2007-06-20 15:17:11

Nahost: Pizzaballa warnt vor Anarchie


RealAudioMP3 Die USA und Israel wollen die Gründung eines eigenständigen Palästinenser-Staates vorantreiben. Nach einem Treffen im Weißen Haus erklärten US-Präsident George W. Bush und Israels Regierungschef Ehud Olmert, sie hielten trotz der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen an ihrer Vision einer Nahost-Friedenslösung fest.
Der Gazastreifen steht derzeit unter der alleinigen Kontrolle der radikal-islamischen Hamas und die Lage vor Ort wird immer kritischer, erklärte heute im Studio von Radio Vatikan der Franziskanerkustos im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa OFM. Er ist derzeit zur Vollversammlung der ROACO, der kirchlichen Hilfswerke für die Ostkirchen, in Rom:
„Die Situation wird immer schlechter, politisch, wirtschaftlich, sozial und auch religiös gesehen. Wir fürchten, dass die Kontrolle über das Gebiet und die Lage immer mehr verloren geht. Es geht jetzt Richtung Teilung, Aufspaltung der verschiedenen Gebiete, und das wird zu noch mehr Anarchie führen. Man muss etwas tun, dass das aufhört, man muss - soweit das möglich ist, die Positionen zusammen bringen.“
Vergangenen Donnerstag war der Konvent der „Rosenkongregation“ in Gaza von Hamas-Milizen beschädigt worden: Kreuze und eine Jesus-Statue wurden vernichtet, Gebetbücher verbrannt und mehrere Computer aus der von den Ordensfrauen geleiteten Schule gestohlen. Von den Vorgängen im Konvent hatte im allgemeinen Chaos der vergangenen Woche zunächst niemand Notiz genommen, da die Ordensfrauen bereits vor Ausbruch der Unruhen nach Jerusalem geflohen waren und seitdem nicht mehr nach Gaza zurück können. Dazu Pizzaballa:
„Es gab viele Interpretationen zu diesem Ereignis, aber ich muss sagen, dass die Beziehungen zwischen Christen und Moslems in diesem Ort exzellent sind. Aber hier herrscht jetzt totales Chaos. Diese Splittergruppen hat niemand mehr unter Kontrolle, sie plündern alles aus und – so kann ich mir das vorstellen – auch die Kirche, bzw. vielmehr die Schule und den Konvent der Schwestern.“
Gaza ist komplett abgeriegelt, alle Übergänge sind geschlossen. Deshalb beunruhige vor allem die humanitäre Situation, so Pizzaballa. Er steht im direkten Kontakt mit dem katholischen Pfarrer in Gaza und berichtet: Die Bevölkerung habe Überlebenswillen - trotz aller Kämpfe.
„Sie haben schon viele Auseinandersetzungen erlebt. Auch diese werden vorbeigehen. Das sagt man dort…“
Die israelische Luftwaffe hat nach Armeeangaben heute Angriffe auf Ziele im Gazastreifen geflogen. Damit habe das Militär auf einen Raketenangriff aus dem palästinensischen Gebiet reagiert, wurde bekannt gegeben. Aus dem Weißen Haus hieß es, Bush und Olmert arbeiteten gemeinsam an einer Strategie, um die Extremisten im Gazastreifen zu schlagen.
(rv/dw/reuters 20.06.2007 bp)








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