Die Bischöfe der G8-Länder
wünschen sich vom Gipfeltreffen in Heiligendamm greifbare Ergebnisse. Die Staats-
und Regierungschefs der reichen Industrienationen müssten verbindliche Maßnahmen zur
Armutsbekämpfung, zu Frieden und Sicherheit, Klimawandel sowie Bildung beschließen,
schreiben die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen in einem heute veröffentlichten
gemeinsamen Brief an die Teilnehmer des Gipfels. Nur „beherztes und entschiedenes
Handeln“ könne die Zukunft der nächsten Generationen sichern, so die Bischöfe der
acht reichsten Länder der Welt plus Russland. Thomas Winkel sprach mit Kardinal Karl
Lehmann, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz: "Wir sprechen zunächst
die Wichtigkeit der Konferenz selber an, appellieren, dass die Staatsschefs gerade
wenn sie so mächtig sind über sich hinausschauen können, auf die Nöte in der Welt.
Es geht zentral um Armutsbekämpfung und den Klimawandel." Dabei werden die
Bischöfe konkret und bestehen auf dem Verursacherprinzip: Jene Länder, die die meisten
Emissionen in die Luft setzen und davon die größten wirtschaftlichen Vorteile hatten,
sollen in Sachen Klimaschutz die höchsten Beiträge leisten. "Wir sagen in dem
Brief sehr klar, dass die Staaten, die hier zusammentreten, Wege finden müssen und
dass sie auch als Verursacher einfach mehr zur Kasse gebeten werden müssen." Die
bischöfliche Post an Präsidenten, Premierminister und Bundeskanzlerin umfasst drei
Seiten, in denen ein ganzes Bündel von Forderungen zur Sprache kommt, vor allem die
Bekämpfung der weltweiten Armut und im einzelnen eine bessere medizinische Versorgung,
mehr Bildung insbesondere für Mädchen und Frauen und eine, so wörtlich, „angemessene
Bekämpfung von HIV und AIDS“. In einem eigenen Absatz rufen die Kirchenmänner die
G8 dazu auf, die "menschliche Tragödie in Darfur in den Blick zu nehmen" und das schreckliche
Sterben dort zu beenden. Genügend schwere Themen also für die wenigen Gipfeltage.
Doch selbst wenn nicht alle Probleme gelöst werden sollten - für Kardinal Lehmann
wären auch Teilergebnisse in einigen Bereichen bereits ein Erfolg - und ein wichtiges
Zeichen dafür, dass der Gipfel nicht nur eine große Show ist. "Sonst sehe ich
auch die Gefahr, dass die sehr radikalen Globalisierungsgegner indirekt recht bekommen
könnten - außer Spesen nichts gewesen. Das darf nicht passieren. Ich denke, dass alle
sich dessen bewusst sind, Insofern muss es mindestens zu einigen nennenswerten Teilerfolgen
kommen."Bei ersten Ausschreitungen in Rostock sind gestern knapp 1000 Menschen
verletzt worden. Mindestens 125 Demonstranten sind in Haft. Das Antiglobalisierungs-Netzwerk
Attac distanzierte sich von den Gewalttätern. (kna 03.06.2007 gs)