Kolumbien: Adveniat, „Entführungen sind an der Tagesordnung“
Papst Benedikt XVI.
hat gestern im Anschluss an das Angelusgebet einen dramatischen Appell an die Kolumbianer
lanciert: Sofort sollten die Entführungen in dem Land aufhören und alle Geiseln freigelassen
werden. Er verurteilte die „barbarische Ermordung“ von elf verschleppten Parlamentariern.
Bereits vor fünf Jahren waren die Politiker von der linken Rebellen-Organisation FARC
entführt worden. Sie sollen jetzt bei einem Befreiungsversuch der Armee ums Leben
gekommen sein. Entführungen sind in Kolumbien an der Tagesordnung, sagt Michael
Brücker. Er ist Pressesprecher des kirchlichen Hilfswerks Adveniat. Seit vierzig Jahren
kämpfen linksgerichtete Guerilla-Truppen gegen rechtsgerichtete Paramilitärs. Die
Kirche spiele in diesem Konflikt eine wichtige Rolle…
„…weil sie innerhalb
dieser unübersichtlichen Lage doch die Institution ist, die mit Abstand das meiste
Vertrauen in der Bevölkerung genießt, und sie wird deswegen von den verschiedenen
Konfliktparteien auch gesucht, zum einen um bei Friedensverhandlungen zu vermitteln,
zum zweiten aber auch ganz konkret beim Gefangenenaustausch oder bei der Freilassung
von Entführten.“
Allerdings sei die Rolle der Kirche schwierig, denn sie
müsse absolut auf ihre Neutralität bedacht sein, um das Vertrauen der Menschen nicht
zu verspielen, so Brücker. Adveniat ist seit vielen Jahren in Kolumbien engagiert
und unterstützt die lokalen kirchlichen Strukturen:
„Ich glaube, das ist
der wichtigste Beitrag, den man zurzeit in Kolumbien leisten kann. Das heißt, auf
höherer Ebene die Kirchenvertreter zu unterstützen, ihnen Rückendeckung zu geben,
auf der anderen Seite auch Frieden von unten zu schaffen durch die Arbeit in den einzelnen
Gemeinden. Sie können sich vorstellen, dass in einer kleinen Gemeinde in Kolumbien,
in denen es keine großen politischen Strukturen mehr gibt, wo alles vom Bürgerkrieg
zerstört wurde, die Kirche die einzige Struktur ist, auf die die Menschen sich noch
verlassen können. Und diese Gemeinden zu unterstützen ist ein sehr wichtiger Beitrag
zur Friedensfindung und zur Friedensschaffung in Kolumbien.“