Zum ersten Mal in
der Kirchengeschichte hat Papst Benedikt XVI. einen Brasilianer heiliggesprochen.
Zu der Messe in Sao Paulo kamen am Freitag mehr als 500.000 Menschen zusammen. Brasilien
hatte den Tag zum Feiertag erklärt. Christen könnten der Welt Versöhnung bringen,
seien dazu aufgerufen, der Welt das Leben und die Liebe zu bringen, so Benedikt XVI
beim Gottesdienst in Sao Paolo. Der Papst appellierte auf dem Campo Marte sowohl an
den Glauben als auch an das gesellschaftliche Leben, betonte einmal mehr den Schutz
der Ehe. Zu beginn der Predigt versuchte Benedikt XVI. erneut, das Vorurteil der
Europazentriertheit zu zerstreuen: „Ich freue mich, das durch die Medien meine
Worte und meine Botschaften der Zuneigung in jedes Haus und in jedes Herz gelangen
können. Seid gewiss: Der Papst liebt euch, er liebt euch, weil Jesus Christus euch
liebt.“ Höhepunkt der Großmesse auf dem Stadtflughafen: die Heiligsprechung
von Frei Galvao. Man müsse für alles Gute danken, dass der Heilige Geist durch
den brasilianischen Franziskaner bewirkt habe. Er habe mit seiner steten Bereitschaft
zum Dienst am Volk uns Beispiel gegeben. Frei Galvao, so der Papst, war „gelobter
Ratgeber, brachte den Gemütern und den Familien Frieden und brachte vor allem zu den
Armen und Kranken Almosen. Er war ein sehr gesuchter Beichtvater, denn er war gewissenhaft,
weise und besonnen. So wie einer, der wahrhaft liebt und nicht will, dass der Geliebte
beleidigt wird; die Umkehr der Sünder war die große Leidenschaft unseres Heiligen.“ Die
Eucharistiefrömmigkeit Galvaos erlaubte es dem Papst, erneut die Eucharistie als Herzstück
der Kirche zu betrachten. „Das Leben der Kirche ist wesentlich eucharistisch.
Der Herr hat uns in seiner liebenden Vorsehung ein sichtbares Zeichen seiner Gegenwart
gelassen. … In der heiligen Eucharistie ist alles geistliche Gut der Kirche enthalten,
das heißt, Christus selbst ist unser Ostern, das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen
ist und vom Heiligen Geist belebt wurde, damit es den Menschen Leben schenkt. Dieses
barmherzige und unaussprechliche Zeichen der Liebe Gottes für die Menschheit nimmt
im Herz der Christen einen bevorzugten Platz ein.“ Auch das Beispiel Frei Galvaos
habe es gezeigt, die Gläubigen sollten sich auf den Empfang der Eucharistie besonders
vorbereiten. „Die Gläubigen ihrerseits müssen versuchen, das Heiligste Sakrament
mit Liebe und Hingabe zu empfangen und anzubeten, müssen den Herren gläubig empfangen
wollen, und sie sollen wissen, dass sie immer, wann es nötig ist, das Sakrament der
Versöhnung erstreben sollen, um die Seele von jeder schweren Schuld zu reinigen. …Mit
dem Herrn in der höchsten Gemeinschaft der Eucharistie vereint und mit ihm und unserem
Nächsten versöhnt, werden wir so Friedensbringer sein, Träger dieses Friedens, den
die Welt nicht geben kann. Können die Männer und Frauen dieser Welt den Frieden finden,
wenn sie nicht wissen, wie nötig es ist, sie mit Gott, mit dem nächsten und mit sich
selbst zu versöhnen? Nur wer mit Gott und sich selbst versöhnt sei, könne sich
mit anderen versöhnen. Nur so könnten sich die Christen und die Kirche den großen
aktuellen Herausforderungen stellen. Sie müssten buchstäblich ihr Leben geben, ob
sie nun zölibatär lebten oder verheiratet seien. Benedikt sprach von einer hedonistischen
Welt und betonte insbesondere den Schutz der Ehe: „Die Welt braucht Leben voll
Klarheit, eindeutige Seelen und reine Geister, die sich weigern, als bloßes Lustobjekt
betrachtet zu werden. Man muss Nein sagen zu jenen Medien, die die Heiligkeit der
Ehe und die voreheliche Jungfräulichkeit ins Lächerliche ziehen.“ Alle Herausforderungen
vertraute der Papst Maria an, sie sei „die beste Verteidigung gegen alle Übel, die
das moderne Leben quälen“; Marienverehrung sei die Garantie für „mütterlichen Schutz
in der Stunde der Versuchung“. (rv 11.05.2007 bp)