2007-05-14 09:57:33

Brasilien: Papst beendet Reise - Unser Resümee


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. hat in Sao Paolo am Sonntag Abend seine Lateinamerika-Reise beendet. Das Sonntagnacht in Sao Paulo gestartetePapstflugzeug landete am Montagmittag gegen 12.30 Uhr auf dem
römischen Flughafen Ciampino. Von dort begab sich der Papst unmittelbar in seinen nahe gelegenen Landsitz Castelgandolfo, um sich zu erholen.
Verabschiedet wurde der Papst in Sao Paolo vom brasilianischen Vize-Präsidenten; in seiner Abschlußrede sprach Benedikt von "intensiven und unvergeßlichen Stunden", die er in Brasilien verbracht habe. Er bedankte sich für "den Enthusiasmus und die Frömmigkeit" der Lateinamerikaner, denen er begegnet sei. Der "Kontinent der Hoffnung" habe seinen Glauben an Christus und seine Liebe zum Papst unter Beweis gestellt.

Unser Korrespondent, Dominikanerpater Max Cappabianca, schickte uns aus Sao Paolo sein Resümee dieser Papstreise.

Es lief besser als gedacht, wird sich auch mancher im päpstlichen Gefolge gedacht haben, nachdem die Alitalia-Maschine den Flughafen von Sao Paulo verlassen hatte, um Benedikt XVI. wieder nach Hause zu fliegen. Aber galt dieses positive Resümee nicht schon für die erste Reise und die Begegnung Benedikts mit einer Million Jugendlichen beim Weltjugendtag in Köln oder noch viel mehr für seine schwierige Reise in die Türkei? Benedikt kommt auf seine Weise an – auch hier im temperamentvollen Brasilien, wo die Erinnerung an den charismatischen Papst Johannes Paul II. noch sehr lebendig ist.
Die Menschen in Brasilien empfingen den Papst herzlich – und dieser zeigte sich zugänglich und ließ sich immer wieder von der brasilianischen Fröhlichkeit anstecken. Gleichzeitig signalisierte Benedikt in seinen Ansprachen Festigkeit in der Sache – das vermittelte Sicherheit und ließ seine Wortmeldungen inmitten aller Verunsicherung zu einem Orientierungspunkt werden.
Spürbar war: dem Papst sind die Sorgen und Nöte der Menschen in Brasilien und ganz Lateinamerika nicht gleichgültig, gleichwohl er selber noch zu Beginn der Reise gesagt hatte, dass sein Pontifikat bisher eher von Problemen in anderen Teilen der Welt geprägt gewesen sei, wie zum Beispiel im Nahen Osten. In Sao Paulo und Aparecida wurde deutlich: Der Kontinent Lateinamerika – auf dem ein Drittel aller Katholiken weltweit leben – liegt dem Papst am Herzen. Benedikt ging daher differenziert auf die politischen, sozialen und wirtschaftlichen auf der einen Seite und auf die kirchlichen Probleme auf der anderen Seite ein.
Oppositionen vergangener Zeiten haben an Bedeutung verloren: Es geht in Lateinamerika nicht mehr um links oder rechts innerhalb der Kirche. Die Befreiungstheologie ist nicht mehr der vermeintliche Angstgegner konservativer Kreise der vatikanischen Kurie, wie gerne von manchen dargestellt, die Option für die Armen ist auch für den Benedikt XVI. in der Mitte des Glaubens angesiedelt.
Es geht um den Gottesglauben selbst: Und hier erscheint der ganz eigene Akzent des Theologenpapstes aus Deutschland: Nur wenn die Substanz des Glaubens gewahrt bleibt, hat die Kirche eine Zukunft. Sein Rezept ist daher nicht in erster Linie dieses oder jenes politische Programm, sondern die Rückbesinnung auf den Kern christlicher Existenz.
Nach dem Besuch Benedikts ist ebenso klar, dass der Kampf gegen das grassierende Sektenproblem keine Frage von Strategien ist, sondern von Glaubwürdigkeit: Die Bischöfe müssen ihre Aufgabe als Hirten und Lehrer des Glaubens wahrnehmen, das sakramentale Leben als Mitte kirchlichen Lebens schützen und die Laien dazu befähigen, Verantwortung zu übernehmen und lauter als vielleicht bisher ihre Stimme in der öffentlichen Wertedebatte zu erheben. Die Kirche muss den suchenden Menschen wirklich Heimat bieten und ihren missionarischen Charakter wiederentdecken.
Papst Benedikt bezog aber auch überraschend klar Stellung zu politischen Fragen, zur Umweltpolitik im Amazonasgebiet, zur Drogenproblematik, zur Notwendigkeit einer ethisch geleiteten Globalisierung und zum Demokratisierungsprozess in den von früheren Diktaturen geprägten Ländern.
Welche Wirkung wird die Reise haben? Es steht zu hoffen, dass bei der Versammlung in Aparecida die versammelten Bischöfe Lateinamerikas den Faden aufgreifen werden, einen innerlichen Reinigungsprozess der Kirche initiieren und die Kräfte bündeln, damit die Christen auf dem „Kontinent der Hoffnung und der Liebe“ der Kirche aus jener von Benedikt beschworenen geistlichen Mitte heraus neue Vitalität verleihen.
(rv 14.05.2007 mc)







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