Schlusspunkt des Papstbesuchs
ist das Treffen mit der Jugend auf dem Vorplatz von Santa Maria degli Angeli in Porziuncola-
auf Wunsch Benedikts.
Die Porziuncola: der Ort, an dem Franziskus seinen
Orden gründete. Die kleine Kapelle aus dem 11. Jahrhundert inmitten der monumentalen
Barockkirche war erste Wohnstatt der Brüder, hier fand Klara Zuflucht, als sie dem
Reichtum des Vaters entfloh. Ursprünglich soll in der Kapelle übrigens ein Bruchstück
vom Grab der Gottesmutter aufbewahrt worden sein. Nur wenige Meter vor der Kapelle
starb Franziskus. Sein Leben ist an diesem Ort, in der Ebene unterhalb Assisis zusammengefasst.
Die
Franziskaner an Santa Maria degli Angeli versammeln hier das ganze Jahr über junge
Menschen um sich, zu Glaubenskursen, Ausflügen… zum Leben in Gemeinschaft auf den
Spuren ihres Gründers. Viele bleiben einige Wochen und tun Dienst in der Basilika. Eine
von ihnen ist Loridana, Mitte 20. Sie trägt ganz sportlich Jeans und T-Shirt und darüber
das blaue ärmellose kurze Hemd der Freiwilligen. „Il Signore di dia pace - Der Herr
gebe Dir Frieden“ steht darauf. Birgit Pottler hat mit ihr gesprochen.
Das
ist mein dritter Aufenthalt hier, ich war hier an Weihnachten und an Ostern. Wir kümmern
uns vor allem um den Empfang der Pilger. Wir laden sie ein zu einem Klima des Gebets
und der Sammlung, und eben sich auf besondere Weise im Glauben zu sammeln, weil Francesco
hier seine Spuren hinterlassen hat. Es ist also ein wichtiger Ort, vor allem für den,
der Stille braucht, weil er seinen Weg wieder finden will. Helfen zu Beten -
wie geht das? Ich sehe Euch alle mit dem Rosenkranz in der Hand… Wer hierher
kommt, ist mit Sicherheit geführt, kommt mit Sicherheit aus sehr starken Glaubenserfahrungen
heraus, sagen wir aufgrund sehr starker Bekehrungserlebnisse. Der Rosenkranz und die
Führung Marias helfen, einen bestimmten Bezugspunkt zu haben, der zwar nicht persönlich
ist, aber eben auch nicht selbstverliebt, helfen auf Gott zu schauen und auf San Francesco.
Das Gebet lehren, lacht, werden uns wohl die Heiligen. Wir hoffen, dass wir
etwas weitergeben können…, von dem was wir sind, was wir empfangen haben und jeden
Tag empfangen, dadurch, dass wir an diesem Ort sind. Und das ist viel, das ist Gnade,
und vor allem eine Erfahrung der Stille. Denn mehrere Stunden am Tag in der Basilika
zu sein, macht es dir möglich, dich zu sammeln, in der Stille zu sein, und so auch
sich selbst wahrzunehmen, sein eigenes Leben in der Hand zu haben und es nicht zu
verschleudern. Von woher kommst Du? Avvelino in Campania, in der Nähe
von Neapel. Kannst Du ein wenig von Deiner Geschichte mit Assisi erzählen? Ich
habe von den Kursen hier in Assisi erfahren; für mich hat es mit einem der so genannten
Franziskusmärsche angefangen, die die Brüder Umbriens und ganz Italiens organisieren.
Vom „Vergeben Assisis“, dem Portiunkula-Ablass, habe ich erstmals im Jahr 2003 gehört.
Das ist ein Marsch, der vor allem für Jugendliche organisiert wird, und dabei machst
Du die Erfahrung von Vergebung und Barmherzigkeit. Ich habe mehrere Kurse hier gemacht
und ich habe mich verliebt, in den Ort, in die Stadt, denn das ist jedes Mal eine
Gnade, eine Bekehrung, auch wenn das Ergebnis sicher nicht immer direkt spürbar ist.
Aber auf lange Sicht gesehen, merkst du, was der Herr in dir bewirkt. Hast Du
selbst eine besondere Beziehung zu Franziskus? Gewiss. Er ist der erste Heilige,
der mir begegnet ist. Lacht. Ich bin in meinem Leben, auch in meinem Lebensstil
eher einfach, franziskanisch. Ich bin mit ihm sehr verbunden. Der Papst kommt
auf seiner letzten Station genau hierher, die Porziuncola war auch die letzte Station
des Lebens von Franziskus. Was erwartest Du? Welche Botschaft? Oder reicht schon dieses
Zeichen, braucht es keine Worte mehr? Es wird für die Jugendlichen ganz bestimmt
ein konstruktives Treffen sein. Für mich ist die Botschaft von Francesco noch lebendig
und stets aktuell, auf besondere Weise für die Jugendlichen. Hier ist ein Ort für
junge Menschen, den Papst hier haben, ist also eine Bestätigung - eine die auch die
Kirche den Jugendlichen gibt - um ums zu Kirche zu machen, um überall Kirche zu sein,
auch am Arbeitsplatz, in der Familie, um im guten Sinn den Rücken frei zu haben. Der
Heilige Franziskus hat immer Wert darauf gelegt, dass der Glaube in der Kirche gelebt
wird, in der Gemeinschaft der Kirche. Viele Jugendliche fühlen sich heute zwar gläubig,
aber nicht Teil der Kirche. Für Euch hier schaut das anders aus. Wie kann man Deiner
Meinung nach diese anderen Meinungen einfangen? Ich glaube, dass es die Erfahrung
von Authentizität braucht. Man muss Christus persönlich begegnen und die Erfahrung
der Vergebung machen. Wenn du diese Erfahrung von Vergebung und Barmherzigkeit machst,
bist du in der Lage, die Kirche, die Ämter, Priester, die Ordensleute und alle Menschen
die zu ihr gehören, zu akzeptieren. Das heißt die Kirche akzeptieren mit ihren Vorzügen
und mit ihren Fehlern. Kirche ist die Mutter aller, deshalb kann sie sich nicht aus
dem Leben der Jugendlichen herausziehen, sie darf nicht fehlen, wenn ein junger Mensch
die Erfahrung des Glaubens machen will, oder sein Leben auf dem Weg eines authentischen
Glaubens führen will. Euer tägliches Leben hier, wie läuft es ab? Wir
haben intensive, volle Tage. Am Morgen treffen wir uns für die Messe, danach gibt
es für uns Freiwillige die Laudes, dann Frühstück und während des Tages übt man Dienst.
Wir haben Schichten, jeder hat seine eigene. Man ist gemeinsam zu Mittag, lebt sehr
in Gemeinschaft, für die Freiwilligen ist ein Teil des Konvents reserviert, am Nachmittag
gibt’s dann wieder Dienst, bevor der Tag mit dem Gebet der Vesper um 19.00 endet.
Gemeinsames Abendessen und danach ein gemeinsames Treffen und ein Gebet. Könntest
Du andere Menschen ermuntern, hierher nach Assisi zu kommen? Lacht. Ich erzähle
allen Menschen, die ich treffe, ständig von meiner Erfahrung hier in Assisi. Aber
das mache nicht nur ich, sondern ich denke auch andere, die diese Erfahrung gemacht
haben. Ich lade die Jugendlichen wirklich ein, zumindest hier in Assisi vorbei zukommen,
oder dieses Ereignis der Vergebung in Porziuncola mitzuerleben. Denn das ist ein heiliger
Ort, und jeder kann hier von seinem Glauben aus wirklich Gnade erfahren. (rv 15.06.2007
bp)