Der Rolle der lateinischen
Sprache im Europa der Zukunft widmet sich ein zweitägiger Kongress, der morgen in
Rom beginn. Veranstaltet wird er vom päpstlichen Komitee für Geschichtswissenschaften
unter der Leitung des deutschen Priesters und Historikers Walter Brandmüller: „Wenn
die europäische Gesellschaft der Zukunft auf alles zu verzichten können glaubt, was
europäischer Geist seit 2000 Jahren an Ergebnissen hervorgebracht hat, kann sie auch
auf das Latein verzichten. Die bedeutendsten Werke sind ja in lateinischer Sprache
überliefert, und jeder der eine bescheidene Einsicht in wissenschaftliches Arbeiten
besitzt, wird bestätigen, dass die Arbeit mit Übersetzungen für eine wissenschaftliche
Auseinandersetzung nicht genügen kann, man muss auf die Originale zurückgreifen, wenn
man den Sinn eines Textes wirklich erfassen will.“ Die Referenten sprechen
unter anderem über das aktuelle Interesse Chinas am Latein-Studium, dem Latein in
der zeitgenössischen Sprache der Juristen und dem Potential neuer Medien wie Internet
und Computer beim Lateinunterricht. Am Samstag beschäftigt sich ein Runder Tisch mit
Strategien zur Förderung des Lateinischen. Brandmüller: „Das ist eine Frage,
wie weit für die Erziehung, Schule und Wissenschaft verantwortliche politische Gremien
sensibilisiert werden können, damit sie die Tragweite dieses Anliegens begreifen und
in ihrem politischen Handeln umsetzen. Eines ist sicher: dass auch unter vordergründigen
Gesichtpunkten betrachtet, Latein eine Schlüsselrolle spielen wird, wenn man an den
Unterricht in neolateinischen Sprachen denkt. Auch das Deutsche ist ohne eine lateinische
Grundlage nicht verständlich. Je mehr Schüler zunächst mit der Grundlage des Lateins,
mit Grammatik, Wortschatz und so weiter vertraut gemacht werden, desto leichter fällt
es ihnen, die davon abgeleiteten neuen Sprachen zu lernen.“ (rv 24.05.2007
gs)