2007-05-10 09:26:06

Heute: Höflichkeitsbesuch des Papstes beim Präsidenten


Luiz Inácio Lula da Silva ist seit dem 1. Januar 2003 brasilianischer Präsident – 2006 wurde er im Amt bestätigt. Er wird in Brasilien kurz „Lula“ genannt – „Lula“, das heißt frei übersetzt soviel wie „echter Tintenfisch“. Den Spitznamen übernahm der Präsident später offiziell in seinem Namen.
Der 62-jährige wurde in arme Verhältnisse geboren. Mit 12 Jahren verließ er die Schule, um auf der Straße als Schuhputzer zu arbeiten und seine Familie finanziell zu unterstützen. Mit 14 Jahren verdiente er sein Geld in einer Fabrik und machte nebenbei einen Schulabschluss, später sein Abitur. In den sechziger Jahren zog „Lula“ schließlich mit seiner Familie nach São Paulo – dort begann seine Karriere als Gewerkschafter, nachdem er bei einem Arbeitsunfall einen Finger verloren hatte.
„Lula“ ist Gründungsmitglied der Arbeiterpartei, „Partido dos Trabalhadores“, kurz PT. Gegründet wurde die PT zu Zeiten der Militärdiktatur 1980 in São Paulo als Zusammenschluss von Gewerkschaftsmitgliedern. Der heutige Präsident führte die Partei, die sich aus befreiungstheologisch, ökologisch und links- orientierten Gruppen und Einzelpersonen zusammensetzte. Sozialismus oder demokratischer Sozialismus waren Konsens in der Partei, trotzkistische und kommunistische Strömungen nicht unüblich. Der fünfzackige rote Stern mit weißem Schriftzug ist ihr Erkennungsmerkmal – Parteianhänger werden kurz petistas genannt.
Papst wünscht brasilianischem Präsidenten „Lula“ Erfolg
Papst Johannes Paul II. wünschte dem brasilianischen Präsidenten am 10. Juni 2003 viel Erfolg bei seinem Programm für „mehr soziale Gerechtigkeit“. Der gläubige Katholik hatte dem Papst in einem Brief von seinem Vorhaben berichtet, eine Agrarreform in Brasilien in Angriff zu nehmen um dem Anliegen der „Landlosen“ entgegen zu kommen. Da die Kirche stets eine Agrarreform gefordert hatte, machte „Lula“ bei den Kirchenvertretern einen positiven Eindruck und galt als Zeichen des sozialen Neuanfangs. Im Laufe seiner Amtszeit zeigten sich die Bischöfe jedoch öfters enttäuscht über seine halbherzigen Sozialreformen. Der aus Österreich stammende Bischof Erwin Kräutler ist für die Gläubigen im Amazonasgebiet zuständig. Er beurteilt die Maßnahmen der Regierung als viel zu "zaghaft". Die notwendigen Schritte einer Landreform seien bislang ausgeblieben. Dazu komme, so der Amazonasbischof, dass "Lula" bisher einer Stellungnahme zur dramatischen Lage in Amazonien ausgewichen sei.
Papst Benedikt wird den brasilianischen Präsidenten am Donnerstag um 10.30 Uhr brasilianischer Zeit einen Höflichkeitsbesuch in São Paulo abstatten. (rv 09.05.2007 sis)







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