Die Kirche ist Zeugin der Liebe Gottes, sie trägt so zu Frieden und Gerechtigkeit
in der Gesellschaft bei: Gleich in der ersten Ansprache der Pastoralreise hat Papst
Benedikt XVI. eine in Kontinuität zu seiner bisherigen Verkündigung stehenden Grundton
angeschlagen. Brasilien sei ein mehrheitlich katholisches Land und habe ein reiches
kirchliches Potential, so Benedikt. Deswegen komme den Katholiken eine besondere Rolle
zu für die kirchliche Erneuerung in Lateinamerika und im Dienst für das Gemeinwohl.
Offenbar ist der Papst davon überzeugt, dass ein solcher Beitrag nur dann möglich
ist, wenn die Gläubigen um ihre Identität wissen und die Kirche wieder missionarischer
wird. Es ist abzusehen, dass Benedikt auf diese beiden Aspekte – die Identität im
Glauben und den missionarischen Geist – einen besonderen Akzent setzen wird, denn
er ist davon überzeugt, dass nur so soziale Gerechtigkeit und Frieden verwirklicht
werden können.
Deutlich wurde in jedem Fall, dass der Papst auch bei dieser
Reise auf die fundamentalen moralischen Werte hinweisen will, damit die Bürger „bewusst
und frei entscheiden“ können: Ein Appell an das Gewissen, die Freiheit und die Vernunft
der Menschen. Insofern war die Rede politisch – denn in Lateinamerika bröckelt der
gesellschaftliche Konsens auch in fundamentalen Fragen wie Lebensschutz und Familie.
Der brasilianische Präsident Inacio Lula da Silva stellte sich in seiner Rede
auf die Seite des Papstes und unterstrich den gemeinsamen Einsatz im Kampf gegen die
Armut weltweit und für den Schutz der Familie. Kritische oder gar polemische Töne
fehlten. (rv 09.05.2007 mc)