„Genial zu sein, reicht
nicht.“ Ein großer Theologe müsse bescheiden sein und die Schwächen der Kirche genauso
wie seine eigenen anerkennen. Das sagte der Papst vor rund 50.000 Gläubigen auf dem
Petersplatz. Anlass für die nachdenklichen Worte war die Katechese über Tertullian,
„dem nordafrikanischen Schriftsteller, mit dem gegen Ende des zweiten Jahrhunderts
die christliche Literatur in lateinischer Sprache ihren Anfang nahm“. Der Papst
wörtlich: „Die Person und das Leben dieses wichtigen christlichen Lehrers haben
auch ihre Schattenseiten: Seine zu sehr auf sich selbst gestellte Suche nach der Wahrheit
und seine teilweise sehr harten Urteile über seine Mitchristen führten ihn in eine
fortschreitende Isolierung; er verließ schließlich die Gemeinschaft der Kirche und
gründete eine Sekte. Viele seiner Aussagen sind aber weiter von Bedeutung für das
Glaubensverständnis der Kirche. So stammt von ihm das bekannte Wort über das Zeugnis
der Märtyrer: Semen est sanguis christianorum; das Blut der Christen, die in Zeiten
der Verfolgung aus Liebe zu Gott den Tod erleiden, ist eine Saat, die aufgeht und
reiche Frucht bringt. In diesem Bild kommt auch die Hoffnung auf die Auferstehung
zum Ausdruck. Von großem Interesse für unsere Zeit ist schließlich die Überzeugung
Tertullians, dass die Seele des Menschen ,von Natur her christlich’ (naturaliter christiana)
ist. Der christliche Glaube und die Gnade Gottes stehen nicht nur nicht im Widerspruch
zu den menschlichen Werten, sondern führen diese zur Reifung und verleihen ihnen Festigkeit.“ Die
deutschsprachigen Pilger waren heute in der Mehrheit. Unter ihnen nicht nur zahlreiche
Pfarreiwallfahrten, sondern auch Chöre und Musikgruppen, die Aufstellung auf dem Petersplatz
genommen hatten. Der Papst: „Voll Freude begrüße ich die zahlreichen Pilger und
Besucher aus dem deutschen Sprachraum. Unter ihnen heiße ich besonders die Sänger
und Musiker aus dem Bamberger Dom und aus Traunstein willkommen, sowie die zahlreichen
Jugendlichen und Ministranten. Der Heilige Geist mache uns alle zu lebendigen Gliedern
der Kirche und zu mutigen Zeugen des Evangeliums. Euch allen wünsche ich einen gesegneten
Aufenthalt in Rom.“ (rv 30.05.2007 bp)