Die Bundesregierung
hat eine Studie über Zwangsheirat in Deutschland in Auftrag gegeben. Bis zum Sommer
soll eine Liste mit Maßnahmen vorliegen, um das Phänomen besser in den Griff zu bekommen.
Offiziell tolerieren weder der Islam noch das Christentum die Zwangsheirat, selbst
wenn oft die Religion als Begründung vorgeschoben wird. In Deutschland sind vor allem
junge Musliminnen betroffen, fallweise aber auch Christinnen aus der Türkei oder Syrien,
katholische und orthodoxe Roma, protestantische Afrikanerinnen oder Buddhistinnen
aus Südostasien. Schwester Lea Ackermann engagiert sich für Frauen und Mädchen, die
in Deutschland in Not geraten sind. Der Bundesregierung gibt Schwester Ackermann folgende
Ratschläge zum Thema:
„Ich finde, dass gerade in den Schulen darüber gesprochen
werden sollte. In den Schulen sollen die Rechte von jungen Frauen und jungen Mädchen
gestärkt werden. Ich finde das ganz wichtig. Zu uns kam kürzlich eine verzweifelte
junge Frau, die sollte zwangsverheiratet werden. Sie sagte, selbst wenn sie flüchtet,
man würde sie überall finden. Dann hat sie auch eine Operation über sich ergehen lassen,
damit der Bräutigam nicht merkt, dass sie vorher schon ein Verhältnis hatte. Sie hat
ungeheuerliche Schmerzen gehabt. All das ist unglaublich. Ich denke mir, dass die
Regierung durchaus etwas machen kann, indem mehr über dieses Thema gesprochen wird.“
Wie
viele junge Frauen deutschlandweit betroffen sind, ist schwer einzuschätzen, da gesicherte
Daten fehlen. Schwester Lea Ackermann nennt Zahlen aus der Beratungsstelle.
„2004
waren es 33 sehr junge Frauen. 2005 waren es schon 58, und im vergangenen Jahr waren
71 junge Frauen bei uns. Es handelt sich dabei meistens um sehr junge Frauen. Diese
sehen, wie ihre deutschen Schulkolleginnen ihre Partner frei wählen können. Sie erfahren
dann noch auf schlimme Art und Weise, dass sie verheiratet werden mit Männern, die
sie teils gar nicht kennen oder die wesentlich älter sind. Oftmals machen das Familien,
um ihre Töchter zu „disziplinieren“, und dann wollen sie sich dagegen wehren.“
Auch
in der Schweiz und Österreich ist Zwangsheirat ein Thema. Allein ins Frauenhaus St.
Pölten sind in den vergangenen zwei Wochen vier Weißrussinnen gekommen. Sie brachten
eine scheinbar neue Form von Zwangsheirat ans Tageslicht. Die Frauen waren mit betagten
Österreichern verheiratet und mit Eheverträgen ausgestattet, die ihnen 60 Euro Taschengeld
pro Monat zugestanden. (rv 13.06.2007 mg)