben daher einen Grund mehr, diesen konkreten und anspruchsvollen
Auftrag zu übernehmen: Die Familie ist in der Tat »jene natürliche Umgebung, die den
jungen Generationen ermöglicht, die personale und soziale Reife zu erlangen. Die Familie
trägt das Erbe der Menschheit selbst in sich, denn durch sie wird das Leben von Generation
zu Generation weitergegeben. In den asiatischen Kulturen nimmt die Familiengemeinschaft
eine wichtige Stellung ein, und familiäre Werte wie die respektvolle Haltung der Kinder
den Eltern gegenüber, liebevolle Fürsorge für die Alten und Kranken, die Liebe für
die Kleinen und die Eintracht untereinander sind, wie die Synodenväter hervorheben,
in allen Kulturen und Religionen Asiens hochgeschätzt.« 52 Die oben erwähnten Werte
sind Teil des bedeutenden chinesischen kulturellen Umfelds; dennoch fehlt es auch
in eurem Land nicht an Kräften, die auf verschiedene Weise negativ auf die Familie
einwirken. Daher muß die Kirche in China, die sich bewußt ist, daß das Wohl der Gesellschaft
und ihr eigenes mit dem Wohl der Familie eng verbunden sind53, stärker und überzeugender
ihre Sendung verspüren, allen den Plan Gottes hinsichtlich von Ehe und Familie zu
verkünden, um deren volle Lebenskraft zu sichern.54 Die christliche Initiation der
Erwachsenen 16. Die jüngste Geschichte der Kirche in China weist eine hohe Zahl
von Erwachsenen auf, die auch dank des Zeugnisses der örtlichen christlichen Gemeinschaft
zum Glauben gekommen sind. Ihr Hirten seid aufgerufen, in besonderer Weise für die
christliche Initiation dieser Personen durch eine entsprechende und ernsthafte Zeit
des Katechumenats Sorge zu tragen. Ein solches Katechumenat soll ihnen helfen und
sie darauf vorbereiten, ein Leben als Jünger Christi zu führen. In diesem Zusammenhang
möchte ich daran erinnern, daß Evangelisierung niemals nur bloße intellektuelle Weitergabe
des Glaubens bedeutet, sondern auch Lebenserfahrung, Reinigung und Umwandlung der
ganzen eigenen Existenz sowie ein gemeinschaftlich beschrittener Weg. Nur so kann
eine rechte Beziehung zwischen Denken und Leben hergestellt werden. Mit Blick auf
die Vergangenheit muß man leider feststellen, daß viele Erwachsene nicht immer ausreichend
in die vollständige Wahrheit des christlichen Lebens eingeführt wurden und auch den
Reichtum der Erneuerung nicht kennen gelernt haben, die das Zweite Vatikanische Konzil
mit sich gebracht hat. Daher scheint es dringend notwendig, ihnen eine solide und
gründliche christliche Bildung und Formung anzubieten – auch in der Form eines Katechumenats
nach der Taufe.55 Die missionarische Berufung 17. Die Kirche ist immer und überall
missionarisch und als solche berufen, das Evangelium zu verkünden und zu bezeugen.
Auch die Kirche in China muß in ihrem Herzen den missionarischen Eifer ihres Gründers
und Meisters spüren. Als sich Johannes Paul II. im Heiligen Jahr 2000 an die jugendlichen
Pilger auf dem Berg der Seligpreisungen wandte, sagte er: »Vor seiner Himmelfahrt
gab Jesus seinen Jüngern einen Auftrag und eine Zusicherung: ,,Mir ist alle Macht
gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen
zu meinen Jüngern [...] Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt’’
(Mt 28,18-20). Zweitausend Jahre lang haben die Jünger Christi diesen Auftrag erfüllt.
Jetzt, an der Schwelle des dritten Jahrtausends, seid ihr an der Reihe. Jetzt liegt
es bei euch, in die Welt hinauszugehen und die Botschaft von den Zehn Geboten und
den Seligpreisungen zu predigen. Wenn Gott spricht, dann spricht er von Dingen, die
für jeden Menschen von größter Wichtigkeit sind, für die Menschen des 21. Jahrhunderts
nicht weniger als für die des ersten Jahrhunderts. Die Zehn Gebote und die Seligpreisungen
sprechen von Wahrheit und Güte, von Gnade und Freiheit: von allem, was zum Eintritt
in Christi Reich nötig ist.« 56 Nun, liebe chinesische Jünger des Herrn, kommt
euch die Aufgabe zu, mutige Apostel dieses Reiches zu sein. Ich bin gewiß, daß eure
Antwort stark und großmütig sein wird. SCHLUSS Aufhebung von Befugnissen und
pastoralen Weisungen 18. In Anbetracht von, erstens, einigen positiven Entwicklungen
der Lage der Kirche in China und, zweitens, der besseren Möglichkeiten und der Erleichterungen
im Bereich der Kommunikation und schließlich auch in Anbetracht der Bitten, die verschiedene
Bischöfe und Priester an den Heiligen Stuhl gerichtet haben, hebe ich mit diesem Schreiben
alle Befugnisse auf, die gewährt wurden, um den besonderen, in wahrhaft schweren Zeiten
aufgetretenen pastoralen Erfordernissen zu begegnen. Dasselbe gilt bezüglich der
älteren und neueren Weisungen pastoraler Natur. Die Lehrgrundsätze, die sie angeregt
hatten, finden nun Anwendung in den im vorliegenden Schreiben enthaltenen Vorgaben. Gebetstag
für die Kirche in China 19. Liebe Hirten und alle Gläubige, der 24. Mai, der liturgische
Gedenktag der Allerseligsten Jungfrau Maria unter dem Titel Hilfe der Christen – die
sich im Marienheiligtum von Sheshan in Shanghai so großer Verehrung erfreut –, könnte
in Zukunft den Katholiken auf der ganzen Welt Gelegenheit bieten, sich im Gebet mit
der Kirche in China zu vereinen. Ich möchte, daß dieses Datum für euch ein Tag
des Gebets für die Kirche in China werde. Ich ermuntere euch, ihn zur Erneuerung eurer
Gemeinschaft des Glaubens an den Herrn Jesus Christus und der Treue zum Papst zu feiern.
Dabei werdet ihr darum beten, daß die Einheit unter euch stets größer und sichtbarer
werde. Ferner erinnere ich euch an das Gebot der Liebe, das Jesus uns gegeben hat,
damit wir unsere Feinde lieben und für die beten, die uns verfolgen. Gleichfalls erinnere
ich an die Aufforderung des heiligen Apostels Paulus: »Vor allem fordere ich zu Bitten
und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen, für die Herrscher
und für alle, die Macht ausüben, damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit
ungestört und ruhig leben können. Das ist recht und gefällt Gott, unserem Retter;
er will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen«
(1 Tim 2, 1-4). Am selben Tag werden die Katholiken auf der ganzen Welt – insbesondere
jene chinesischer Herkunft – ihre brüderliche Solidarität und Sorge für euch bekunden,
indem sie den Herrn der Geschichte um die Gabe der Beharrlichkeit im Zeugnis bitten,
wohl wissend, daß eure vergangenen und gegenwärtigen Leiden für den heiligen Namen
Jesu und eure furchtlose Treue zu Seinem Stellvertreter auf Erden belohnt werden,
auch wenn es zuweilen scheinen mag, daß alles traurig scheitert. Abschliessender
Gruss 20. Am Ende dieses Briefes wünsche ich euch, liebe Hirten der katholischen
Kirche in China, euch Priestern, gottgeweihten Männern und Frauen und gläubigen Laien,
daß ihr »voll Freude« seid, »obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter mancherlei
Prüfungen leiden müßt. Dadurch soll sich euer Glaube bewähren, und es wird sich zeigen,
daß er wertvoller ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist.
So wird (eurem Glauben) Lob, Herrlichkeit und Ehre zuteil bei der Offenbarung Jesu
Christi« (1 Petr 1, 6-7). Die Allerseligste Jungfrau Maria, Mutter der Kirche und
Königin Chinas, die in der Stunde des Kreuzes in der Stille der Hoffung auf den Morgen
der Auferstehung zu warten verstand, begleite euch mit ihrer mütterlichen Sorge und
halte gemeinsam mit dem heiligen Josef und den zahlreichen heiligen Märtyrern Chinas
Fürbitte für euch alle. Gerne versichere ich euch meines beständigen Gebetes und
denke mit inniger Zuwendung auch an die betagten Menschen, an die Kranken, an die
Kinder und Jugendlichen eures edlen Landes, und ich segne euch von Herzen. Gegeben
zu Rom, bei Sankt Peter, am 27. Mai 2007, Pfingstsonntag, im dritten Jahr meines Pontifikats. 1Benedikt
XVI., Angelus am 26. Dezember 2006: »Mit besonderer geistlicher Nähe denke ich auch
an jene Katholiken, die dem Stuhl Petri ohne Kompromisse treu bleiben und dafür manchmal
sogar großes Leid in Kauf nehmen. Die ganze Kirche bewundert ihr Beispiel und betet
dafür, daß sie die Kraft haben standzuhalten, in dem Wissen, daß ihre Bedrängnisse
Quelle des Sieges sind, auch wenn sie im Augenblick als Niederlage erscheinen mögen«:
L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 5. Januar 2007, S. 12. 2Zweites
Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium
et spes, Nr. 10. 3Botschaft an die Teilnehmer am Internationalen Kongreß »Matteo
Ricci: für einen Dialog zwischen China und dem Westen« Con intima gioia (24. Oktober
2001), Nr. 4: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 9. November
2001, S. 7. 4Vgl. Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia
in Asia (6. November 1999), Nr. 7: AAS 92 (2000), 456. 5Vgl. ebd., Nrn. 19 und
20: AAS 92 (2000), 477-482. 6Vgl. Ansprache an die Vertreter der Föderation der
asiatischen Bischofskonferenzen (Manila, 15. Januar 1995), Nr. 11: L'Osservatore Romano,
Wochenausgabe in deutscher Sprache, 10. Februar 1995, S. 8. 7Johannes Paul II.,
Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte (6. Januar 2001), Nr. 1: AAS 93 (2001),
266. 8Benedikt XVI., Generalaudienz (Mittwoch, 23. August 2006): L'Osservatore
Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 1. September 2006, S. 2. 9Johannes
Paul II., Botschaft an die Teilnehmer am Internationalen Kongreß »Matteo Ricci: für
einen Dialog zwischen China und dem Westen« Con intima gioia (24. Oktober 2001), Nr.
6: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 9. November 2001, S.
8. 10Ebd. 11Vgl. Fonti Ricciane, hrsg. von Pasquale M. D'Elia SJ, Bd. 2, Rom
1949, Nr. 617, S. 152. 12Botschaft an die Teilnehmer am Internationalen Kongreß
»Matteo Ricci: für einen Dialog zwischen China und dem Westen« Con intima gioia (24.
Oktober 2001), Nr. 4: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 9.
November 2001, S. 7. 13Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute
Gaudium et spes, Nr. 76. 14Enzyklika Deus caritas est (25. Dezember 2005), Nr.
28: AAS 98 (2006), 240. Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution über
die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes, Nr. 76. 15Vgl. Zweites Vatikanisches
Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, Nr. 26. 16Ebd.,
Nr. 23. 17Vgl. Kongregation für die Glaubenslehre, Schreiben an die Bischöfe der
Katholischen Kirche über einige Aspekte der Kirche als Communio Communionis notio
(28. Mai 1992), Nrn. 11-14: AAS 85 (1993), 844-847. 18Vgl. Zweites Vatikanisches
Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, Nr. 23. 19Kongregation
für die Glaubenslehre, Schreiben an die Bischöfe der Katholischen Kirche über einige
Aspekte der Kirche als Communio Communionis notio (28. Mai 1992), Nr. 13: AAS 85 (1993),
846. 20Vgl. Benedikt XVI.: Nachsynodales Apostolisches Schreiben Sacramentum Caritatis
(22. Februar 2007), Nr. 6: »Der Glaube der Kirche ist im wesentlichen ein eucharistischer
Glaube und erhält seine Nahrung in besonderer Weise beim Mahl der Eucharistie. Glaube
und Sakramente sind zwei sich gegenseitig ergänzende Aspekte des kirchlichen Lebens.
Durch die Verkündigung des Wortes Gottes erweckt, nährt sich der Glaube und wächst
in der gnadenreichen Begegnung mit dem auferstandenen Herrn, die sich in den Sakramenten
verwirklicht: ,,Der Glaube drückt sich im Ritus aus, und der Ritus stärkt und festigt
den Glauben’’. Darum steht das Altarssakrament immer im Mittelpunkt des kirchlichen
Lebens; ,,dank der Eucharistie wird die Kirche immer wieder neu geboren!’’ Je lebendiger
der eucharistische Glaube im Gottesvolk ist, um so tiefer ist dessen Teilnahme am
kirchlichen Leben durch eine überzeugte Unterstützung der Sendung, die Christus seinen
Jüngern aufgetragen hat. Das bezeugt die Geschichte der Kirche selbst. Jede große
Reform ist in irgendeiner Weise verbunden mit der Wiederentdeckung des Glaubens an
die eucharistische Gegenwart des Herrn inmitten seines Volkes«: L'Osservatore Romano,
Wochenausgabe in deutscher Sprache, 23. März 2007, Dokumentation, S. II. 21Apostolisches
Schreiben Novo millennio ineunte (6. Januar 2001), Nr. 42: AAS 93 (2001), 296. Vgl.
Benedikt XVI., Enzyklika Deus caritas est (25. Dezember 2005), Nr. 12: »Dieses Handeln
Gottes nimmt seine dramatische Form nun darin an, daß Gott in Jesus Christus selbst
dem ,,verlorenen Schaf’’, der leidenden und verlorenen Menschheit, nachgeht. Wenn
Jesus in seinen Gleichnissen von dem Hirten spricht, der dem verlorenen Schaf nachgeht,
von der Frau, die die Drachme sucht, von dem Vater, der auf den verlorenen Sohn zugeht
und ihn umarmt, dann sind dies alles nicht nur Worte, sondern Auslegungen seines eigenen
Seins und Tuns. In seinem Tod am Kreuz vollzieht sich jene Wende Gottes gegen sich
selbst, in der er sich verschenkt, um den Menschen wieder aufzuheben und zu retten
– Liebe in ihrer radikalsten Form«: AAS 98 (2006), 228. 22Benedikt XVI., Generalaudienz
(Mittwoch, 5. April 2006): L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache,
14. April 2007, S. 2. 23Für alle sollte die Erfahrung der alten Kirche in der Zeit
der Verfolgungen erhellend sein sowie die Lehre, die diesbezüglich gerade die Kirche
von Rom gegeben hat. Während sie die rigorosen Ansichten der Novatianer und Donatisten
zurückwies, forderte sie zu Großherzigkeit in Vergebung und Versöhnung gegenüber denjenigen
auf, die während der Verfolgungen dem Glauben abgeschworen hatten (die »lapsi«) und
wünschten, wieder in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen zu werden. 24Johannes
Paul II., Botschaft an die Katholiken in China Alla vigilia (8. Dezember 1999), Nr.
6: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 14. Januar 2000, S. 9. 25Vgl.
Mt 4, 8-10; Joh 6, 15. 26Vgl. Jes 42, 1-4. 27Vgl. Joh 18, 37. 28Vgl. Mt 26,
51-53; Joh 18, 36. 29Zweites Vatikanisches Konzil, Erklärung über die Religionsfreiheit
Dignitatis humanae, Nr. 11. 30Benedikt XVI., Generalaudienz (Mittwoch, 5. April
2006): L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 14. April 2007, S.
2. 31Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes,
Nr. 28. 32Benedikt XVI., Generalaudienz (Mittwoch, 5. April 2006): L'Osservatore
Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 14. April 2007, S. 2. 33Kompendium
des Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 174. Vgl. Katechismus der Katholischen
Kirche, Nrn. 857 und 869. 34Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Apostolos
suos (21. Mai 1998), Nr. 10: AAS 90 (1998), 648. 35Vgl. Codex des kanonischen Rechtes,
can. 447. 36Satzungen der Patriotischen Vereinigung der chinesischen Katholiken
(Chinese Catholic Patriotic Association, CCPA), 2004, Art. 3. 37Homilie anläßlich
der Heiligjahrfeier der Bischöfe (8. Oktober 2000), Nr. 5: AAS 93 (2001), 28. Vgl.
Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche
Christus Dominus, Nr. 6. 38Johannes Paul II., Homilie anläßlich der Heiligjahrfeier
der Bischöfe (8. Oktober 2000), Nr. 4: AAS 93 (2001), 27. 39Benedikt XVI., Audienz
für die neu ernannten Bischöfe (21. September 2006): AAS 98 (2006), 696. 40Zweites
Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, Nr.
21. Vgl. auch Codex des kanonischen Rechtes, can. 375 § 2. 41Dogmatische Konstitution
über die Kirche Lumen gentium, Nr. 22. Vgl. auch »Erläuternde Vorbemerkung«, Nr. 2. 42China
Catholic Bishop's College (CCBC). 43Auf weltweiter Ebene sei zum Beispiel auf die
Anordnungen des Artikels 18, Paragraph 1 des International Convenant on Civil and
Political Rights vom 16. Dezember 1966 verwiesen (»Everyone shall have the right to
freedom of thought, conscience and religion. This right shall include freedom to have
or to adopt a religion or belief of his choice, and freedom, either individually or
in community with others and in public or private, to manifest his religion or belief
in worship, observance, practice and teaching«) und auf die verbindliche Interpretation
für die Mitgliedsstaaten, die das Menschenrechtskomitee der Vereinten Nationen in
»General Comment, No. 22« (Nr. 4) vom 30. Juli 1993 dazu vorgelegt hat (»the practice
and teaching of religion or belief includes acts integral to the conduct by religious
groups of their basic affairs, such as the freedom to choose their religious leaders,
priests and teachers, the freedom to establish seminaries or religious schools and
the freedom to prepare and distribute religious texts or publications«). Auf regionaler
Ebene sei dann zum Beispiel auf die folgenden Verpflichtungen verwiesen, die im Wiener
Treffen der Vertreter der Teilnehmerstaaten der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit
in Europa (KSZE) angenommen wurden: »Um die Freiheit des einzelnen zu gewährleisten,
sich zu seiner Religion oder Überzeugung zu bekennen und diese auszuüben, werden die
Teilnehmerstaaten unter anderem [...] das Recht dieser religiösen Gemeinschaften achten,
[...] sich nach ihrer eigenen hierarchischen und institutionellen Struktur zu organisieren,
ihr Personal in Übereinstimmung mit ihren jeweiligen Erfordernissen und Normen sowie
mit etwaigen zwischen ihnen und ihrem Staat freiwillig vereinbarten Regelungen auszuwählen,
zu ernennen und auszutauschen [...]« (Abschlußdokument 1989, Prinzip Nr. 16 des Abschnitts
»Fragen der Sicherheit in Europa«). Vgl. auch Zweites Vatikanisches Konzil, Erklärung
über die Religionsfreiheit Dignitatis humanae, Nr. 4. 44Vgl. Zweites Vatikanisches
Konzil, Erklärung über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche Christus Dominus,
Nr. 20. 45Diesbezüglich sei auf die entsprechenden Normen des Codex des kanonischen
Rechtes (vgl. can. 378) verwiesen. 46Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen
gentium, Nr. 23. 47Vgl. Codex des kanonischen Rechtes, cann. 265-272. 48Für
eine Betrachtung über die Lehre und Spiritualität des Priestertums und über das Charisma
des Zölibats verweise ich auf meine Ansprache an die Römische Kurie (22. Dezember
2006): L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 5. Januar 2007, S.
7-8. 49Vgl. Johannes Paul II., Botschaft an die Kirche in China zum 70. Jahrestag
der Weihe der ersten Gruppe von chinesischen Bischöfen in Rom und zum 50. Jahrestag
der Errichtung der kirchlichen Hierarchie in China La memoria liturgica (3. Dezember
1996), Nr. 4: AAS 89 (1997), 256. 50Nachsynodales Apostolisches Schreiben Pastores
dabo vobis (25. März 1992), Nr. 70: AAS 84 (1992), 782. 51Ebd., Nr. 29: AAS 84
(1992), 704. 52Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia
in Asia (6. November 1999), Nr. 46: AAS 92 (2000), 521. Vgl. Benedikt XVI., Fünftes
Welttreffen der Familien in Spanien (Valencia, 8. Juli 2006): »Die Familie ist ein
notwendiges Gut für die Völker, ein unverzichtbares Fundament für die Gesellschaft
und ein großer Schatz für die Eheleute während ihres ganzen Lebens. Sie ist ein unersetzliches
Gut für die Kinder, die Frucht der Liebe und der großherzigen Ganzhingabe der Eltern
sein sollen. Die ganze Wahrheit der Familie zu verkünden, die auf die Ehe als ,,Hauskirche
und Heiligtum des Lebens’’ gegründet ist, dafür tragen alle eine große Verantwortung.
[...] Christus hat offenbart, was stets die höchste Quelle des Lebens für alle und
daher auch für die Familie ist: ,,Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch
geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde
hingibt’’ (Joh 15,12–13). Die Liebe Gottes hat sich in der Taufe über uns ergossen.
Deshalb sind die Familien dazu berufen, diese Vollkommenheit der Liebe zu leben, denn
der Herr macht sich zum Garanten dafür, daß uns das möglich ist durch die menschliche
Liebe, feinfühlig, zärtlich, barmherzig wie die Liebe Christi«: AAS 98 (2006), 591-592. 53Vgl.
Zweites Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von
heute Gaudium et spes, Nr. 47. 54Vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben
Familiaris consortio (22. November 1981), Nr. 3: AAS 74 (1982), 84. 55Wie die Synodenväter
der VII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode (1.-30. Oktober 1987)
sagten, kann in der Ausbildung der Christen, »auch eine Katechese nach der Taufe,
nach der Art eines Katechumenats von Hilfe sein. Sie soll einige wesentliche Elemente
aus dem Ritus der christlichen Einführung für Erwachsene aufnehmen und so dazu beitragen,
die immensen außerordentlichen Reichtümer und Verantwortungen der Taufe zu verstehen
und zu verwirklichen«: Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christifideles
laici (30. Dezember 1988), Nr. 61: AAS 81 (1989), 514. Vgl. Katechismus des Katholischen
Kirche, Nrn. 1230-1231. 56Homilie auf dem Berg der Seligpreisungen (Israel, 24.
März 2000), Nr. 5: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 7. April
2000, S. 11. INHALTSVERZEICHNIS Gruß [1] . . . . . . . . . . . . . . . 3 Anliegen
des Briefes [2] . . . . . . . . . 4 ERSTER TEIL DIE LAGE DER KIRCHE THEOLOGISCHE
ASPEKTE Globalisierung, Modernität und Atheismus [3] 6 Bereitschaft zu einem
respektvollen und konstruktiven Dialog [4] . . . . . . . . . 10 Gemeinschaft
unter den Teilkirchen in der Universalkirche [5] . . . . . . . . . . . 14 Spannungen
und Spaltungen innerhalb der Kirche: Vergebung und Versöhnung [6] . . . 18 Kirchliche
Gemeinschaften und staatliche Organe: in Wahrheit und Liebe zu lebende Beziehungen
[7] . . . . . . . . . . . 22 Der chinesische Episkopat [8] . . . . . . 29 Bischofsernennungen
[9] . . . . . . . . . 38 ZWEITER TEIL ORIENTIERUNGEN FÜR DAS PASTORALE
LEBEN Sakramente, Leitung der Diözesen, Pfarreien [10] . . . . . . . . . . . .
. . . 42 Die Kirchenprovinzen [11] . . . . . . . . 46 Die katholischen
Gemeinschaften [12] . . . 46 Die Priester [13] . . . . . . . . . . . . 48 Die
Berufungen und die religiöse Ausbildung [14] . . . . . . . . . . . . . . . 51 Die
gläubigen Laien und die Familie [15] . . 53 Die christliche Initiation der
Erwachsenen [16] 55 Die missionarische Berufung [17] . . . . . 57 SCHLUSS Aufhebung
von Befugnissen und pastoralen Weisungen [18] . . . . . . . . . . . 59 Gebetstag
für die Kirche in China [19] . . . 59 Abschließender Gruß [20] . . . . . .
. . 61 VATIKANISCHE DRUCKEREI