2007-06-17 14:53:48

Schweiz: Flüchtlingssonntag, "Stoppt Ausgrenzung"


In der Schweiz ist an diesem Wochenende der Flüchtlingssonntag bzw. Flüchtlingssabbat begangen worden. Unter dem Motto „Stopp Ausgrenzung” wird auf die Situation von Migranten in dem Land aufmerksam gemacht. In einem von der katholischen Kirche und weiteren Religions- und Konfessionsgemeinschaften unterschriebenen Appell heißt es, die Integration von Flüchtlingen, aber auch von anderen Ausländern gehe jede Bürgerin und jeden Bürger etwas an.
(zenit 17.06.2007 mc)

Lesen Sie hier den Wortlaut des Aufrufs

„Als Christen und Juden sind wir aufgerufen, uns dafür einzusetzen, dass die Menschen, die in unserem Land Schutz suchen, nicht isoliert bleiben, sondern dass sie einen Platz in der Gesellschaft finden und ihren Lebensunterhalt selber verdienen können.“

Petimat Tschontigowa kam 2004 aus Tschetschenien in die Schweiz. Sie wohnt im Asylheim in Grafenried. Sie wurde im Krieg verletzt. Jetzt kann sie nicht mehr richtig gehen . „Ich fühle mich einsam“ sagt sie, „wie in einem Gefängnis. Ich kenne hier niemanden.“

So wie Petimat geht es vielen Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten in der Schweiz. Sie passen nicht in unsere Gesellschaft. Sie sprechen eine andere Sprache; vielleicht ist ihre Hautfarbe anders; sie gehören einer anderen Kultur an oder üben eine fremde Religion aus.

Viele von ihnen haben in ihrem Herkunftsland Schreckliches erlebt. Soziale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Ausgrenzung macht einsam. Sie sind zwar hier zuhause, aber die neue Heimat ist ihnen fremd, die alte haben sie verloren.

Die Schweiz will verfolgten Menschen Schutz bieten. So steht es im Asylgesetz. Die Integration von Flüchtlingen aber auch von anderen Ausländern, die bei uns leben und arbeiten, geht jede Bürgerin und jeden Bürger etwas an. Integration ist ein gegenseitiger Prozess, der sowohl die Bereitschaft der fremden Menschen als auch den Willen und die Offenheit von uns Schweizerinnen und Schweizern voraussetzt.

Als Christen und Juden sind wir aufgerufen, uns dafür einzusetzen, dass die Menschen, die in unserem Land Schutz suchen, nicht isoliert bleiben, sondern dass sie einen Platz in der Gesellschaft finden und ihren Lebensunterhalt selber verdienen können. Wir können unsere Vorurteile und Ängste abbauen, indem wir Fremdes vertraut machen und auf die Menschen zugehen, die bei uns Schutz suchen.

Die jüdische Gemeinschaft und die Kirchen setzen sich weiterhin dafür ein, dass die humanitäre Tradition unseres Landes erhalten bleibt, Personen in unsicheren Lebenslagen nicht ausgegrenzt werden und die Integration stärker gefördert wird. Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass dies nicht leere Versprechungen sind. Der Sozialhilfestopp für abgelehnte Asylsuchende darf nicht zu menschenunwürdigen Ausgrenzungen führen.

Der Flüchtlingssonntag und Flüchtlingssabbat soll uns daran erinnern, dass es Menschen gibt denen wir Schutz bieten müssen. Als Religionsgemeinschaften können wir an unseren Orten die Integration erleichtern.

Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund
Pfarrer Thomas Wipf, Ratspräsident

Schweizer Bischofskonferenz
Bischof Kurt Koch

Christkatholische Kirche der Schweiz
Bischof Fritz-René Müller

Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund
Prof. Dr. Alfred Donath

[Von der Schweizer Bischofskonferenz veröffentlichtes Original]








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