2007-06-25 14:24:01

Kosovo: "Die Politik versagt!"


RealAudioMP3 Wie geht es mit dem Kosovo weiter? Seit Jahren wird die Unabhängigkeit des Landes diskutiert: Auf der einen Seite steht der serbische Präsident Boris Tadic. Er ist gegen die Unabhängigkeit; sie würde das ganze Land destabilisieren, befürchtet er. Hinter ihm: Der russische Präsident Wladimir Putin.
Auf der anderen Seite die albanisch-stämmige Bevölkerung, die eine Unabhängigkeit anstrebt, wie sie vom UN-Vermittler Martti Ahtisaari vorgeschlagen wurde. Hinter ihm stehen die westlichen Staaten; so erklärte die US-Außenministerin Rice jetzt in Paris, dass es ein unabhängiges Kosovo geben werde.
Wir haben mit Walter Happel gesprochen. Er ist Jesuit und Leiter eines Schulprojekts in Prizren. Er sieht die Entwicklung skeptisch: „Ich denke, dass bei den über einjährigen Verhandlungen, in denen sich nichts an Bewegung gezeigt hat, auch in Zukunft nicht damit zu rechnen ist, dass sich etwas bewegen wird. Man wird die Wirklichkeit ins Auge fassen müssen: Es muss eine Entscheidung her, die notwendigerweise nicht alle Seiten zufrieden stellen kann.”
Es sei gefährlich, eine Lösung des Problems noch lange hinauszuschieben, meint Pater Happel: „Die Lage der Bevölkerung ist schlimm und traurig: Wir haben eine Arbeitslosigkeit zwischen 75 und 80 Prozent je nach dem Maßstab, den man anlegt. Die Statusfrage ist seit 1999 ungeklärt. Die Menschen sehen keine Perspektive, und solange der Statut nicht entschieden ist, wird sich hier auch wirtschaftlich nichts tun.”
Die internationale Politik versage wieder einmal kläglich: „Die EU äußert sich an der Oberfläche mit ihren Kompromissformeln einheitlich, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass die EU innerlich zerstritten ist und keineswegs voll hinter dem Ahtisaari-Plan steht. Und auf dem Klavier spielt Putin, der versucht, die EU zu spalten und dann kommt man wieder auf die herrliche Idee , weitere 30, 60, 90 oder 180 Tage aufzuschieben, aber dadurch gewinnen wir überhaupt nichts, außer dass hier im Kosovo die Sommerferien vorbei gehen, die Hitze zurückgeht, es wieder Winter wird und kalt. Aber der Unmut in der Bevölkerung wird steigen!”
Der neue UN-Resolutionsentwurf westlicher Regierungen über den künftigen Status der serbischen Provinz Kosovo wird von Russland als inakzeptabel abgelehnt. In dem Entwurf der USA und europäischer Staaten werden zunächst weitere Gespräche zwischen Serben und Albanern über den Status des Kosovo angemahnt. Sollten diese Verhandlungen innerhalb von 120 Tagen erneut zu keinem Ergebnis führen, würde automatisch der Ahtisaari-Vorschlag in Kraft treten. Dieser sieht eine Unabhängigkeit des Kosovo unter Aufsicht der Europäischen Union (EU) vor, was Serbien und Russland ablehnen. (rv/diverse 25.06.2007 mc)







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