2007-06-04 12:03:03

UNO: Prozess gegen Taylor beginnt


RealAudioMP3 Der frühere liberianische Präsident Charles Taylor ist nicht vor dem UNO-Sondertribunal in Den Haag erschienen. Anklage und Verteidigung verfügten über ungleiche Mittel, schrieb Taylor zur Begründung in einem Brief, der zum Auftakt des Prozesses verlesen wurde. An „dieser Komödie“ könne er nicht teilnehmen. Dem Ex-Diktator von Liberia werden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Der Länderbeauftragte von Misereor, Vincent Neussl, stellt klar, für welche Taten sich Taylor verantworten muss:
„Wichtig ist zu sagen, dass ihm in Den Haag ausschließlich für seine Verwicklungen in den Bürgerkrieg in Sierra Leone der Prozess gemacht wird. Er ist nicht angeklagt für die Kriegsverbrechen, die er in Liberia begangen haben soll. Die internationale Presse bringt das durcheinander, was da passiert ist; wo und was jetzt in Den Haag überhaupt verhandelt wird. Die Liberianer bringen das zum Teil selber durcheinander.”
Taylor soll die Rebellengruppe namens Revolutionäre Einheitsfront (RUF) von Liberia aus angestiftet, finanziert und ausgerüstet haben. Sie schickten Kindersoldaten ins Gefecht, hackten Zivilisten die Hände ab, vergewaltigten Wehrlose. Für das Verfahren gegen Taylor ist der Sondergerichtshof für Sierra Leone (SCSL) mit Sitz in Freetown zuständig. Der Verhandlungsort wurde nach Den Haag verlegt, weil der Angeklagte nach Ansicht der Richter weiterhin eine „Gefahr für Frieden und Stabilität in der Region“ bedeutet, vor allem für das politisch noch fragile Liberia. Die liberianische Regierung unter Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf hat bisher keine Anklage gegen Taylor erhoben – sie setzt auf Frieden, nicht auf Gerechtigkeit, erklärt Vincent Neussl:
„Die Liberianer erhoffen sich zuerst einmal, dass der Frieden stabilisiert wird, dass es nicht zurück geht in den Bürgerkrieg, dass Charles Taylor zumindest für die Gräuel in Sierra Leone verhaftet wird. Fast alle Liberianer haben große Angst, dass Charles Taylor in die Region zurückkommen könnte, denn das würde wieder Krieg bedeuten.“
(rv 04.07.2007 sis/bp)








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