Benedikt XVI. in Assisi.
Er besucht er die Stadt des Heiligen Franziskus und macht Station an sechs zentralen
Orten für das Leben des Poverello. Wir haben uns vorab umgehört. Zum Beispiel bei
Padre Enzo Fortunato OFMConv, dem Pressesprecher für den Papstbesuch und dem Leiter
der Sala Stampa an der Basilika San Francesco in Assisi. Er sagt:
Es ist
klar, dass dieser Besuch anders ist, denn dieser Papst begibt sich an den Kern der
Franziskanischen Bewegung. Bei anderen Gelegenheiten sind vielleicht eher einzelne
Facetten vertieft worden, die des Friedens, der Ökumene, des interreligiösen Dialogs,
alles wichtige Aspekte. Dieses Mal ist es aber eine Pilgerfahrt, ich sage gerne, es
ist eine „Umarmung des Papstes“ für das ganze Leben des Heiligen Franziskus“. Ist
das auch der größte Unterschied zu den Besuchen Johannes Paul II.? Mit Sicherheit.
Ich denke, zumindest soweit ich das sehe, muss man noch weiter zurück gehen: Johannes
XIII. kam nur an das Grab, die sechs Reisen Johannes Pauls II. spielten sich an nur
drei Orten in Assisi ab, Santa Maria degli Angeli, die Basilika und San Rufino. Dieses
Mal jedoch werden andere Aspekte berührt: Rivotorto, die Wiege der Franziskanischen
Bewegung, San Damiano; er verweilt kurz zur Anbetung in Santa Chiara. Es ist also
der Einsatz der ganzen Stadt gefragt; aber vor allem zählt vielleicht die Anstrengung
des Papstes, zum Verstehen der ganzen Geschichte Francescos beizutragen. Es
ist der 17. Papst, der Assisi besucht. Was bedeutet das für diese Stadt? Nur ein Besuch
mehr, oder ist sie wirklich bewegt? Nein, ich sehe großes Engagement, großen
Enthusiasmus, Jugendliche, die fast 24 Stunden rund um die Uhr arbeiten. Ich würde
sagen, das ist Enthusiasmus für den Papst; vor allem ist es der erste Besuch Benedikts
in Assisi, also ist alles neu. Das macht das alles interessant. Für die Franziskanische
Gemeinschaft hier in Assisi - was bedeutet ihr dieser Besuch? Der Papst wird zum Beispiel
mit dem Generalkapitel der Minoriten sprechen… Der Papst wird mit all den verschiedenen
Gruppen sprechen, den Franziskanern, uns Franziskanerminoriten hier an der Basilika,
den Kapuzinern, er wird mit der religiösen Welt sprechen, mit der Diözese. Für uns
Franziskaner ist das wichtig, denn für uns ist das ein glücklicher Umstand, dass der
Besuch mit dem Ende des Generalkapitels zusammenfällt. Das hat Pater Marco Tasco zum
119. Nachfolger des Heiligen Franziskus gewählt. Wir erwarten und freuen und daher
auf die Botschaft, die der Papst unserem Orden gibt. Es ist unverkennbar, die Erwartung
ist groß. Vor zwei Jahren hat Papst Benedikt XVI. die Zuständigkeiten für die
Basilika neu geregelt… Ja. Ich sage gerne, dass damit eine Synergie bestätigt
wurde, die sich schon seit einiger Zeit so entwickelt hatte. Auch wenn mancher es
nicht sehen wollte, es gab sie. Das Motu Proprio hat nichts anderes gemacht, als diese
Synergie schriftlich festzuhalten. Von Assisi geht stets eine bestimmte Botschaft
aus, man nennt sie Stadt des Friedens, spricht vom „Geist von Assisi“. Welche Botschaft
braucht die Welt, die ja durch den Papstbesuch auf diese Stadt schaut, in diesem Augenblick? Ich
denke, es braucht eine Botschaft, die mit der menschlichen Familie verbunden ist.
Franziskus ist ein Mann des Friedens, ist ein Bruder, aber er ist vor allem ein Mann,
der eine Familie gegründet hat. Ich glaube, dass Franziskus sehr daran gelegen war,
die Beziehung zwischen den Brüdern als Familie zu beschreiben. Er hat oft das Bild
der Mutter gebraucht, hat die Aufgabe des Oberen mit der der Mutter verglichen. Franziskus
hat die Familie glaube ich auf ganz positive Weise verkörpert, und heutzutage würde
er wohl der Welt zurufen, wie wichtig die Familie ist. Das ist vielleicht einer der
ersten Aspekte. Ein anderer: der Aspekt der Bekehrung, der ganz eng mit dem Anlass
der Reise verbunden ist. Das bedeutet, unser Herz stets neu Christus zuwenden, auch
wenn es von vielen anderen Dingen in die Irre geführt wird, unsere Existenz stets
neu auf Christus ausrichten, denn er ist das Zentrum. Gibt es denn einen Höhepunkt
der Reise, oder haben alle Etappen gleiches Gewicht? Für die Franziskanische
Bewegung ist natürlich das private Gebet am Grab des Heiligen Franziskus besonders
wichtig. Für die Diözese ist die Begegnung mit den Ordensleuten, mit der Ortskirche,
genauso bedeutend. Ich möchte hier nicht unterschiedlich gewichten, das sind alles
Einzelteile, die zusammen ein großes Mosaik bilden, das dann nur ein einziges Bild
zeigt: wie Franzikus, Jünger Christi sein. (Interview: Birgit Pottler)