Palästinensische Kirchenführer
haben die Kämpfe zwischen den Bewegungen Fatah und Hamas scharf kritisiert. Die blutigen
Auseinandersetzungen im Gazastreifen zerstörten die Hoffnung auf einen unabhängigen
Staat Palästina, heißt es in einem Appell an die Konfliktparteien. „Im Namen des einen
und einzigen Gottes sowie im Namen der getöteten Menschen“ bitten die Kirchenführer
ihre „Brüder bei Fatah und Hamas“, auf die Stimme der Vernunft, der Wahrheit und der
Weisheit zu hören und sofort an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Zur Lage
vor Ort haben wir mit Johannes Gerster gesprochen, langjähriger Landesbeauftragter
der Konrad-Adenauer-Stiftung in Israel: „Die Lage ist, dass die Hamas im Gazastreifen
immer eine sehr machtvolle Stellung hatte, und man muss wissen, dass die Hamas in
den letzen Jahren zunehmend auch religiös fanatisch wurde. Sie will einen Sharia-Staat
errichten, und will dies auch in Gaza versuchen.“ Erst im März hatten Hamas
und Fatah in Mekka Frieden geschlossen und eine nationale Koalition gebildet. Bei
den neuen Kämpfen im Gazastreifen starben bisher mehr als 100 Menschen. Hoffnung hat
Gerster keine: „Ich sehe im Augenblick keinerlei Möglichkeit, dass die Fatah
mit Präsident Mahmud Abbas noch einmal Fuß fassen kann. Viele wandern aus. Es gibt
auch ein insofern Ungleichgewicht, dass die Hamas mit bedeutend mehr Geldern und damit
auch Macht ausgestattet wird, als die Fatah sie zur Verfügung hat. Deswegen besteht
da zunächst jetzt blanke Anarchie. Man wird jetzt abwarten, ob diese Herrschaften
beginnen, eine Art eigenes Staatsgebilde zu errichten. Ich glaube das nicht, ich glaube,
dass sie von Gaza den Kampf gegen Israel wieder verstärken werden. Deswegen ist es
so wichtig, dass das Quartett, die Vereinigten Staaten, die Russen, und die UNO dringendst
zusammen kommt, denn so kann es ja nicht weiter gehen.“ Die EU-Kommission hat
alle Konfliktparteien in den Palästinensergebieten aufgerufen, humanitäre Hilfe zu
ermöglichen. EU-Außenkommissarin Benito Ferrero-Waldner sagte am Morgen in Brüssel,
die Hilfe müsse so schnell wie möglich fortgesetzt werden. Entwicklungskommissar Louis
Michel verlangte einen Korridor für humanitäre Hilfe. Die islamistische Hamas habe
Schritte unternommen, um die Zusammenarbeit und Hilfsgüterverteilung im Gazastreifen
wieder zu ermöglichen. Es gehe dabei vor allem um die Gesundheitsversorgung. (rv/reuters/idea
15.06.2007 bp)