Ureinwohner Lateinamerikas haben empört auf die Äußerungen Benedikts XVI. zur Kolonialzeit
reagiert. „Der Papst war sehr arrogant“, sagte der Vorsitzende eines Verbandes von
Amazonas-Völkern, Gesinaldo Satere Mawe, laut der Presseagentur AFP. Der Vorsitzender
eines Interessenverbandes der Ureinwohner im mexikanischen Oaxaca, Roberto Olivares,
nannte die Worte Benedikts „lächerlich“. Der Direktor der Organisation der Ureinwohner
Kolumbiens (ONIC), Luis Evelis Andrade, kritisierte, „dass die Kirche ihre Verantwortung
für die Vernichtung unserer Kultur und unserer Identität nicht anerkennt.“ Der
Papst hatte bei der Eröffnung der lateinamerikanischen Bischofsversammlung am Sonntag
im brasilianischen Aparecida gesagt, das Christentum sei den Urvölkern Lateinamerikas
nicht auferlegt worden. Vielmehr sei Christus der Retter gewesen, den sich die Indianer
im Stillen herbeigewünscht hätten. Das Wiederaufleben vorkolumbianischer Religionen
bezeichnete der Papst als einen "Rückschritt". Im Zuge der von der Kirche unterstützten
Kolonialisierung Südamerikas wurden Ureinwohner millionenfach versklavt, ermordet
oder durch eingeschleppte Krankheiten getötet. Papst Johannes Paul II. hatte unter
anderem in der Generalaudienz am 21. Oktober 1992 um Vergebung für die Rolle gebeten,
welche die europäischen Christen bei der Eroberung Amerikas gespielt hatten. (kipa
15.05.2007 bp)