2007-05-07 13:59:39

Frankreich: Sarkozy und die Kirche


Mit deutlicher Mehrheit hat Nicolas Sarkozy die französischen Präsidentschaftswahlen gewonnen. Mit dem früheren Innenminister zieht ein Befürworter der stärkeren Trennung von Staat und Kirche in den Elysée-Palast von Paris ein.
"Danke, heilige Theresia!", titelt am Montag die Homepage der französischen Bischofskonferenz. Auf den zweiten Blick wird dann aber klar, dass das kein Kommentar zum Urnengang vom Sonntag ist. Man muß bis ganz nach unten auf der Homepage vorstoßen, um ein Dossier zu den Wahlen zu finden. Es enthält aber keinen aktuellen Kommentar, sondern zwei Dossiers der Bischöfe vom März zu einem brüderlicheren und gerechteren Frankreich - und Prinzipien, die der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Jean-Pierre Ricard, vor einem guten Monat mit Blick auf die Wahlen entwickelte. Tenor: Ja zur Familie, Nein zur Euthanasie, Ja zu mehr sozialer Gleichheit. Auf den jetzigen Wahlgewinner Sarkozy gemünzt scheint dort ein Absatz, der zu einer großherzigen Aufnahme von Einwanderern aufruft.
Vor allem aber wird die Kirche sich jetzt daran erinnern, dass Sarkozy sich zu seiner Zeit als Innenminister immer zu einer stärkeren Trennung von Staat und Kirche bekannt hat. Der jetzige Präsident war es auch, der durch Druck und Ermutigung die Gründung eines Nationalen Islamrates mit zustandebrachte und dadurch den Islam auch gegenüber den alteingesessenen Religionsgemeinschaften aufwertete. Eher halbherzig wirkte hingegen Sarkozys Einsatz für das Verbot religiöser Symbole in der Öffentlichkeit, das so genannte Anti-Kopftuch-Gesetz, das vor allem ein Anliegen von Präsident Jacques Chirac war.
Die katholische Kirche in Frankreich beklagt sich über ein Klima des immer stärkeren Laizismus - einer "laicité", zu der sich auch Sarkozy oft bekennt. Sie fürchtet, aus der Öffentlichkeit immer weiter abgedrängt zu werden in eine Nische hinein. Viele trauen Sarkozy zu, an die Grundlagen der Staat-Kirche-Beziehungen rühren zu wollen.
Andererseits hat er sich im Wahlkampf aber auch als überaus gesprächsbereit gezeigt und zuletzt deutlicher auf die politische Mitte gezielt. Wie es der Kirche unter einem Präsidenten Sarkozy ergeht, das muß sich also erst noch erweisen. Interessantes Detail am Rand: Der neue erste Mann im Staat will sich offenbar in einem Kloster auf die Übernahme seiner Rolle vorbereiten...
(rv 07.05.2007 sk)







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