In der Schweiz ist an diesem Wochenende der Flüchtlingssonntag bzw. Flüchtlingssabbat
begangen worden. Unter dem Motto „Stopp Ausgrenzung” wird auf die Situation von Migranten
in dem Land aufmerksam gemacht. In einem von der katholischen Kirche und weiteren
Religions- und Konfessionsgemeinschaften unterschriebenen Appell heißt es, die Integration
von Flüchtlingen, aber auch von anderen Ausländern gehe jede Bürgerin und jeden Bürger
etwas an. (zenit 17.06.2007 mc)
Lesen Sie hier den Wortlaut des Aufrufs
„Als
Christen und Juden sind wir aufgerufen, uns dafür einzusetzen, dass die Menschen,
die in unserem Land Schutz suchen, nicht isoliert bleiben, sondern dass sie einen
Platz in der Gesellschaft finden und ihren Lebensunterhalt selber verdienen können.“
Petimat
Tschontigowa kam 2004 aus Tschetschenien in die Schweiz. Sie wohnt im Asylheim in
Grafenried. Sie wurde im Krieg verletzt. Jetzt kann sie nicht mehr richtig gehen .
„Ich fühle mich einsam“ sagt sie, „wie in einem Gefängnis. Ich kenne hier niemanden.“
So
wie Petimat geht es vielen Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten in der Schweiz.
Sie passen nicht in unsere Gesellschaft. Sie sprechen eine andere Sprache; vielleicht
ist ihre Hautfarbe anders; sie gehören einer anderen Kultur an oder üben eine fremde
Religion aus.
Viele von ihnen haben in ihrem Herkunftsland Schreckliches erlebt.
Soziale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Ausgrenzung macht einsam. Sie sind
zwar hier zuhause, aber die neue Heimat ist ihnen fremd, die alte haben sie verloren.
Die
Schweiz will verfolgten Menschen Schutz bieten. So steht es im Asylgesetz. Die Integration
von Flüchtlingen aber auch von anderen Ausländern, die bei uns leben und arbeiten,
geht jede Bürgerin und jeden Bürger etwas an. Integration ist ein gegenseitiger Prozess,
der sowohl die Bereitschaft der fremden Menschen als auch den Willen und die Offenheit
von uns Schweizerinnen und Schweizern voraussetzt.
Als Christen und Juden sind
wir aufgerufen, uns dafür einzusetzen, dass die Menschen, die in unserem Land Schutz
suchen, nicht isoliert bleiben, sondern dass sie einen Platz in der Gesellschaft finden
und ihren Lebensunterhalt selber verdienen können. Wir können unsere Vorurteile und
Ängste abbauen, indem wir Fremdes vertraut machen und auf die Menschen zugehen, die
bei uns Schutz suchen.
Die jüdische Gemeinschaft und die Kirchen setzen sich
weiterhin dafür ein, dass die humanitäre Tradition unseres Landes erhalten bleibt,
Personen in unsicheren Lebenslagen nicht ausgegrenzt werden und die Integration stärker
gefördert wird. Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass dies nicht leere Versprechungen
sind. Der Sozialhilfestopp für abgelehnte Asylsuchende darf nicht zu menschenunwürdigen
Ausgrenzungen führen.
Der Flüchtlingssonntag und Flüchtlingssabbat soll uns
daran erinnern, dass es Menschen gibt denen wir Schutz bieten müssen. Als Religionsgemeinschaften
können wir an unseren Orten die Integration erleichtern.
Schweizerischer Evangelischer
Kirchenbund Pfarrer Thomas Wipf, Ratspräsident
Schweizer Bischofskonferenz Bischof
Kurt Koch
Christkatholische Kirche der Schweiz Bischof Fritz-René Müller
Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund Prof. Dr. Alfred Donath
[Von
der Schweizer Bischofskonferenz veröffentlichtes Original]