„Denkt über das Böse
nach, das ihr den Jugendlichen antut!“ Der Appell Papst Benedikts XVI. an die Drogendealer
war eindringlich. Am vierten Tag der Pastoralreise stand ein Besuch der „Fazenda de
Esperança“ auf dem Programm, einem Drogenhilfeprojekt, das von dem in Paderborn geborenen
Franziskanerpater „Frei Hans“ Stapel gegründet wurde. Unser Korrespondent Pater Max
Cappabianca berichtet: Strahlender Sonnenschein, eine traumhaft grüne Landschaft
und über 6000 Jugendliche empfingen begeistert Papst Benedikt XVI. hier in Guaratinguetá,
30 Kilometer von Aparecida entfernt in der ersten „Fazenda de Esperança“. Persönlich
hatte Benedikt diesen Besuch gewünscht, an dem Jugendliche aus den 43 Fazendas der
ganzen Welt teilnahmen – auch einige aus der deutschen Fazenda „Gut Neuhof“ in Berlin. Hart
ging der Papst mit denen ins Gericht, die Mitschuld am Drogenproblem tragen: „Deswegen
sage ich den Drogendealern, dass sie über das Böse nachdenken, das sie zahlreichen
Jugendlichen und Erwachsenen aus allen sozialen Schichten antun: Gott wird von ihnen
Rechenschaft fordern für das, was sie getan haben. Die menschliche Würde darf nicht
auf diese Weise mit Füßen getreten werden.“ Die Wiedereingliederung in die
Gesellschaft zeige ohne Zweifel die Wirksamkeit der Fazenda. Ebenso wichtig seien,
so Benedikt – und das verlange ebenso Aufmerksamkeit und bestätige die Gültigkeit
der Arbeit – die Bekehrungen, das Wiederfinden Gottes und die aktive Teilnahme am
Leben der Kirche. „Es reicht nicht, den Körper zu heilen, man muss die Seele
mit den kostbaren göttlichen Geschenken schmücken, die wir in der Taufe geschenkt
bekommen haben. Danken wir Gott, dass er so viele Seelen mit Hilfe des Sakraments
der Vergebung und der Eucharistiefeier auf den Weg einer erneuerten Hoffnung zurückgeführt
hat.“ Pantomimisch erzählten die Jugendlichen, wie die Droge ihr Leben zu zerstören
droht; und wie sie im Glauben Kraft für den Kampf gegen die Sucht gewinnen. Ein Mädchen
weinte gar beim Bericht aus ihrem Vorleben. Und der Papst: Er war sichtlich berührt
und umarmte sie und noch viele andere Jugendliche. Zuvor hatte Benedikt die dem
neuen Heiligen Galvao geweihte Kirche der Fazenda besucht. Dort waren Clarissen versammelt,
die in der Frauenfazenda arbeiten. Sein Appell an die Schwestern und die Eltern der
Drogenabhängigen: „Seid Verkündigerinnen der ,Hoffnung die nicht zugrunde gehen
lässt.’(Röm 5,5) Der Schmerz des Gekreuzigten, der die Seele Marias unter dem Kreuz
durchdrang, tröste die zahlreichen Herzen der Väter und Mütter, die aus Schmerz um
ihre noch drogenabhängigen Kinder weinen“. Theologisch tief entfaltete der
Papst, wie aus seiner Sicht Drogensucht, menschliche Freiheit und Gottes Heilswillen
zusammenhängen: „Als die Sünde in die Welt kam und mit ihr der Tod, verloren die
von Gott geliebten Geschöpfe trotz ihrer Verwundung nicht gänzlich ihre Schönheit.
Im Gegenteil, ihm wurde eine noch viel größere Liebe geschenkt. ,Glückliche Schuld,
die einen so großen Erlöser sah!’ – verkündet die Kirche in der geheimnisvollen und
lichtreichen Osternacht (Exultet). Es ist der auferstandene Herr, der die Wunden heilt
und die Söhne und Töchter Gottes rettet, der die Menschheit rettet vom Tod, von der
Sünde und der Knechtschaft der Leidenschaften.“ Der Appell an die Schwestern:
„Verkündigt mit dem hingebenden Schweigen des Gebets – einem beredten Schweigen,
das der Vater hört –; verkündet die Botschaft der Liebe, die den Schmerz, die Droge
und den Tod besiegt. Verkündet Jesus Christus, einem Mensch wie wir, der wie wir litt
und der unsere Sünden auf sich nahm, um uns von ihnen zu befreien.“ Eine gute
Stunde dauerte der Besuch im ganzen – vielleicht war es die glaubwürdigste Demonstration
dessen, was dem Papst am Herzen liegt: in seiner Enzyklika „Deus Caritas est“ und
in jedem Wort seiner Verkündigung. (rv 12.05.2007 mc)