Zu Beginn der Vesper in Aparcedia, richteteder Präsident der CELAM, Kardinal Francisco
Javier Errázuriz Ossa, Erzbischof von Santiago de Chile die ersten Grußworte an Papst
Benedikt XVI.:
Lieber Heiliger Vater, im Namen aller Anwesenden, Mitglieder
und Gäste dieser 5. Generalversammlung der Bischöfe von Lateinamerika und der Karibik,
aber auch im Namen aller Bischöfe, Priester und Diakone, Ordensleute, Geweihte und
Laien, die mit uns an diesem Nachmittag verbunden sind in ihren Häusern sowie in zahlreichen
Kirchen und Heiligtümern unseres Landes, möchte ich Ihnen, Heiliger Vater, ein überaus
herzliches und dankbares Willkommen sagen.
Diese so lang ersehnte Begegnung
mit Eurer Heiligkeit berührt uns sehr, hier an der Seite unserer lieben Frau von Aparecida,
in dieser heiligen Stadt, wahrhaft Hauptstadt der Geographie des Glaubens. Uns erfüllt
mit Dankbarkeit und Vertrauen das unaufhörliche Gebet unserer Kirche, das – mit Maria,
der Mutter Jesu – eine flehentliche Bitte ist für unsere Hirten und für all jene,
die mit ihnen zusammenarbeiten, wie auch für die ganze Kirche, um einen neuen Einbruch
des Heiligen Geistes, um ein neues Pfingsten.
Dieses Heiligtum ist gewachsen
als Frucht aus einem wundersamen Fischfang. Darum ruft es in uns die Erinnerung hervor
an die Berufung der ersten Jünger Jesu, am Ufer des Sees, und an den Glauben des Simon
Petrus, als er die Herausforderung seines Herrn und Meisters annahm, und in See stach,
um die Netze auszuwerfen und einen derartigen Überfluss an Fischen zu erhalten. An
diesem Ort der Gnade nun ist nicht der Fischfang die wundersame Begebenheit, sondern
die Entdeckung des Bildnisses unserer lieben Frau, verborgen und beschädigt im Wasser
des Flusses Paraìba.
Der Fluss, der die Geburt dieses Heiligtums bezeichnet,
ruft uns, im gleichen Moment, den Fluss des lebendigen Wassers beim Propheten Ezechiel
und in der Offenbarung des Johannes in Erinnerung; ein Fluss, der seine Quelle hat
am Thron Gottes und des Lammes, der Geist, der alle Dinge mit Leben erfüllt. Das Bild
unserer lieben Frau von Aparecida macht uns jene Kreatur bewusst, die ihre Seele für
das Wirken des Heiligen Geistes öffnet; der sie lehrt, im Magnificat die machtvollen
Werke der Barmherzigkeit und Weisheit Gottes zu besingen. Sie ist Quelle der Inspiration
für die ganze Kirche, die Jüngerin und Missionarin ist wie sie, die Magd des Herrn.
In allen ihren Heiligtümern rufen wir ihre Fürbitte an, um Leben im Überfluss zu haben
und zu geben.
Heiliger Vater, genau das ist es, was wir mehr wollen: dass
alle die Türen ihrer ganzen Existenz und ihres Durstes öffnen für diesen Fluss des
lebendigen Wassers, das erfüllt mit Jugendlichkeit, mit Frieden und mit dem neuen
Leben in Christus, damit das, was der Vater im Himmel auf diesem Kontinent der Hoffnung
ausgesät hat, reichliche und erstaunliche Frucht bringen möge, so wie es auch im Leben
der Jungfrau Maria und aller unserer Heiligen war.
Zusammen wollen wir vor
dem Nachfolger des Heiligen Petrus, und auch mit ihm unseren Eifer erneuern: zu Beginn
dieses Jahrhunderts die Netze auszuwerfen und dies im Namen des Herrn zu tun. Wir
tun dies im Vertrauen auf die Ernte eines überfließenden und wundersamen Fischfangs,
damit sie in unseren Völkern das Licht des Tages sehen, das Licht Christi, nicht nur
das gesegnete Abbild aus dem Fluss Paraíba, sondern auch die vielen verborgenen Gesichter,
untergegangen in der Traurigkeit, in der Verzweiflung oder unter dem Gewicht der zahlreichen
Ungerechtigkeiten; die Gesichter, in denen sich das Streben spiegelt, ein lebendiges
Abbild Jesu Christi zu sein, oder seiner heiligen Mutter… im Letzten schließlich,
ein Abbild der Heiligsten Dreifaltigkeit zu sein.
Heiliger Vater, im Bewusstsein,
dass Christus gekommen ist, kommt und kommen wird zu unserem Treffen, der uns beim
Namen ruft, uns dazu einlädt, seine Jünger zu sein, auch in uns den Willen erweckt,
in der Gemeinschaft der Kirche zu leben, ihn zu hören, ihm nachzufolgen, wollen wir
mit erneutem Eifer den missionarischen Auftrag annehmen, seinen Namen hinauszutragen,
den Armen das Evangelium zu bringen, den Blinden und Gefangenen die gute Botschaft
als Befreiung von den Sünden und ihren gravierenden Konsequenzen zu verkünden, als
Verheißung eines erfüllten Lebens, als Freude, Frieden und Hoffnung. Wir wollen immer
Hirten nach dem Herzen Jesu sein, damit sich die Herzen und die Sinne öffnen, die
Freuden und die Leiden, die Irrtümer und die Armseligkeiten, die Projekte und die
Kulturen auf den hin, der das Leben ist, die Wahrheit und das Leben für unsere Völker
und für die ganze Welt.
„Rede, Herr, denn dein Diener hört“, so war die Antwort
des Samuel, als er seinen Weg als Jünger und als Prophet des Herrn begann. Es ist
auch das, um was wir Gott in Demut bitten zu Beginn unserer Versammlung. Rede, Herr,
vor unseren Brüdern, im besonderen den Kleinsten; und sprich zu uns durch die Unruhen,
das Elend und durch den Hunger nach Brot, das herabgestiegen ist vom Himmel, in dieser
unseren Zeit. Sprich zu uns durch die Schriften, wenn wir auf Knien zu Füßen des Allerheiligsten
Sakramentes verharren. Sprich zu uns durch den Mund der Tradition der Kirche mit den
Freuden und Schmerzen, dem Vergessenen, dem Leben und den Aufgaben unserer Gemeinschaft,
dankbare Gaben deiner Gnade und deiner Liebe.
In dieser Stunde der Gnade, in
diesem Haus deiner Heiligen Mutter Aparecida, sprich zu uns, Herr, durch den Nachfolger
Petri, deiner Erscheinung in mitten deiner Kirche, der hier mit uns sein wollte, um
seinen Auftrag zu erfüllen, uns im Glauben zu stärken.
Sprich zu uns, Herr,
mit den Worten von Papst Benedikt XVI. Deine Jünger und dein Missionare hören dich.