Papst Benedikt XVI. will morgen die Apostolische Bibliothek und das so genannte Vatikanische
Geheimarchiv besuchen. Im Vatikan wurde heute ein genaues Programm der Visite bekannt.
Danach wird sich der Professor-Papst in der Bibliothek u.a. den Papyrus "Bodmer XIV-XV"
ansehen, der erst seit kurzem der Vatikan-Bibliothek gehört; er enthält die früheste
Niederschrift von Teilen des Lukas- und des Johannes-Evangeliums. Experten datieren
ihn auf das Jahr 200. Außerdem will Benedikt auch im "Codex Vaticanus" blättern, einem
der wertvollsten Manuskripte der Vatikan-Bibliothek: Er stammt vom Beginn des IV.
Jahrhundert und bietet den Text der Bibel in griechischer Sprache. Außerdem wird Benedikt
sich einige Manuskripte bzw. Briefe des hl. Thomas von Aquin und des Reformators Martin
Luther sowie eine Gutenberg-Bibel anschauen. Im Vatikanischen Geheimarchiv
gilt das Interesse des Papstes u.a. dem mittelalterlichen Wormser Konkordat von 1122
und den berühmten Prozeß-Akten von Galileo Galilei. Außerdem will Benedikt XVI. den
so genannten Saal der Winde besuchen, in dem Vatikan-Experten einstmals die gregorianische
Kalenderreform vorbereiteten.
Die Vatikanische Bibliothek soll Mitte Juli
wegen Restaurierungs-Arbeiten für mehrere Jahre geschlossen werden. Die Ankündigung,
die der Vatikan vor kurzem machte, hat bei manchen Wissenschaftlern Bestürzung ausgelöst,
weil sie Forschungsprojekte gefährdet sehen.