Brasilien ist in absoluten – aber nicht prozentualen – Zahlen das Land mit den meisten
Katholiken der Welt. Rund 155 Millionen Menschen bekennen sich zur katholischen Kirche,
Tendenz: sinkend. Das Land leidet unter einem eklatanten Priestermangel. Ein Priester
betreut in Brasilien 7.500 Gläubige, zum Vergleich: In Italien kommen auf einen Priester
1.000 Gläubige. Viele Katholiken wandern aus diesem Grund zu christlichen Freikirchen
ab. Ebenfalls auffallend ist die Diskrepanz zwischen jungem Klerus und alten Bischöfen.
Brasiliens Bischofskonferenz hat rund 400 Mitglieder, sie ist damit die drittgrößte
der Welt nach Italien und den USA. Mit der Kategorisierung „fortschrittlich“ oder
„konservativ“ ist der Kirche in Brasilien nicht beizukommen, sagen Beobachter wie
der Theologe Fernando Altemeyer von der Katholischen Universität von Sao Paolo. Vielmehr
gebe es ein halbes Dutzend Strömungen, darunter einen tief verwurzelten Katholizismus,
der sich auf Volksbräuche und den Marienkult stützt – nicht unähnlich dem Katholizismus
in der bayerischen Heimat des Papstes. Die Befreiungstheologie hat in Brasilien Altemeyer
zufolge rund zehn Millionen Anhänger. Außerdem gibt es eine kleine, ultrakonservative
Minderheit, der zehn bis 20 Bischöfe nahe stehen. (rv / FAZ 10.05.2007 gs)