2007-06-15 19:53:42

Porziuncola: Ort der Jugend, der Vergebung...


RealAudioMP3 Schlusspunkt des Papstbesuchs ist das Treffen mit der Jugend auf dem Vorplatz von Santa Maria degli Angeli in Porziuncola- auf Wunsch Benedikts.


Die Porziuncola: der Ort, an dem Franziskus seinen Orden gründete. Die kleine Kapelle aus dem 11. Jahrhundert inmitten der monumentalen Barockkirche war erste Wohnstatt der Brüder, hier fand Klara Zuflucht, als sie dem Reichtum des Vaters entfloh. Ursprünglich soll in der Kapelle übrigens ein Bruchstück vom Grab der Gottesmutter aufbewahrt worden sein. Nur wenige Meter vor der Kapelle starb Franziskus. Sein Leben ist an diesem Ort, in der Ebene unterhalb Assisis zusammengefasst.


Die Franziskaner an Santa Maria degli Angeli versammeln hier das ganze Jahr über junge Menschen um sich, zu Glaubenskursen, Ausflügen… zum Leben in Gemeinschaft auf den Spuren ihres Gründers. Viele bleiben einige Wochen und tun Dienst in der Basilika.
Eine von ihnen ist Loridana, Mitte 20. Sie trägt ganz sportlich Jeans und T-Shirt und darüber das blaue ärmellose kurze Hemd der Freiwilligen. „Il Signore di dia pace - Der Herr gebe Dir Frieden“ steht darauf. Birgit Pottler hat mit ihr gesprochen.


Das ist mein dritter Aufenthalt hier, ich war hier an Weihnachten und an Ostern. Wir kümmern uns vor allem um den Empfang der Pilger. Wir laden sie ein zu einem Klima des Gebets und der Sammlung, und eben sich auf besondere Weise im Glauben zu sammeln, weil Francesco hier seine Spuren hinterlassen hat. Es ist also ein wichtiger Ort, vor allem für den, der Stille braucht, weil er seinen Weg wieder finden will.
Helfen zu Beten - wie geht das? Ich sehe Euch alle mit dem Rosenkranz in der Hand…
Wer hierher kommt, ist mit Sicherheit geführt, kommt mit Sicherheit aus sehr starken Glaubenserfahrungen heraus, sagen wir aufgrund sehr starker Bekehrungserlebnisse. Der Rosenkranz und die Führung Marias helfen, einen bestimmten Bezugspunkt zu haben, der zwar nicht persönlich ist, aber eben auch nicht selbstverliebt, helfen auf Gott zu schauen und auf San Francesco. Das Gebet lehren, lacht, werden uns wohl die Heiligen. Wir hoffen, dass wir etwas weitergeben können…, von dem was wir sind, was wir empfangen haben und jeden Tag empfangen, dadurch, dass wir an diesem Ort sind. Und das ist viel, das ist Gnade, und vor allem eine Erfahrung der Stille. Denn mehrere Stunden am Tag in der Basilika zu sein, macht es dir möglich, dich zu sammeln, in der Stille zu sein, und so auch sich selbst wahrzunehmen, sein eigenes Leben in der Hand zu haben und es nicht zu verschleudern.
Von woher kommst Du?
Avvelino in Campania, in der Nähe von Neapel.
Kannst Du ein wenig von Deiner Geschichte mit Assisi erzählen?
Ich habe von den Kursen hier in Assisi erfahren; für mich hat es mit einem der so genannten Franziskusmärsche angefangen, die die Brüder Umbriens und ganz Italiens organisieren. Vom „Vergeben Assisis“, dem Portiunkula-Ablass, habe ich erstmals im Jahr 2003 gehört. Das ist ein Marsch, der vor allem für Jugendliche organisiert wird, und dabei machst Du die Erfahrung von Vergebung und Barmherzigkeit. Ich habe mehrere Kurse hier gemacht und ich habe mich verliebt, in den Ort, in die Stadt, denn das ist jedes Mal eine Gnade, eine Bekehrung, auch wenn das Ergebnis sicher nicht immer direkt spürbar ist. Aber auf lange Sicht gesehen, merkst du, was der Herr in dir bewirkt.
Hast Du selbst eine besondere Beziehung zu Franziskus?
Gewiss. Er ist der erste Heilige, der mir begegnet ist. Lacht. Ich bin in meinem Leben, auch in meinem Lebensstil eher einfach, franziskanisch. Ich bin mit ihm sehr verbunden.
Der Papst kommt auf seiner letzten Station genau hierher, die Porziuncola war auch die letzte Station des Lebens von Franziskus. Was erwartest Du? Welche Botschaft? Oder reicht schon dieses Zeichen, braucht es keine Worte mehr?
Es wird für die Jugendlichen ganz bestimmt ein konstruktives Treffen sein. Für mich ist die Botschaft von Francesco noch lebendig und stets aktuell, auf besondere Weise für die Jugendlichen. Hier ist ein Ort für junge Menschen, den Papst hier haben, ist also eine Bestätigung - eine die auch die Kirche den Jugendlichen gibt - um ums zu Kirche zu machen, um überall Kirche zu sein, auch am Arbeitsplatz, in der Familie, um im guten Sinn den Rücken frei zu haben.
Der Heilige Franziskus hat immer Wert darauf gelegt, dass der Glaube in der Kirche gelebt wird, in der Gemeinschaft der Kirche. Viele Jugendliche fühlen sich heute zwar gläubig, aber nicht Teil der Kirche. Für Euch hier schaut das anders aus. Wie kann man Deiner Meinung nach diese anderen Meinungen einfangen?
Ich glaube, dass es die Erfahrung von Authentizität braucht. Man muss Christus persönlich begegnen und die Erfahrung der Vergebung machen. Wenn du diese Erfahrung von Vergebung und Barmherzigkeit machst, bist du in der Lage, die Kirche, die Ämter, Priester, die Ordensleute und alle Menschen die zu ihr gehören, zu akzeptieren. Das heißt die Kirche akzeptieren mit ihren Vorzügen und mit ihren Fehlern. Kirche ist die Mutter aller, deshalb kann sie sich nicht aus dem Leben der Jugendlichen herausziehen, sie darf nicht fehlen, wenn ein junger Mensch die Erfahrung des Glaubens machen will, oder sein Leben auf dem Weg eines authentischen Glaubens führen will.
Euer tägliches Leben hier, wie läuft es ab?
Wir haben intensive, volle Tage. Am Morgen treffen wir uns für die Messe, danach gibt es für uns Freiwillige die Laudes, dann Frühstück und während des Tages übt man Dienst. Wir haben Schichten, jeder hat seine eigene. Man ist gemeinsam zu Mittag, lebt sehr in Gemeinschaft, für die Freiwilligen ist ein Teil des Konvents reserviert, am Nachmittag gibt’s dann wieder Dienst, bevor der Tag mit dem Gebet der Vesper um 19.00 endet. Gemeinsames Abendessen und danach ein gemeinsames Treffen und ein Gebet.
Könntest Du andere Menschen ermuntern, hierher nach Assisi zu kommen?
Lacht. Ich erzähle allen Menschen, die ich treffe, ständig von meiner Erfahrung hier in Assisi. Aber das mache nicht nur ich, sondern ich denke auch andere, die diese Erfahrung gemacht haben. Ich lade die Jugendlichen wirklich ein, zumindest hier in Assisi vorbei zukommen, oder dieses Ereignis der Vergebung in Porziuncola mitzuerleben. Denn das ist ein heiliger Ort, und jeder kann hier von seinem Glauben aus wirklich Gnade erfahren.
(rv 15.06.2007 bp)








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