Papst in Brasilien: 9. Mai. Alles auf einen Klick.
Der Papst und die Millionenbibel
Papst Benedikt XVI. erhält während
seines Brasilien-Besuchs die 10-millionste Kinderbibel „Gott spricht zu seinen Kindern“,
die im größten katholischen Land der Erde verteilt wird. Übergeben werde die Bibel
am kommenden Samstag auf der „Fazenda da Esperança“, einer Farm für drogenabhängige
Kinder und Jugendliche im Süden Brasiliens, durch die Vorsitzende von „Kirche in Not“
Deutschland, Antonia Willemsen, und den Präsidenten des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“,
Monsignore Winfried Pilz. Das gaben beide Hilfswerke in einer gemeinsamen Pressemitteilung
bekannt. (pm 09.05.2007 mg)
Fragen an den Korrespondenten:
Was macht der Papst an seinem ersten Tag in Brasilien?
Papst Bento, wie
er auf portugiesisch heißt, ist im Anflug auf Brasilien, genauer: Sao Paolo. Was ihn
dort am ersten Tag erwartet? Unser Korrespondent vor Ort, P. Max Cappabianca, weiss
es...
"Papst Benedikt wird an seinem ersten Tag noch nicht so viel unternehmen,
der Flug dauert ja gute 12 Stunden. Am Flughafen Guarulhos wird er nach seiner Landung
gegen 21.30 Uhr europäischer Zeit von Staatspräsident Luis Inacio "Lula" da Silva
empfangen und seine erste Rede halten. Dann geht’s mit dem Hubschrauber weiter in
die Stadt Sao Paolo selbst. Vom Stadtflughafen aus fährt Benedikt dann weiter mit
dem Papamobil zum Benediktinerkloster Sao Bento. Es regnet zur Zeit in Sao Paolo,
aber das wird die Gläubigen nicht davon halten, ihren Papst auf den Straßen willkommen
zu heißen. Bevor er dann im Kloster zu Abend ißt, wird er noch einmal kurz auf dem
Balkon des Klosters erscheinen und die Menge grüßen."
Wie ist die Stimmung
in Brasilien?
"Ich würde sagen, zum einen eine gespannte Erwartung, zum anderen
auch eine große Neugier. In den Hitcharts ist eine Papsthymne auf den oberen Plätzen,
die Leute, vor allem die Jugendlichen, freuen sich. Dann sind sie aber auch gespannt,
wie der deutsche Papst den temperamentvollen Latinos begegnen wird. Außerdem ist in
vielen Ländern Lateinamerikas das Verhältnis von Staat und Kirche nicht ohne Reibereien
– deswegen wollen die Menschen natürlich sehen, wie der Papst "Lula" begegnen wird.
Nicht zu vergessen die viele sozialen Probleme und die Armut: Wie wird der Papst darauf
eingehen? Aber das Wichtigste vielleicht ist: Für die Menschen hier ist der Papst
ein Mann des Glaubens. Brasilien ist ein extrem religiöses Land, und daher erwarten
die Menschen vor allen Dingen, dass der Papst Mut macht und ihren Glauben stärkt." (rv)
Italien:
Viel Glück, Heiliger Vater
Der Papst soll in Brasilien
Werte wie Menschenwürde und Solidarität stärken. Das schreibt Italiens Staatspräsident
Giorgio Napolitano in einem Grußwort an Benedikt XVI. Brasilien sei ein Land großen
wirtschaftlichen Aufschwungs, aber voll von Widersprüchen, Armut und sozialer Ungleichheit.
Der Papst könne den Menschen dort nicht nur Trost schenken, sondern auch Hoffnung
und Vertrauen auf das Kommende. Napolitano dankte in seiner Botschaft dem Kirchenoberhaupt
für dessen traditionelles Telegramm vor einer Pastoralreise ins Ausland. Benedikt
hatte dem italienischen Volk darin geistliches, gesellschaftliches und soziales Wohlergehen
gewünscht. (rv/ansa 09.05.2007 bp)
Papst
nach Brasilien abgereist
Papst Benedikt XVI. ist heute Morgen zu seiner
Brasilienreise gestartet. Kurz nach 9.00 Uhr hob die Sondermaschine vom Flughafen
Rom-Fiumicino in Richtung Brasilien ab. Dort wird der Papst gegen 21.30 Uhr Mitteleuropäischer
Zeit erwartet. Zwei Jahre nach seinem Amtsantritt bereist der Papst damit erstmals
ein lateinamerikanisches Land. Erste Station ist die Wirtschaftsmetropole São Paulo,
wo Benedikt am Donnerstag mit Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva zusammenkommen
will. Im Flugzeug sprach der Papst zu mitreisenden Journalisten:
„Wir fliegen
zum Kontinent der Hoffnung. Zu dieser Begegnung mit Lateinamerika gehe ich voll großer
Freude und Hoffnungen. Einer der Höhepunkte meiner Reise wird die Konferenz der lateinamerikanischen
Bischöfe sein. Diese Zusammenkunft an sich hat vor allem religiöse Bedeutung. Doch
der religiöse Auftrag der Kirche hat soll auch Bedingungen setzen für die notwendigen
Lösungen der sozialen und politischen Probleme in Lateinamerika. Die Kirche als solches
betreibt keine Politik. Wir respektieren die Laizität des Staates, doch die Kirche
bietet die Bedingungen, unter denen eine gesunde Politik und die Lösung der sozialen
Probleme heranreifen können. “
Ein weiterer Höhepunkt der Reise ist für den
Papst die Heiligsprechung von Frei Galvao (1739-1822) am Freitag. Sie sei ein „Geschenk
für Brasilien“. Der Franziskaner habe Versöhnung und Frieden nach Brasilien gebracht.
Auf „Fazenda de Esperenza“ werde er Jugendliche aus den Randgruppen der Gesellschaft
treffen, so der Papst, die dort durch die „Frohe Botschaft“ neues Leben erhielten.
Auf
Nachfrage betonte das Kirchenoberhaupt, wie sehr im sein Gastgeber-Kontinent am Herzen
läge: „Ich liebe Lateinamerika. Ich war schon oft dort und habe viele Freunde
in Lateinamerika. Ich weiß auch, wie groß die Probleme auf diesem Kontinent sind.
Auf der anderen Seite weiß ich auch, dass dieser Kontinent sehr reich ist. In den
vergangenen Wochen hatte die schwierige Situation im Nahen Osten absolute Priorität.
Das gilt auch für das Leid in Afrika. Doch deswegen sorge ich mich nicht weniger um
Lateinamerika oder liebe es weniger. Es ist der größte katholische Kontinent, und
deshalb trägt der Papst auch die größte Verantwortung für Lateinamerika.“ (rv 09.05.2007
mg/bp)
Erzbischof von Sao Paolo: "Menschen im Glauben stärken"
Odilo
Scherer ist der neu ernannte Erzbischof von Sao Paolo; zugleich ist er Sekretär der
V. Konferenz des Lateinamerikanischen Episkopats und der Karibik. P. Max Cappabianca
OP sprach in Sao Paolo mit dem deutschstämmigen Erzbischof Scherer.
Der deutsche
Papst kommt nach Brasilien. Wie erwarten die Menschen Benedikt XVI.?
"Mit großer
Freude, aber natürlich mit Erwartung auch auf das, was der Heilige Vater sagen wird.
Wir freuen uns auf den Besuch des Heiligen Vaters, auf seine Ansprache, auf seine
Predigt in der Heiligen Messe. Ich bin überzeugt, dass das sehr wichtig sein wird
für unser Volk. Der Heilige Vater hat das Amt, die Brüder im Glauben zu stärken. Das
erwarten wir vom Besuch des Heiligen Vaters."
Was ist zur Zeit die größte
Herausforderung für die Kirche?
"Die große Herausforderung ist vielleicht,
die Leute neu zum Glauben und zum kirchlichen Leben zu ermuntern, damit die Leute
mit Freude den Glauben leben und auch weitergeben. Und den Glauben und die Hoffnung
im gesellschaftlichen Leben weitergeben, indem sie teilnehmen an dem, was die Gesellschaft
angeht, aber als gläubige Menschen – und zwar als gläubige Menschen und als fröhliche
Menschen mithelfen, die Gesellschaft aufzubauen mit neuen, christlichen Werten, Diese
Werte helfen unsern Leuten, unserer Gesellschaft unsern Völkern, besser zu leben."
(mc
09.04.2007 mc)
Brasilien: Kardinal Hummes, „Glauben stärken“
Nicht
weniger als ein „kontinentweiter Missionsplan“ soll das Ergebnis des Brasilienbesuchs
von Papst Benedikt XVI. sein. Das erwartet der Präfekt der vatikanischen Klerus-Kongregation,
der aus Brasilien stammende Kardinal Claudio Hummes. Denn ausgerechnet in Lateinamerika,
wo die Hälfte der insgesamt über eine Milliarde Katholiken lebt, hat die katholische
Kirche auch mit Problemen wie Mitgliederverlusten zu rechnen.
„Ich denke, dass
die Reise ein grundlegender Moment für die katholische Kirche in Lateinamerika sein
wird. Die katholische Kirche kann auf diesem Kontinent einen wichtigen Beitrag leisten
für die Weiterentwicklung der Gesellschaften. Die Konferenz der Bischöfe kann dabei
ein wichtiger Impuls für all diese wichtigen Aspekte sein. In Südamerika muss vor
allem der Glaube gestärkt werden. Denn mittlerweile bezeichnen sich nur noch 70 Prozent
der Südamerikaner als Katholiken.“
Vor allem Brasilien steht für diese Entwicklung.
Zwar leben über 135 Millionen Katholiken in Brasilien; soviele Katholiken leben in
keinem anderen Staat der Welt. Doch ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung des größten
südamerikanischen Landes sank in den letzten 20 Jahren um rund 15 Prozent. Ein Abwärtstrend,
der erst vor kurzem leicht abgebremst hat.
„Doch hinzu kommt noch, dass ein
Teil der Katholiken hier einen „schwachen“ Glauben hat. Daher denke ich, dass der
Papst von uns ein Nachdenken erwartet, wie wir den Glauben wieder stärken können.
Der Glaube soll wieder etwas Persönliches werden und Wurzeln haben, damit kann man
dann auch kohärent im Leben sein.“ (rv 09.05.2007 mg)
Lateinamerika:
Kardinal, „Zweite Kolonialisierung“
Lateinamerika rüstet sich für den 20.
Besuch eines Papstes auf dem Subkontinent. Benedikt XVI. wird im brasilianischen Aparecida
am Wochenende die Generalkonferenz der Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik eröffnen.
Organisiert wird die Konferenz vom lateinamerikanischen Bischofsrat CELAM; sie will
damit auf die sozialen, kulturellen und religiösen Veränderungen der vergangen Jahrzehnte
eingehen, erklärt der Präsident der CELAM, Kardinal Francisco Javier Errázuriz Ossa. „Nach
dem Konzil hat man bei vielen Gruppen in Lateinamerika eine Radikalisierung festgestellt,
manchmal war das direkt revolutionär - auch unter sehr wichtigen christlichen Gemeinschaften.
Man könnte daraus die Lehre ziehen, dass es an der notwendigen Ausbildung fehlte und
die innere Stärke der Kirche sich nicht in vielen Herzen breit gemacht hatte.“ Die
Rolle des Laien sei in der Vergangenheit stark unterschätzt worden, auch die entsprechende
Ausbildung habe nicht stattgefunden. Das bekomme der Subkontinent jetzt zu spüren,
so Ossa. „Man darf die genaue Rolle des Laien aber nicht vergessen: Er ist dazu
berufen und bestimmt, die Gesellschaft zu verändern. Die Zahl der gläubigen Laien
in der Politik - konsequent und engagiert - entspricht nicht der christlichen Bevölkerungsmehrheit
in den Ländern Lateinamerikas.“ Gerade in Notzeiten habe die Kirche unter Beweis
gestellt, dass sie lebendig sei und ihre Aufgaben in der Gesellschaft ernst nehme,
so der CELAM-Präsident, in Personalunion einer der Präsidenten der Generalkonferenz.
Besonders unter den Jugendlichen herrsche Aufbruchstimung. „Wir müssen alles dafür
tun, dass sie auch finden, was sie suchen.“ Die Gesellschaft Lateinamerikas ist
laut dem 73-jährigen Kardinal 200 Jahre nach der Unabhängigkeit allerdings von einer
„zweiten Kolonialisierung“ bedroht: „Unsere Länder stehen heute vor dem Risiko,
von vielen typischen Merkmalen der zeitgenössischen europäischen Gesellschaften verseucht
zu werden. Nicht nur von europäischen, von Gesellschaften, die im kulturellen Verfall
leben und nichts gemeinsam haben mit dem spirituellen Erbe Europas oder anderer Gesellschaften
und Kulturen. Wenn Spanien zum Beispiel eine Bildungsreform durchführt, dann kommt
die wenig später auch in Lateinamerika. Einfach so, weil die anderen es so machen.
Ich könnte viele Beispiele nennen. Was in Europa oder anderswo aktuell ist, wird ohne
Rücksicht auf Kontext, Werte und lokale Bedürfnisse übertragen. In meinem Land zum
Beispiel mussten wir einige Schulbücher zurückziehen, deren Texte einfach ohne jede
Kritik übersetzt worden waren, unsere Traditionen und Werte aber mit Füßen traten.“ Kirchenvertreter
wie Errázuriz Ossa plädieren dagegen für eine Besinnung auf die eigenen Stärken: „Wir
sagen: Man muss sich seiner eigenen kulturellen Identität bewusst werden und sie auch
verteidigen; nicht um sich abzuschotten, sondern vielmehr , um sich einem authentischen
interkulturellen Dialog zu stellen.“ (rv 08.05.2007 bp)