Naher Osten: Steinmeier, „Ruht ein wenig aus und rastet“
Wenn Politiker durch den Nahen Osten reisen, dann besuchen sie normalerweise Tel Aviv,
Jerusalem und vielleicht Ramallah. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier
hat das bisher auch so gemacht – an diesem Wochenende wich er aber von der üblichen
Route ab: Zwischen politischen Gesprächen und Hintergrundinformationen besuchte der
Minister mit seiner Delegation die Bethlehemer Geburtskirche, die Brotvermehrungskirche
in Tabgha sowie die Ausgrabungen von Kapharnaum, der Stadt Jesu am See Genesareth.
Den Sonntagnachmittag schloss er mit einer Bootstour auf dem See ab, bei der er sich
unter anderem über die prekäre Wassersituation in der Region informieren ließ. An
den biblischen Orten nahm sich der bekennende evangelische Christ Steinmeier viel
Zeit und ließ sich Kirchen und Ausgrabungen ausführlich erklären. Im Gespräch mit
Radio Vatikan bedauerte er, dass die Religionen im Heiligen Land auch Auslöser von
Konflikten seien - aber:
„Auf der anderen Seite ist dies eine Region, in
der traditionell mehrere Religionen miteinander gelebt haben, und dieser Ort hier
am See ist ein Kreuzungspunkt für viele Völker und Religionen. Und deshalb ist das
ein Punkt, zu dem wir eigentlich zurückmüssen. Überzeugt hat mich der Grundsatz, nach
dem hier gelebt wird: „Ruht ein wenig aus und rastet.“ Das ist ein Grundsatz, den
man all denjenigen zurufen möchte, die bei viel zu vielen internationalen Konflikten
an der Eskalation beteiligt sind.“
Der SPD-Politiker
lobte in diesem Zusammenhang die Arbeit der christlichen Institutionen im Heiligen
Land: Vor allem in den christlichen Schulen werde das friedliche Miteinander von Christen
und Muslimen vorbildlich gelebt. Enthusiastisch ist Steinmeier dennoch nicht: Der
Weg zu Frieden ist seiner Ansicht nach noch weit. Gerade darum sei aber der christliche
Glaube eine Triebfeder für politisches Handeln:
„Zu wissen, dass auch für
unser Geschäft ein wenig christliche Zuversicht notwendig ist – und sich dieser Tatsache
an so einem Ort zu vergewissern, ist schon wichtig.“ (rv 07.05.2007 gf)