Brasilien: Bischofstreffen klagt Ungerechtigkeiten an
Große Ungerechtigkeiten
in Lateinamerika hat der Präsident der Päpstlichen Kommission für den Kontinent, Kardinal
Giovanni Battista Re, angeprangert. Die sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten
schrien zum Himmel, so Re gestern im brasilianischen Aparecida bei den ersten Beratungen
der Generalkonferenz der Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik. Re beklagte außerdem
ein schnelles Anwachsen von Sekten und eine Erosion des katholischen kulturellen Nährbodens
in Lateinamerika. Die Kirche solle ihre eigene Identität stärken, die Würde jedes
einzelnen Menschen verteidigen sowie Familien und Arme unterstützen.
Ähnlich
argumentiert Bernd Klaschka, Geschäftsführer von Adveniat, dem Lateinamerika-Hilfswerk
der deutschen Bischöfe. Er nimmt an der dreiwöchigen Versammlung in Aparecida teil
und will dort besonders das Thema Solidarität einbringen: „Solidarität bezieht
sich da nicht nur auf den materiellen Aspekt; Solidarität in dem Sinne, dass zum Beispiel
Diözesen, die wirtschaftlich besser gestellt sind, Diözesen helfen, die wirtschaftlich
ärmer sind; Solidarität von Diözesen, in denen es viele Priester gibt, mit Diözesen,
in denen es weniger Priester gibt." Der Mehrwert liegt für Klaschka auf der
Hand. „Ich denke, eine solidarische Kirche kann auch stärkere Kräfte freisetzen
und dadurch auch stärker in die Wirklichkeit Lateinamerikas hineinwirken. Und die
ist eben auch gekennzeichnet von der Tatsache, dass sehr viele Menschen zu den Sekten
gegangen sind. Und wir müssen uns schon fragen, warum ist das geschehen, welche Ursachen
spielen dabei eine Rolle?“ Es brauche einen neuen missionarischen Geist, so
Klaschka, und gerade Adveniat versuche geistliche und soziale Initiativen miteinander
zu verbinden. „Wenn Papst Benedikt vom menschlichen Antlitz Gottes spricht,
muss ich also das göttliche Antlitz im Menschen zum Strahlen bringen, indem ich ihm
u.a. helfe, dass er seine göttliche Würde auch leben und verwirklichen kann. Dazu
gehören dann auch der soziale Aspekt, der spirituelle und der wirtschaftliche Aspekt.
Einem Ausgebeuteten und einem Menschen, dessen Menschenwürde mit Füßen getreten wird,
dem ist es nur schwer möglich, das menschliche Antlitz Gottes zum Strahlen zu bringen.
Insofern sehe ich viele Zusammenhänge zwischen dem Glaubensengagement, sprich der
Orthodoxie, und der Orthopraxie.“ (rv/kna 15.05.2007 bp)