Benedikt XVI. eröffnet Arbeiten von Bischofs-Gipfel
Papst Benedikt XVI.
hat am Sonntagabend mit einer Grundsatzrede die Fünfte Vollversammlung der Bischöfe
Lateinamerikas und der Karibik eröffnet. An der bis zum 31. Mai dauernden Konferenz
nehmen 170 Kardinäle und Bischöfe sowie 100 weitere Delegierte teil. Unser Korrespondent
Pater Max Cappabianca OP berichtet:
Die Schlichtheit der Feier stand in einem
eigenartigen Kontrast zur Bedeutung des Ereignisses. Zur Eröffnungssitzung der Vollversammlung
fuhr der Papst in einem schwarzen Mercedes vor, keine jubelnden Menschenmassen wie
am Morgen bei der Freiluftmesse, keine Runde mit dem „Papamobil“. Stattdessen ging
Benedikt auf kurzem Weg in einen schlichten Raum im Keller der Wallfahrtsbasilika.
Dort riefen die knapp 300 Delegierten in einer Vesperfeier den Beistand des Heiligen
Geistes auf die Konferenz herab:
Nur noch wenige sind hier, die auch schon
bei der vierten Konferenz 1992 in Santo Domingo in der Dominikanischen Republik dabei
waren. Jede Bischofskonferenz hatte aus den Reihen ihrer Bischöfe Delegierte gewählt,
dazu kommen Mitglieder der römischen Kurie, der Orden und kirchlichen Bewegungen und
einige Experten.
Groß war die Spannung, was der Papst in seiner Eröffnungsrede
sagen würde. Würde er endgültig der Befreiungstheologie den Garaus machen, wie von
manchen befürchtet? Würde er allein auf das Problem Abtreibung und Lebensschutz eingehen?
Wird der Ton ähnlich forsch werden wie gegenüber den brasilianischen Bischöfen am
Freitag Nachmittag in der Kathedrale von Sao Paolo? Würde er die großen sozialen,
politischen und wirtschaftlichen Probleme verschweigen?
Nichts von dem sollte
sich bewahrheiten! Papst Benedikt entwickelte vielmehr eine breite Vision, wie seines
Erachtens den aktuellen Herausforderungen der lateinamerikanischen Kirchen begegnet
werden kann. Die Antwort: Durch einen erneuerten Gottesglauben! Nur wer Gott nicht
ausschließt, kann wirklich zu einer gerechteren und sozialeren Gesellschaft beitragen.
Die „Option für die Armen“? Ja, weil sie zutiefst christologisch ist!
Für
Benedikt bedeutet an Gott glauben einen grundlegenden Perspektivwechsel. Seine Kritik
am Marxismus wie auch am Kapitalismus ist gleichermaßen hart: Immer wenn die innere
Moralität des Menschen ausgeblendet wird und was diese zuinnerst motiviert, gerät
die Menschheit auf die schiefe Bahn.
Was tut Not? Papst Benedikt XVI. setzt
auf die Familien, dem „wertvollsten Schatz“ der Länder Lateinamerikas. Er setzt auf
die Laien und ihre christliche Stimme im politischen Dialog. Er setzt auf die Vernunft,
die gründet im fleischgewordenen Wort Gottes. Er setzt auf die Jugend, die – so Benedikt
– keine Angst hat, Opfer zu bringen, die aber Angst hat vor einem Leben ohne Sinn.
Und er setzt vor allen Dingen auf den erneuerten Glauben an einen Gott, der die Liebe
ist und die Menschen von innen her erneuert.
Die Rede verrät ganz die Handschrift
Benedikts XVI. – die Worte des Papstes werden ganz sicher wesentlich die Fünfte Konferenz
der Bischöfe Lateinamerikas inspirieren und der Kirche neuen Elan in der Evangelisierung
dieses Kontinents zu verleihen. Einem Kontinent, der – so Benedikt – nicht nur der
Kontinent der Hoffnung, sondern auch der Kontinent der Liebe ist.
Dass die
Rede inhaltsschwer war, ist offenbar auch dem Papst aufgegangen, lud er doch selber
nach einer ersten längeren Passage zu einer Erholungspause mit Orgel ein…. (rv
13.05.2007 mc)