2007-05-23 15:58:42

Türkei: Oehring, Anschlag kommt vielen „gelegen"


RealAudioMP3 Bei einem Bombenanschlag in der türkischen Hauptstadt Ankara sind gestern mindestens sechs Menschen getötet worden, mehr als 80 Menschen wurden verletzt. Die Explosion ereignete sich nach Polizeiangaben in dem belebten Stadtviertel Ulus in den frühen Abendstunden vor einem Einkaufszentrum, kurz vor Beginn eines offiziellen Abendessens für 500 Teilnehmer einer internationalen Waffenmesse. Nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen vermutet die Polizei kurdische Separatisten als Drahtzieher; Internetforen erwägen einen Selbstmordattentäter einer türkisch-kommunistisch-revolutionären Verbindung hinter dem Attentat.
Kurzum: Das wichtigste an dem Anschlag sind die Spekulationen, so der Leiter der Missio-Fachstelle für Menschenrechte, Otmar Oehring. „Ich denke, der Anschlag kommt vielen in der Türkei sehr gelegen. Es ist gestern von einem hochrangigen Mitglied des Generalstabs gesagt worden, dass man wohl davon ausgehen muss, dass der separatistische Terror im Hintergrund steht, und das ist natürlich durchaus auch eine gern gefundene Anschauung, weil man natürlich den Kurden gerade in diesen aufgewühlten Zeiten des Parlamentswahlkampfes alles in die Schuhe schiebt.“
Konstruktiver als alle Spekulationen, so Oehring, der in Ankara aufwuchs, sei der Hinweis auf ein besorgniserregendes Phänomen: „Der Nationalismus ist momentan ein ganz großes Problem in der Türkei, eine Gefahr auch für die Zukunft des Zusammenlebens in dem Vielvölkerstaat Türkei; man muss auch sagen, dass die Türkei nicht nur ein monolithischer Block von Türken ist, sondern es leben viele Völker dort, aber die Nationalisten versuchen dies stets so darzustellen, als ob das alles nur ,Türken’ wären, respektive dass nur Türken ein Lebensrecht in der Türkei hätten. Insofern kann man natürlich durchaus spekulieren, dass es bestimmte Gruppen gegeben hat, die Interesse an diesem Anschlag hatten, die nationalistische Gefühle in dieser Vorwahlkampfzeit bedienen wollen und alles, was uns jetzt momentan in den Medien berichtet wird, nicht unbedingt mit der Wahrheit zu tun hat.“
(rv 23.05.2007 sis)








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