Der Koordinierungsrat
der Muslime (KRM) hat die Haltung der evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum
Islam heftig kritisiert. Die im November von der EKD vorgelegte Handreichung „Klarheit
und gute Nachbarschaft“ zum Verhältnis von Christentum und Islam sei ein Dokument
der Abgrenzung, das viel Vertrauen zerstört und die Scharfmacher auf beiden Seiten
gestärkt habe, heißt es in der gestern in Köln veröffentlichten Erklärung. Zugleich
betont der Rat, dass er weiter an einem Dialog interessiert sei, der von der gemeinsamen
Verantwortung für die Gesellschaft getragen werde. Papst Benedikt XVI. hatte das
EKD-Papier gewürdigt. Das hatte Ratspräsident Bischof Wolfgang Huber nach seiner Papstaudienz
Anfang Mai betont: „Der Papst hat ausdrücklich und nachdrücklich seinen Respekt
für die Handreichung der evangelischen Kirche in Deutschland zum Ausdruck gebracht.
Seinerseits hat er auch gesagt, dass wir mit dem Titel dieser Handreichung Klarheit
und gute Nachbarschaft genau den Ton getroffen hätten, der heute angezeigt sei.“ Die
Islamvertreter halten dagegen, die EKD betreibe „Angstmacherei“ und wolle aus Furcht
vor einem Verlust bestehender Privilegien ein „Stufenverhältnis“ zwischen den christlichen
und moslemischen Religionsgemeinschaften. Wörtlich heißt es: „Es werden permanent
bestehende Vorurteile und Klischees gegenüber den Muslimen ausgenutzt, um dann die
evangelische Kirche in ein positiveres Licht zu rücken.“ Huber dagegen war mit
dem Papst einer Meinung gewesen, „dass wie in anderen Situationen so auch im Dialog
mit dem Islam, es eine christliche Grundüberzeugung ist, dass Dialog und Mission sich
nicht ausschließen sondern zusammengehören. Und dass wir natürlich auch gegenüber
Muslimen in der Verpflichtung stehen, unser Bekenntnis zu Christus als unseren lebendigen
Herren und dem Sohn Gottes deutlich zu machen.“ Am Mittwoch nächster Woche
wollen sich nun Vertreter evangelischer und muslimischer Seite in der Mannheimer Moschee
zusammensetzen. Das Gespräch war für Anfang Februar geplant und vom Koordinierungsrat
verschoben worden. Dazu Bischof Huber: „Ich habe mit Respekt zur Kenntnis genommen,
dass die muslimischen Verbände unter sich einen Schritt weiter kommen wollten. Ich
gehe davon aus, dass bei dem Gespräch, das nun in der Hand der muslimischen Verbände
liegen wird, die Debatte über unsere Handreichung eine große Rolle spielen wird. Da
werden wir aufmerksam auf das hören, was die Muslime an kritischen Einwänden vorzubringen
haben. Dort wo sich herausstellt, dass wir etwas falsch gesehen oder missverständlich
dargestellt haben, werden wir gerne unsere Haltung überprüfen, aber in der Grundorientierung
beharrlich bleiben: Nämlich, dass der Dialog nur dann zukunftsfähig ist, wenn wir
uns auch den unbequemeren Fragen stellen und auch Differenzen deutlich benennen.“ Wolfgang
Huber hat „unsere Einladung zu dieser Aussprache angenommen“, erklärte gestern der
Sprecher des Koordinierungsrates, Ayyub Köhler. „Wir erwarten eine fruchtbare Diskussion.“ (rv/kna/pm
25.05.2007 bp)