Der große Streitpunkt zwischen den beiden Spielarten der katholischen Kirche ist die
Frage der Bischofsernennungen. Neue Bischöfe in China werden seit 1958 nicht vom Papst,
sondern von der Patriotischen Vereinigung ausgewählt und vom Staat approbiert. Diese
Situation hat zur erwähnten Spaltung der Kirche in China geführt. Aufgrund der zunehmenden
Unterdrückung der Religionsausübung zu Beginn der 1960er Jahre und während der Kulturrevolution
war die Unterscheidung in offizielle und romtreue Kirche lange Zeit von geringer Bedeutung.
Dies änderte sich allerdings in den 1980er Jahren, als Peking begann, religiöse Aktivitäten
wieder zuzulassen. Die offizielle Kirche ist in der Volksrepublik in 138 Diözesen
aufgeteilt, die von rund 100 Bischöfen geleitet werden. Die „patriotischen Christen“
können seit 1957 meist mit staatlicher Erlaubnis aktiv sein. Mitglieder der Untergrundkirche
hingegen unterliegen staatlichen Sanktionen. Immer wieder werden Priester und Bischöfe
willkürliche verhaftet oder verhört. Die „Untergrund-Katholiken“ erhalten auch keine
Erlaubnis zum Bau von Kirchen. Heute allerdings verschwindet die scharfe Grenzziehung
zwischen den beiden Gruppen allmählich. Bis auf wenige Ausnahmen sind die meisten
patriotischen Bischöfe inzwischen vom Papst anerkannt. In den vergangenen 20 Jahren
sind über 5.000 katholische Kirchen neu gebaut oder renoviert worden. Mittlerweile
gibt es nach offiziellen Angaben zwölf Priesterseminare, 69 Bischöfe, 1.600 Priester
und 3.000 Ordensfrauen. Ein großes Problem stellt für die offizielle Kirche der Mangel
an Geistlichen dar. Aufgrund der erschwerten Entwicklung in China herrscht ein großer
Mangel an Priestern im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Darüber hinaus leidet die
katholische Kirche, wie auch in anderen Ländern, unter einem großen Nachwuchsproblem
bei jungen Priestern. (rv 30.06.2007 mg)