2007-06-25 14:33:37

Vatikan: Papst besucht Vatikanbibliothek


RealAudioMP3 Die Fachwelt ist bestürzt, doch hier im Vatikan sieht man die Sache gelassener: Drei Jahre lang soll die Vatikanische Bibliothek geschlossen bleiben - mit Blick auf die Ewigkeit ist das im Vatikan nur ein kurzer Augenschlag. Heute hat Papst Benedikt die berühmte Sammlung besucht. Dass Benedikt ein Büchernarr ist, war bereits bekannt…

„Ich bekenne, dass ich an meinem siebzigsten Geburtstag gehofft hatte, dass mir der geschätzte Johannes Paul II. gewährt, mich ganz dem Studium und der Forschung der interessanten Dokumente widmen zu dürfen, die ihr hier aufbewahrt: Es sind wahre Meisterwerke, die uns helfen, die Geschichte der Menschheit und des Christentums zu durchlaufen. In seiner Vorsehung hat der Herr ein anderes Programm für meine Person vorgesehen, und deswegen bin ich nun nicht als leidenschaftlicher Erforscher alter Texte unter euch, sondern als Hirt, der dazu berufen ist, alle Gläubigen zu ermutigen, am Heil der Welt mitzuwirken, indem jeder den Willen Gottes dort erfüllt, wohin er uns zu arbeiten gestellt hat.“

Neben der Bibliothek stattete Benedikt auch dem Vatikanischen Geheimarchiv einen Besuch ab. Leo XIII. war der erste Papst, der 1881 Teile des Geheimarchivs Forschern zugänglich machte. Zuletzt hatte Benedikt 2006 die Akten des Pontifikats Pius XI. freigegeben. Manche Historiker missbrauchten die neue Freiheit für einseitige und polemische Darstellungen der historischen Wahrheit, so Benedikt:

„So muss ich diesbezüglich Eure Haltung loben, denn euer Dienst war immer selbstlos und unvoreingenommen, und ihr habt euch ferngehalten von sterilen und manchmal auch fragwürdigen historischen Sichtweisen. Ihr habt den Forschern das wohlgeordnete Dokumentationsmaterial zur Verfügung gestellt, ohne vorgefertigte Meinungen und ohne Hindernisse in den Weg zu legen.“

Benedikt XVI. ließ sich bei seinem Besuch einige herausragende Stücke der Biblioteca Vaticana zeigen, die Mitte Juli wegen dringender Restaurierungen bis 2010 geschlossen wird. Dies hatte für Unruhen in Wissenschaftskreisen gesorgt, weil dadurch laufende Forschungsprojekte gefährdet werden könnten.
Unter anderem begutachtete Benedikt XVI. einen um das Jahr 200 in Ägypten geschriebenen Papyrus, der die früheste Fassung des Lukas- und Johannesevangeliums enthält, sowie den Codex Vaticanus aus dem vierten Jahrhundert und einige Originalbriefe Martin Luthers.
Im Geheimarchiv nahm er neben dem Wormser Konkordat von 1122 und einem Kölner Verzeichnis über theologische Irrtümer von Meister Eckhart von 1327 auch die Akten des Prozesses gegen Galileo Galilei aus den Jahren 1616 bis 1633 in Augenschein.

(rv / kna 25.06.2007 mc)








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