2007-06-08 12:15:07

Papst betont: Christus starb "für alle"


RealAudioMP3 Das Pontifikat von Benedikt XVI. ist keine Zeit der großen Gesten oder der lauten Worte. Stattdessen wird es geprägt von oft kleinen, nachdenklichen Akzentverschiebungen. Auch die Predigt Benedikts zum Fronleichnamsfest wartete am Donnerstag Abend mit so einem kleinen theologischen Glanz-Moment auf.


Rom, am Fronleichnamsabend: Vor der Basilika San Giovanni im Lateran wird das Evangelium verlesen. Es ist die Lukas-Schilderung der wunderbaren Brotvermehrung durch Jesus, ein Text, den Papst Benedikt auch in seinem neuen Jesus-Buch ausgiebig durchdenkt. Schlußsatz der Passage: "Und alle aßen und wurden satt."
"Ich will zunächst einmal dieses Wort alle unterstreichen", sagt dann der Papst in seiner Predigt. Was banal klingen mag, hat theologisch und liturgisch einen interessanten Hintergrund: Denn das Wort alle steht auch in den Wandlungsworten bei der Heiligen Messe. "Mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden." So hieß die Übersetzung der Wandlungsworte - bisher. Denn auf Wunsch des Vatikans - so scheint ein Brief der entsprechenden päpstlichen Kongregation nahezulegen - sollen Jesu Worte im Abendmahlssaal künftig enger am griechischen Originaltext übersetzt werden. Die neue Fassung könnte daher eines Tages lauten: "für euch und für viele".
Nur ein Detail? Die bevorstehende Änderung hat jedenfalls eine Debatte ausgelöst, die auch in Blättern wie "Christ in der Gegenwart" oder dem "Rheinischen Merkur" ausgetragen wurde. Manchem mochte da die neue Formulierung "für viele" exklusiv klingen - als sei also das Heil, das Jesus bringt, nicht einfach unterschiedslos für alle, sondern nur für die, die auch bereit sind, es anzunehmen. Sehr vereinfacht gesagt, hört sich die Formel "für alle" offen an, die Formel "für viele" hingegen einschränkender.
Es ist diese theologische Debatte, die den Resonanzboden abgibt für die Worte des Papstes vor der Fronleichnamsprozession 2007.
"Ich will zunächst einmal dieses "alle" unterstreichen. Es ist in der Tag der Wille des Herrn, dass jeder Mensch sich von der Eucharistie nährt - denn die Eucharistie ist für alle."
Und dann erwähnt Benedikt auch explizit den Gründonnerstag, an dem an das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern erinnert wird - und damit an die Worte Jesu, die die Eucharistie eingesetzt haben und die die Wandlungsworte der Heiligen Messe sind.
"Am Gründonnerstag zeigt sich der enge Zusammenhang, der zwischen dem Letzten Abendmahl und dem Geheimnis des Todes Jesu am Kreuz besteht. Heute wiederum, am Fest Fronleichnam mit der Prozession und der Anbetung der Eucharistie, wird die Aufmerksamkeit auf die Tatsache gelenkt, dass Christus sich geopfert hat für die ganze Menschheit."
Auch wenn er das nicht an den so genannten Einsetzungsworten der Eucharistie entwickelt, sondern an der Geschichte von der wunderbaren Brotvermehrung: Benedikt macht deutlich, dass Jesu Opfer am Kreuz für alle war und ist - nicht nur für einige wenige, nicht nur für eine ganze Menge, sondern wirklich für alle. Das ist seine theologische Botschaft von Fronleichnam 2007.
Dann aber mal zurückgefragt: Warum sollen dann die Wandlungsworte künftig übersetzt werden mit: "für euch und für viele", und eben nicht mit "für euch und für alle"? Geht es da also nur darum, enger am griechischen Originaltext zu bleiben?
Nein - auch hinter dem Wort "für viele" steht ein wichtiger, theologischer Gedanke. Benedikt XVI. spricht ihn in seinem neuen Buch über Jesus von Nazareth an. Auch diesmal liest er die Eucharistie im Licht der wunderbaren Brotvermehrung. Beides sind, so sagt er, "Brotgeschichten". Warum gibt Jesus bei der Brotvermehrung allen zu essen? Antwort des Papstes in seinem Buch: "Die Menschen waren gekommen, um Gottes Wort zu hören, und hatten alles andere dafür liegengelassen. Und so, als Menschen, die ihr Herz für Gott und füreinander geöffnet haben, können sie das Brot in der rechten Weise empfangen."
"Alle aßen und wurden satt" bedeutet also: Jesus gab allen Brot, weil sie sich für sein Wort geöffnet hatten. "Zu diesem Brotwunder gehört also dreierlei: Die Suche nach Gott, nach seinem Wort, nach der rechten Weisung für das ganze Leben ist vorangegangen. Das Brot wird des Weiteren von Gott erbeten. Und endlich ist die gegenseitige Bereitschaft des Teilens ein wesentliches Element des Wunders."
"Für euch und für viele" - das zielt also darauf, dass der Same - so wie es ein berühmtes Gleichnis Jesu ausdrückt - auch auf fruchtbaren Boden fallen muß, um aufzugehen.










All the contents on this site are copyrighted ©.