Im Libanon haben sich Kämpfer der Organisation Fatah-al Islam und Regierungssoldaten
die schwersten Gefechte seit Jahren geliefert. Die Kämpfe waren gestern im Norden
des Landes ausgebrochen – bis in die Nacht kam es in Tripoli und dem benachbarten
palästinensischen Flüchtlingslager Nahr al-Bared stundenlang zu heftigen Schusswechseln.
Mindestens fünfzig Menschen kamen ums Leben; zahlreiche Zivilisten und Soldaten wurden
verletzt. Die Organisation Fatah al-Islam, die der Terrororganisation al-Quaida nahe
stehen soll, steht unter Verdacht, im Februar nahe Beirut in einer christlichen Gegend
für ein Bombenattentat verantwortlich zu sein. Auch gestern Abend wurde eine 63-jährige
Frau in einem christlichen Viertel in Beirut durch die Explosion einer Autobombe getötet.
Wir haben den maronitischem Bischof von Byblos, Beachara Rai, vor Ort erreichen können.
Er warnt vor falschen Schlüssen: „Es ist wichtig, dass alle islamischen
Instanzen des Libanon – sowohl religiöse als auch zivile - die Aktion der Fatah al-Islam
öffentlich verurteilt haben. Alle haben sich zu Gunsten der libanesischen Regierung
ausgesprochen und sich positiv gegenüber dem libanesischen Militär geäußert. Leider
wird Fatah al-Islam von manchen Ländern manipuliert: Länder, die die Stabilität im
Libanon verhindern möchten und sich gegen ein Strafgericht mit internationalen Richtlinien
wenden.“
So traurig es klingt, so der Bischof, aber im Libanon sei gerade
jetzt eine nationale Einheit zu spüren:
„Ja, sowohl von Seiten der westlichen
Gemeinschaft als auch von der arabisch-islamisch-und palästinensischen Seite. Alle
haben gemeinsam diese Verbrechen angeklagt und erklärt, dass Fatah al-Islam nichts
mit ihnen zu tun hat: Nicht mit den Palästinensern, nicht mit dem Islam ... und dass
man den Blick auf die Länder richten muss, die diese Gruppe manipulieren.“ (rv/spiegel
21.05.2007 sis)