2007-05-09 13:47:11

Papst in Brasilien: 9. Mai. Alles auf einen Klick.


Der Papst und die Millionenbibel

Papst Benedikt XVI. erhält während seines Brasilien-Besuchs die 10-millionste Kinderbibel „Gott spricht zu seinen Kindern“, die im größten katholischen Land der Erde verteilt wird. Übergeben werde die Bibel am kommenden Samstag auf der „Fazenda da Esperança“, einer Farm für drogenabhängige Kinder und Jugendliche im Süden Brasiliens, durch die Vorsitzende von „Kirche in Not“ Deutschland, Antonia Willemsen, und den Präsidenten des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“, Monsignore Winfried Pilz. Das gaben beide Hilfswerke in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekannt.
(pm 09.05.2007 mg)

 
Fragen an den Korrespondenten: Was macht der Papst an seinem ersten Tag in Brasilien?

Papst Bento, wie er auf portugiesisch heißt, ist im Anflug auf Brasilien, genauer: Sao Paolo. Was ihn dort am ersten Tag erwartet? Unser Korrespondent vor Ort, P. Max Cappabianca, weiss es...

"Papst Benedikt wird an seinem ersten Tag noch nicht so viel unternehmen, der Flug dauert ja gute 12 Stunden. Am Flughafen Guarulhos wird er nach seiner Landung gegen 21.30 Uhr europäischer Zeit von Staatspräsident Luis Inacio "Lula" da Silva empfangen und seine erste Rede halten. Dann geht’s mit dem Hubschrauber weiter in die Stadt Sao Paolo selbst. Vom Stadtflughafen aus fährt Benedikt dann weiter mit dem Papamobil zum Benediktinerkloster Sao Bento. Es regnet zur Zeit in Sao Paolo, aber das wird die Gläubigen nicht davon halten, ihren Papst auf den Straßen willkommen zu heißen. Bevor er dann im Kloster zu Abend ißt, wird er noch einmal kurz auf dem Balkon des Klosters erscheinen und die Menge grüßen."

Wie ist die Stimmung in Brasilien?

"Ich würde sagen, zum einen eine gespannte Erwartung, zum anderen auch eine große Neugier. In den Hitcharts ist eine Papsthymne auf den oberen Plätzen, die Leute, vor allem die Jugendlichen, freuen sich. Dann sind sie aber auch gespannt, wie der deutsche Papst den temperamentvollen Latinos begegnen wird. Außerdem ist in vielen Ländern Lateinamerikas das Verhältnis von Staat und Kirche nicht ohne Reibereien – deswegen wollen die Menschen natürlich sehen, wie der Papst "Lula" begegnen wird. Nicht zu vergessen die viele sozialen Probleme und die Armut: Wie wird der Papst darauf eingehen? Aber das Wichtigste vielleicht ist: Für die Menschen hier ist der Papst ein Mann des Glaubens. Brasilien ist ein extrem religiöses Land, und daher erwarten die Menschen vor allen Dingen, dass der Papst Mut macht und ihren Glauben stärkt."
(rv)

 
Italien: Viel Glück, Heiliger Vater

 
Der Papst soll in Brasilien Werte wie Menschenwürde und Solidarität stärken. Das schreibt Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano in einem Grußwort an Benedikt XVI. Brasilien sei ein Land großen wirtschaftlichen Aufschwungs, aber voll von Widersprüchen, Armut und sozialer Ungleichheit. Der Papst könne den Menschen dort nicht nur Trost schenken, sondern auch Hoffnung und Vertrauen auf das Kommende. Napolitano dankte in seiner Botschaft dem Kirchenoberhaupt für dessen traditionelles Telegramm vor einer Pastoralreise ins Ausland. Benedikt hatte dem italienischen Volk darin geistliches, gesellschaftliches und soziales Wohlergehen gewünscht.
(rv/ansa 09.05.2007 bp)
 

 
Papst nach Brasilien abgereist

Papst Benedikt XVI. ist heute Morgen zu seiner Brasilienreise gestartet. Kurz nach 9.00 Uhr hob die Sondermaschine vom Flughafen Rom-Fiumicino in Richtung Brasilien ab. Dort wird der Papst gegen 21.30 Uhr Mitteleuropäischer Zeit erwartet. Zwei Jahre nach seinem Amtsantritt bereist der Papst damit erstmals ein lateinamerikanisches Land. Erste Station ist die Wirtschaftsmetropole São Paulo, wo Benedikt am Donnerstag mit Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva zusammenkommen will. Im Flugzeug sprach der Papst zu mitreisenden Journalisten:

„Wir fliegen zum Kontinent der Hoffnung. Zu dieser Begegnung mit Lateinamerika gehe ich voll großer Freude und Hoffnungen. Einer der Höhepunkte meiner Reise wird die Konferenz der lateinamerikanischen Bischöfe sein. Diese Zusammenkunft an sich hat vor allem religiöse Bedeutung. Doch der religiöse Auftrag der Kirche hat soll auch Bedingungen setzen für die notwendigen Lösungen der sozialen und politischen Probleme in Lateinamerika. Die Kirche als solches betreibt keine Politik. Wir respektieren die Laizität des Staates, doch die Kirche bietet die Bedingungen, unter denen eine gesunde Politik und die Lösung der sozialen Probleme heranreifen können. “

Ein weiterer Höhepunkt der Reise ist für den Papst die Heiligsprechung von Frei Galvao (1739-1822) am Freitag. Sie sei ein „Geschenk für Brasilien“. Der Franziskaner habe Versöhnung und Frieden nach Brasilien gebracht. Auf „Fazenda de Esperenza“ werde er Jugendliche aus den Randgruppen der Gesellschaft treffen, so der Papst, die dort durch die „Frohe Botschaft“ neues Leben erhielten.

Auf Nachfrage betonte das Kirchenoberhaupt, wie sehr im sein Gastgeber-Kontinent am Herzen läge:
„Ich liebe Lateinamerika. Ich war schon oft dort und habe viele Freunde in Lateinamerika. Ich weiß auch, wie groß die Probleme auf diesem Kontinent sind. Auf der anderen Seite weiß ich auch, dass dieser Kontinent sehr reich ist. In den vergangenen Wochen hatte die schwierige Situation im Nahen Osten absolute Priorität. Das gilt auch für das Leid in Afrika. Doch deswegen sorge ich mich nicht weniger um Lateinamerika oder liebe es weniger. Es ist der größte katholische Kontinent, und deshalb trägt der Papst auch die größte Verantwortung für Lateinamerika.“
(rv 09.05.2007 mg/bp)

Erzbischof von Sao Paolo: "Menschen im Glauben stärken"

 
Odilo Scherer ist der neu ernannte Erzbischof von Sao Paolo; zugleich ist er Sekretär der V. Konferenz des Lateinamerikanischen Episkopats und der Karibik. P. Max Cappabianca OP sprach in Sao Paolo mit dem deutschstämmigen Erzbischof Scherer.

Der deutsche Papst kommt nach Brasilien. Wie erwarten die Menschen Benedikt XVI.?

"Mit großer Freude, aber natürlich mit Erwartung auch auf das, was der Heilige Vater sagen wird. Wir freuen uns auf den Besuch des Heiligen Vaters, auf seine Ansprache, auf seine Predigt in der Heiligen Messe. Ich bin überzeugt, dass das sehr wichtig sein wird für unser Volk. Der Heilige Vater hat das Amt, die Brüder im Glauben zu stärken. Das erwarten wir vom Besuch des Heiligen Vaters."

Was ist zur Zeit die größte Herausforderung für die Kirche?

"Die große Herausforderung ist vielleicht, die Leute neu zum Glauben und zum kirchlichen Leben zu ermuntern, damit die Leute mit Freude den Glauben leben und auch weitergeben. Und den Glauben und die Hoffnung im gesellschaftlichen Leben weitergeben, indem sie teilnehmen an dem, was die Gesellschaft angeht, aber als gläubige Menschen – und zwar als gläubige Menschen und als fröhliche Menschen mithelfen, die Gesellschaft aufzubauen mit neuen, christlichen Werten, Diese Werte helfen unsern Leuten, unserer Gesellschaft unsern Völkern, besser zu leben."

(mc 09.04.2007 mc)


Brasilien: Kardinal Hummes, „Glauben stärken“

Nicht weniger als ein „kontinentweiter Missionsplan“ soll das Ergebnis des Brasilienbesuchs von Papst Benedikt XVI. sein. Das erwartet der Präfekt der vatikanischen Klerus-Kongregation, der aus Brasilien stammende Kardinal Claudio Hummes. Denn ausgerechnet in Lateinamerika, wo die Hälfte der insgesamt über eine Milliarde Katholiken lebt, hat die katholische Kirche auch mit Problemen wie Mitgliederverlusten zu rechnen.

„Ich denke, dass die Reise ein grundlegender Moment für die katholische Kirche in Lateinamerika sein wird. Die katholische Kirche kann auf diesem Kontinent einen wichtigen Beitrag leisten für die Weiterentwicklung der Gesellschaften. Die Konferenz der Bischöfe kann dabei ein wichtiger Impuls für all diese wichtigen Aspekte sein. In Südamerika muss vor allem der Glaube gestärkt werden. Denn mittlerweile bezeichnen sich nur noch 70 Prozent der Südamerikaner als Katholiken.“

Vor allem Brasilien steht für diese Entwicklung. Zwar leben über 135 Millionen Katholiken in Brasilien; soviele Katholiken leben in keinem anderen Staat der Welt. Doch ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung des größten südamerikanischen Landes sank in den letzten 20 Jahren um rund 15 Prozent. Ein Abwärtstrend, der erst vor kurzem leicht abgebremst hat.

„Doch hinzu kommt noch, dass ein Teil der Katholiken hier einen „schwachen“ Glauben hat. Daher denke ich, dass der Papst von uns ein Nachdenken erwartet, wie wir den Glauben wieder stärken können. Der Glaube soll wieder etwas Persönliches werden und Wurzeln haben, damit kann man dann auch kohärent im Leben sein.“
(rv 09.05.2007 mg)


Lateinamerika: Kardinal, „Zweite Kolonialisierung“

Lateinamerika rüstet sich für den 20. Besuch eines Papstes auf dem Subkontinent. Benedikt XVI. wird im brasilianischen Aparecida am Wochenende die Generalkonferenz der Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik eröffnen. Organisiert wird die Konferenz vom lateinamerikanischen Bischofsrat CELAM; sie will damit auf die sozialen, kulturellen und religiösen Veränderungen der vergangen Jahrzehnte eingehen, erklärt der Präsident der CELAM, Kardinal Francisco Javier Errázuriz Ossa.
„Nach dem Konzil hat man bei vielen Gruppen in Lateinamerika eine Radikalisierung festgestellt, manchmal war das direkt revolutionär - auch unter sehr wichtigen christlichen Gemeinschaften. Man könnte daraus die Lehre ziehen, dass es an der notwendigen Ausbildung fehlte und die innere Stärke der Kirche sich nicht in vielen Herzen breit gemacht hatte.“
Die Rolle des Laien sei in der Vergangenheit stark unterschätzt worden, auch die entsprechende Ausbildung habe nicht stattgefunden. Das bekomme der Subkontinent jetzt zu spüren, so Ossa.
„Man darf die genaue Rolle des Laien aber nicht vergessen: Er ist dazu berufen und bestimmt, die Gesellschaft zu verändern. Die Zahl der gläubigen Laien in der Politik - konsequent und engagiert - entspricht nicht der christlichen Bevölkerungsmehrheit in den Ländern Lateinamerikas.“
Gerade in Notzeiten habe die Kirche unter Beweis gestellt, dass sie lebendig sei und ihre Aufgaben in der Gesellschaft ernst nehme, so der CELAM-Präsident, in Personalunion einer der Präsidenten der Generalkonferenz. Besonders unter den Jugendlichen herrsche Aufbruchstimung.
„Wir müssen alles dafür tun, dass sie auch finden, was sie suchen.“
Die Gesellschaft Lateinamerikas ist laut dem 73-jährigen Kardinal 200 Jahre nach der Unabhängigkeit allerdings von einer „zweiten Kolonialisierung“ bedroht:
„Unsere Länder stehen heute vor dem Risiko, von vielen typischen Merkmalen der zeitgenössischen europäischen Gesellschaften verseucht zu werden. Nicht nur von europäischen, von Gesellschaften, die im kulturellen Verfall leben und nichts gemeinsam haben mit dem spirituellen Erbe Europas oder anderer Gesellschaften und Kulturen. Wenn Spanien zum Beispiel eine Bildungsreform durchführt, dann kommt die wenig später auch in Lateinamerika. Einfach so, weil die anderen es so machen. Ich könnte viele Beispiele nennen. Was in Europa oder anderswo aktuell ist, wird ohne Rücksicht auf Kontext, Werte und lokale Bedürfnisse übertragen. In meinem Land zum Beispiel mussten wir einige Schulbücher zurückziehen, deren Texte einfach ohne jede Kritik übersetzt worden waren, unsere Traditionen und Werte aber mit Füßen traten.“
Kirchenvertreter wie Errázuriz Ossa plädieren dagegen für eine Besinnung auf die eigenen Stärken:
„Wir sagen: Man muss sich seiner eigenen kulturellen Identität bewusst werden und sie auch verteidigen; nicht um sich abzuschotten, sondern vielmehr , um sich einem authentischen interkulturellen Dialog zu stellen.“
(rv 08.05.2007 bp)








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