2007-07-01 10:24:34

China: Papstbrief als Startschuss für Neuanfang


RealAudioMP3 Der Brief Benedikts an die Chinesen – lange haben die Katholiken in China darauf gewartet. Gestern wurde das Schreiben veröffentlicht. Erleichterung und Freude – so könnten die ersten Reaktionen in China bezeichnet werden, erklärt der Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Shanghai, Pater Michael Bauer im Gespräch mit Silke Schmitt. Das schöne an diesem Brief, so Michael Bauer,

„der Ausdruck der großen Liebe des Papstes zu China. Dass man wirklich auch spürt, wie sehr ihm das chinesische Volk am Herzen liegt. Aber auch sein großes Bemühen für die Einheit der Kirche. Und ich glaube, dass kann dieser Brief auch erreichen: Ddass jetzt Fortschritte erzielt werden, die es ermöglichen, die beiden Teile der Kirche tiefer zu vereinigen.“

Der Papst erlaubte den Priestern der Untergrundkirche mit offiziellen Priestern zu konzelebrieren. Was bedeutet diese Öffnung und wie haben Sie die bisherige Einschränkung erlebt?
 
„Es gab ja diese Acht-Punkte-Regelung aus dem Jahre 1988 von der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, die das eher verboten hatte. Aber an dieser Stelle ist die Entwicklung weiter gegangen und ich glaube schon, das dass ein wesentlicher Fortschritt des Schreibens darstellt, dass dies nun möglich ist und das vor allen Dingen die Unsicherheit der Gläubigen, die meist zu beiden Teilen der Kirche gingen, aber sich nichts sicher waren - dass das jetzt beseitig ist. Die Gläubigen haben nun die Sicherheit, dass man bei Priestern, die vom Papst anerkannt sind, auch ohne Zweifel an den Sakramenten teilnehmen kann und das ist ein großer Fortschritt. Ganz toll wäre natürlich, wenn die Priester der unterschiedlichen beiden Teile gemeinsam konzelebrieren würden und die Einheit am Tisch des Altares deutlich machten.“

Der Papst hat auch unangenehme Seiten angesprochen – es sei nur auf die Einschränkung der Freiheit, der Religionsfreiheit verwiesen, aber auch auf gesellschaftliche Verhaltensweisen, die nicht akzeptabel seinen, so Benedikt. Hätten Sie sich da noch klarere Worte gewünscht?

„Also ich finde, der Ton des Papstes ist genau der richtige. Er hat das in eine sehr gute Sprache gefasst und man muss auch die vielen Fortschritte beachten, die in den letzten Jahren in China erzielt worden sind – zum Beispiel, dass ich in China sein kann. Das ist ein Zeichen dafür, dass wir Schritte nach vorne gemacht haben und das sieht auch der Papst. Ohne die Vergangenheit zu leugnen und zu vergessen, was an unschönen Dingen passiert ist. Da halte ich diesen Ton für genau den Richtigen.“

Was müsste denn in Zukunft noch passieren? Also dieser Brief als erster Schritt – was würden Sie sich wünschen? Sie wohnen vor Ort – was ist ihr Anliegen für die Katholiken in China?

„Ich würde es ganz toll finden, wenn dieser Brief dazu betragen könnte, dass die Verhandlungen und der Dialog zwischen Rom und Peking weiter Fortschritte machten, damit die Kirche wirklich mithelfen kann, in der chinesischen Gesellschaft ein wichtiger Faktor zu sein – auch mitzuhelfen, eine harmonischere Gesellschaft zu gestalten und ich glaube, das die Kirche da einen ganz großen Beitrag leisten kann. Wenn nun ein Freiraum durch diesen Brief geschaffen würde, das wäre ein ganz wesentlicher Meilenstein in der Geschichte der Kirche in China. Jetzt ist man vielleicht an einem Punkt angelangt, wo man sagen kann: Wir wollen das kirchliche Leben wieder in die Normalität führen. Dazu ist es ganz wichtig, dass wir die Kirche einigen und zum Anderen, dass wir ein offizielles Agreement mit dem Staat finden oder zumindest in einen intensiven Dialog eintreten. Und es scheint ja so, dass auf allen Seiten jetzt auch die Chance dafür da ist und wir dürfen darauf hoffen und dafür beten, dass dieser Brief von Papst Benedikt XVI. ein Startschuss ist für eine ganz neue Epoche ist in der Kirchengeschichte Chinas.“ (30.06.2007 sis)
 







All the contents on this site are copyrighted ©.