2007-06-30 15:12:05

Vatikan: Papstbrief an Chinas Katholiken


RealAudioMP3 26 Monate nach seinem Amtsantritt hat Papst Benedikt XVI. eines der großen ungelösten Probleme der katholischen Kirche und der vatikanischen Diplomatie in Angriff genommen: Das Verhältnis zur Volksrepublik China und zur dortigen Kirche. Papst Benedikt XVI. wendet sich in einem Brief an die gespaltene katholische Gemeinde in China. Das Schreiben an „die Bischöfe, Priester, die Personen des gottgeweihten Lebens und an die gläubigen Laien der katholischen Kirche in der Volksrepublik China“ wurde heute veröffentlicht. Papst Benedikt XVI. ruft darin die chinesischen Katholiken zu Geschlossenheit und zur Gemeinschaft mit dem Papst und der Weltkirche auf. Im ersten Teil des Briefes spricht der Papst die aktuelle Lage der Kirche in China sowie theologische Aspekte an. Im zweiten Bereich geht er auf das pastorale Leben ein.

Papst Benedikt betont seine tiefe Zuneigung zu den Katholiken und China und lobt ihre „begeisterte Treue“ zu den großen Werten der katholischen Tradition. Ausdrücklich räumt er ein, dass sich ihre Lage in den vergangenen Jahren verbesserte habe. Doch auch die Probleme der Katholiken in der Volksrepublik spart der Papst nicht aus, namentlich die Beziehung zum chinesischen Staat und hierbei besonders die Frage der Bischofsweihen. „Der Heilige Stuhl möchte in der Ernennung der Bischöfe völlig frei sein“, schreibt Benedikt. Er wünsche sich in dieser Frage eine Übereinkunft mit der chinesischen Regierung. „Mir ist bewusst, dass die Normalisierung der Beziehungen mit der Volksrepublik China Zeit braucht und den guten Willen beider Parteien voraussetzt. Der Heilige Stuhl bleibt immer offen für Verhandlungen, die notwendig sind, um den gegenwärtig schwierigen Moment zu überwinden.

Gleichzeitig betont der Papst, dass die Autorität eines Bischofs streng religiöser Natur sei. „Es handelt sich also nicht um eine politische Autorität, die widerrechtlich in innere Angelegenheiten eines Staates eingreift und seine Souveränität verletzt.“ Gemeinschaft und Einheit seien allerdings „wesentliche und integrale Elemente der katholischen Kirche; daher ist das Vorhaben einer vom Heiligen Stuhl „unabhängigen“ Kirche auf religiösem Gebiet unvereinbar mit der katholischen Lehre.“
So könne der Heilige Stuhl das offizielle chinesische Bischofskollegium nicht anerkennen, weil darin die Untergrundbischöfe fehlten. Benedikt benennt in seinem Brief alle drei Gruppen von katholischen Bischöfen in der Volksrepublik. Zum einen spricht er von jenen Oberhirten, die sich wegen ihrer Treue zu Rom geheim und ohne staatliche Autorisierung weihen ließen. „Illegalität gehört nicht zur Norm des kirchlichen Lebens“, präzisiert der Papst. Er wünsche, dass Peking die Untergrundbischöfe anerkenne und dass die Katholiken ihren Glauben frei leben können. An die mit staatlicher Erlaubnis geweihten Bischöfe appellierte er, sich um eine Aussöhnung mit Rom zu bemühen. Der Papst bat zudem jene „offiziellen“ Bischöfe, die diese Aussöhnung bereits vollzogen hätten – die Mehrheit -, dies auch offen gegenüber ihren Gläubigen und den Behörden zu bekennen.

Den Laien und Familien versichert Benedikt, sie seien die Hoffnung der Kirche für die Zukunft. „Die Familie trägt in sich das Erbe der Menschheit, weil durch sie das Leben von Generation zu Generation weitergegeben wird.“ Allerdings wirkten in China auch Kräfte, die „auf verschiedene Weise“ die Familie negativ beeinflussten. Benedikt ruft die Kirche zu mehr Anstrengungen auf, um „vor allen“ die Werte der Ehe und der Familie zu bekunden.

Im zweiten Teil des Briefes gibt Papst Benedikt Ratschläge pastoraler Art. Den Gläubigen empfiehlt er, sich an romtreue Priester und Bischöfe zu wenden, sollte dies aber nicht möglich sei, können sie auch Gottesdienste von Geistlichen besuchen, die noch nicht in Gemeinschaft mit dem Papst stehen. Ferner erlaubt er Priestern der Untergrundkirche, mit „offiziellen“ Priestern zu konzelebrieren, „sofern diese Beziehungen nicht die Ablehnung von unverzichtbaren Prinzipien des Glaubens und der kirchlichen Gemeinschaft mit sich bringen.“ Zugleich stellte der Papst fest, dass alle bisherigen Sonderregelungen für die Kirche in der Volksrepublik China abgeschafft seien. Die Katholiken in China hätten inzwischen ausreichend Gelegenheit, sich in Zweifelsfällen direkt an den Vatikan zu wenden. Allerdings mahnte Benedikt XVI. an anderer Stelle seines Schreibens die chinesischen Behörden, den Kirchenvertretern internationale Kontakte zu erlauben. Diese gehörten zum Grundrecht der Religionsfreiheit.
Schließlich legt Benedikt XVI. in seinem Brief den 24. Mai als Weltgebetstag für die katholische Kirche in China fest. Das Schreiben ist auf den 27. Mai 2007 (Pfingstsonntag) datiert.
(rv 30.06.2007 mg / gs)








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