2007-06-15 16:54:06

Assisi: Organisation läuft, Bekehrung für alle


RealAudioMP3 Der Papst kommt nach Assisi. Die Federn laufen im Bischofssitz zusammen, dem Platz, an dem der junge Franziskus sich einst nackt auszog und seinem Vater die Kleider vor die Füße legte. Von dem mittelalterlichen Gebäude steht kein Stein mehr, doch Inschriften und Bronzereliefs erinnern an die Lebensstationen des Heiligen.
Ein wandelndes Lexikon ist Schwester Vincenzina Raimondo. Sie leitet in diesen Tagen das Sekretariat des Bistums für den Besuch des Papstes. Mit Journalisten sprechen, Telefondienst schieben, Plakate ausgeben, Helferteams einteilen… - die energische Franziskanerin hat alles im Griff:


„Mir bereitet gar nichts Sorgen, denn ich denke, die Menschen, die sich für den Papstbesuch interessieren, sind Menschen, die den Papst lieben, daher mache ich mir keine Sorgen. Wenn es eine besondere Sorge gibt, ist es die, dass alle Leute zufrieden sind mit dem Programm und dass sie die Schwierigkeiten verstehen können, die wir hier bewältigen. Denn wir können nicht alle Anfragen befriedigen, wir haben Grenzen, an Karten, an Sitzplätzen… Aber wir wollen, dass alle Menschen möglichst zufrieden sind, dass sie den Papst sehen können, ihn grüßen und so gut wie möglich teilhaben können.“
Seit wann bereitet Assisi sich auf den Papstbesuch vor?
Assisi bereitet sich seit einem Jahr darauf vor, diesen Besuch zu empfangen, aber vor allem bereitet die Stadt sich geistlich mit dem Jahr der Bekehrung darauf vor, das mit der 800-Jahr-Feier der Bekehrung San Francescos zusammenfällt. Als der Bischof in diese Diözese gekommen ist, wollte er, dass die Diözese seine Zeit als Bischofs mit einem Jahr der Bekehrung beginnt. Dem Papst hat dieses Programm zugesagt, und er wollte persönlich daran teilnehmen. Sein Besuch steht ganz in diesem Kontext der Bekehrung; deshalb verläuft das Programm identisch zu dem Verlauf, den Francesco zu Beginn seines Weges gemacht hat.“
Nur dass der Papst ihn in rund zehn Stunden zurücklegen wird…
Ja, er macht das im Flug. Vorübereilend aber auch in der tiefen Kenntnis der Orte, die er besucht. Denn er war schon mehrmals in Assisi. Er selbst wollte aber jetzt diese Orte erneut besuchen. Ich sag’s noch einmal: im Flug. Er beginnt in Rivotorto, wo Francesco zusammen mit seinen ersten Gefährten sich zum ersten Mal niedergelassen hatte, wo er Dienst an den Leprakranken versah, und wo der Weg seiner Bekehrung begann. Die wird durch das Kreuz von San Damiano bestätigt, die zweite Station, die der Papst macht.
Kann man sagen, welche Station dieses Besuchs die wichtigste ist? Oder ist eine Gewichtung gar nicht möglich?
Nein, ich glaube, man kann keine Rangliste erstellen. Das ist ein Weg, der einen Anfang hat und ein Wachsen. Im Leben von Francesco hat dieser Weg seinen Höhepunkt in La Verna. Aber in Assisi sind alle Orte, an denen Francesco gelebt hat, wichtig. Denn sie sind Zeichen eines Reifens seiner persönlichen Begegnung mit Gott bis hin zur Annahme des Auftrags, den er in San Damiano erhält, ,Geh’ und bau’ meine Kirche auf’.“

 
Der Besuch des Papstes ist wohl der Höhepunkt dieses Jahres der Bekehrung für die Diözese. Was bedeutet der Diözese dieser Besuch?
Für die Diözese ist das ein ganz wichtiger Schritt; denn das Treffen mit dem Papst ist für das Leben eines Christen immer ein ganz entscheidender Moment. Es ist das Treffen der Kinder mit dem Vater. Für uns ist das also wirklich sehr sehr wichtig.
 
Was wird bleiben?
Ich hoffe wirklich, dass der Besuch eine Wegmarke setzt für ein Wachsen im Glauben, aber auch in der Gemeinschaft aller kirchlichen Gliederungen der Diözese.
 
Kann man denn sagen, dass der Besuch von Benedikt XVI. anders ist als die Besuche von Johannes Paul II.?
Ich glaube, dass jeder Papstbesuch in Assisi seinen eigenen Charakter hat. Johannes Paul hat mehrmals Assisi besucht, jedes Mal hatte es einen anderen Charakter. Er ist gekommen zum Dialog mit den Nichtchristen, den anderen Religionen, hat hier verschiedene Eckpunkte seines Dienstes für die Kirche gesetzt. Dieser Besuch ist der erste, den Benedikt als Papst hierher macht. Dann fällt er auch noch zusammen mit der 800-Jahr-Feier der Bekehrung, er ist also schon etwas besonderes. Wir werden sehen.
 
Assisi ist die Stadt des Friedens. Von hier aus ging immer wieder eine wichtige Botschaft für den Frieden in der Welt aus. Ist es möglich, dass auch von diesem Besuch des Papstes eine Botschaft ausgeht für die verschiedenen Krisen- und Kriegsregionen in der Welt?
Ich glaube das wirklich. Der Papst wird vier offizielle Ansprachen halten, wenn er nach Assisi kommt. Die erste bei der Eucharistiefeier, dann betet er den Angelus, der in die Welt übertragen wird, dann spricht er zu den Ordensleuten in San Rufino. Das vierte große Treffen, das er wollte, ist das Jugendtreffen an Santa Maria degli Angeli. Er hat also ein weites Feld zur Verfügung in diesen vier offiziellen Ansprachen, so dass ihn jeder hören kann. Ich glaube wirklich, dass von hier eine große Botschaft ein starker Impuls für den Frieden ausgeht. Angefangenen bei jedem Einzelnen: das Wort des Papstes aufnehmen heißt eine Botschaft des Friedens aufnehmen. In jedem, der sie das Wort aufnimmt, beginnt also schon ein Weg der Bekehrung, der ihn ohne Zweifel dazu bringt, brüderliche und friedvolle Beziehungen zu jedem aufzubauen.
 
Sie haben für diesen Papstbesuch eine intensive Aufgabe übernommen. In welcher Stimmung, mit welchen Gefühlen, erfüllen Sie die?
Schauen sie, als ich den Vorschlag des Bischofs angenommen habe, hier im Sekretariat zu arbeiten, habe ich das getan, weil ich meine Berufung sehr liebe, ich liebe also die Kirche, die Diözese, ich liebe San Francesco und den Papst. Ich mache das voll Liebe, und ich weiß, dass es in diesem Dienst das große Herz einer Mutter braucht, die willkommen heißt. Meine Freude liegt also darin, jeden Tag neu die Realität Marias zu leben: Maria macht sich zur Magd und zur Mutter, aber auch zur Schwester, die jeden begleitet. Meine Arbeit im Sekretariat besteht nicht in diesem sterilen Kontakt zu Papier, Maschinen und Computer. Es ist persönliche Beziehung zu jedem Menschen, dem ich begegne. Das macht mir Freude, denn ich kann jedem persönlich begegnen.
(rv 14.06.2007 bp)








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